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Borchardt, Karl; Herrmann, Franz Xaver; Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Mitarb.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Mitarb.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Mitarb.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Mitarb.]; Kramer, Theodor [Bearb.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 27 = Münchner Reihe, 7. Band): Die Würzburger Inschriften bis 1525 — Wiesbaden: Dr. Ludwig Reichert Verlag, 1988

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https://doi.org/10.11588/diglit.57398#0028
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Schenk von Erbach (gest. 1383: Nr. 109) nicht unmittelbar nach dem Tode, sondern gleichzeitig mit
den Grabdenkmälern der Margarethe von Hutten (gest. 1400: Nr. 134) und der Katharina von Bibra
(gest. 1415: Nr. 170) entstand, dann sind die Schlußsteine im Chor der Marienkapelle (Nr. 117), die
Grabplatten der Elisabeth von Grumbach (gest. 1395, Nr. 121) und des Burkhard von Hokkenau
(gest. 1400, Nr. 136) sowie das Grabdenkmal des Bischofs Gerhard von Schwarzburg (gest. 1400:
Nr. 137) die ältesten erhaltenen Beispiele für die neue Schriftart in Würzburg. Sie trat somit hier über
50 Jahre später als im benachbarten Mainz auf.6 Die frühen Minuskelinschriften verzichteten auch am
Beginn (bei anno) oder bei Namen auf Großbuchstaben und hielten sich bei d,f, g, l, p, q oder langem
5 an das bei den Majuskehnschriften gewohnte Zweilinienschema. Im weiteren Verlauf des 15. Jhs.
wurden dann jedoch die Versalien häufiger, anfangs einfach vergrößerte Minuskeln, dann freie Erfin-
dungen oder Übernahmen aus der Majuskel (z. B. Nr. 305). Eine Sondergruppe bilden Inschriften
mit rundem Profil (z. B. Nr. 215), während gewöhnlich die Einschläge dreieckiges Profil aufweisen
und die Brechungen scharf ausgebildet sind. Schon früh finden sich fadenförmige Verzierungen wie
Anschwünge oder Ausläufe an geraden Hasten, später auch ein Diagonalstrich beim runden s, das
besonders um die Jahrhundertmitte als eingedrücktes Rechteck gebildet wird (Nr. 192, 204, ähnlich
schon Nr. 172); später herrscht wieder die achtförmige Gestaltung (Nr. 215, 217, 266). Gegen Ende
des Jahrhunderts wird n mehrfach wie ij geschrieben (Nr. 335, 337). Gleichzeitig nahmen weit aus-
schwingende, aufgespaltene Hasten und gabelförmige Oberlängen überhand.
Fraktur: Seit der zweiten Hälfte des 15.Jhs. übernahm die gotische Minuskel Großbuchstaben
mit Anschwellungen und Rundungen aus der Fraktur. Schließlich drang im lö.Jh. die Fraktur auch
bei Kleinbuchstaben durch; das a wurde nun einstöckig und mandelförmig wie analoge Rundbuch-
staben 0 oder d gebildet, f und langes 5 erhielten Unterlängen. Hierfür enthält der vorliegende Band
nur ein Beispiel, die Bronzeplatte des Sebastian von Rotenhan (Nr. 502), die zwar die Jahreszahl 1522
angibt, aber erst 1526 oder 1530 gegossen wurde.7
Renaissance-Kapitalis: In humanistisch beeinflußten Kreisen und durch Verbindungen mit
Italien trat schon im 15.Jh. vereinzelt in Deutschland die Renaissance-Kapitalis auf, die südlich der
Alpen durch bewußtes Anknüpfen an römische bzw. karolingische Vorbilder entwickelt worden
war.8 In Würzburg wurde sie nach 1490 durch Domherren wie Kilian von Bibra (gest. 1494:
Nr. 341 f), Johann von Allendorf (gest. 1496: Nr. 350t) und Wilhelm von Eyb (gest. 1496: Nr. 351)
eingeführt, die Italien persönlich durch ihr Studium und durch Aufenthalte an der römischen Kurie
kennengelernt hatten. Die Bischöfe Rudolf von Scherenberg (gest. 1495) und Lorenz von Bibra
(gest. 1519) verwendeten sie bei ihren Grabdenkmälern (Nr. 346, 473), nicht hingegen bei ihren
Grabplatten (Nr. 345f, 472). In den Domseitenschiffen zeigen drei Schlußsteine - der Domherren
Johann Schott, Georg Fuchs von Wonfurt und Andreas von Thüngen - Renaissance-Kapitalis, die
übrigen gotische Minuskel (Nr. 408). Bald nach der Jahrhundertwende wurde die neue Schrift häufi-
ger: Reliquienbüste in St. Afra (Nr. 507), Altartafeln in Neumünster 1514 (Nr. 459), Reliquiar im
Dom 1519 (Nr. 478). Die traditionsgebundene Sepulchralplastik widerstand der neuen Schrift hart-
näckig; Ausnahmen wie die Grabplatte des Domdekans Peter von Aufseß (gest. 1522: Nr. 490) sowie
die Epitaphien der Anna Eltlein (gest. 1508: Nr. 422 J) und des Engelhard Funk (gest. 1513: Nr. 452)
erklären sich durch die humanistischen Neigungen der betreffenden Personen. Sogar die drei Dom-
herrn, deren Schlußsteine die neue Schrift zeigen, ließen sich auf ihre Grabplatten gotische Minuskeln
setzen (Nr. 431t, 443, 457).
Zahlen: In der Regel wurden römische Zahlen verwendet. Arabische Jahreszahlen stehen zuerst
am Schlußstein des Georg von Bebenburg 1453 (Nr. 240 A) und wurden sehr schnell häufiger
(Nr. 327, 335, 3 56 f, 439). Inschriften mit bloßer Jahreszahl sind übrigens gemäß Grundsatzbeschluß
der interakademischen Inschriftenkommission von 1986 nicht mehr in den vorliegenden Band aufge-
nommen.9

6 Kloos, Einführung 134-38.
7 Kloos, Einführung 142 b; P. Zahn, Beiträge zur Epigraphik des 16. Jahrhunderts: Die Fraktur auf den Metallinschrif-
ten der Friedhöfe St. Johannis und St. Rochus zu Nürnberg, Münchener Hist. Stud., Abt. Geschichtl. Hilfswiss.,
Bd. 2 (Kallmünz/Opf. 1966).
8 Kloos, Einführung 153-56.
9 Kloos, Einführung 63 f.; I. Denzinger, „Einiges über die Entstehung und den Fortgang des Gebrauchs der arabischen
Ziffern im Würzburgischen“, AHVU 9/2 (1847), 163-84.

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