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Borchardt, Karl; Herrmann, Franz Xaver; Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Mitarb.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Mitarb.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Mitarb.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Mitarb.]; Kramer, Theodor [Bearb.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 27 = Münchner Reihe, 7. Band): Die Würzburger Inschriften bis 1525 — Wiesbaden: Dr. Ludwig Reichert Verlag, 1988

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https://doi.org/10.11588/diglit.57398#0030
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undbei Abt Hermann Lesch (gest. 1408, Nr. 153) angeordnet. Das Mittelfeld ist nur selten leer - Peter
Zobel (gest. 1323 : Nr. 49 t), Johann von Flach und Anna von Lisberg (gest. 1380: Nr. 102 J) son-
dern zeigt als Konturenbild oder Flachrelief ein Wappen oder die Ganzfigur des bzw. der Verstorbenen.
Das Wappen als Kontur auf einem erhabenen Schild hat der Domkanoniker Weiprecht von Stettenberg
(gest. 1373: Nr. 93). Anstelle eines Wappens bringt der Notar Gumprecht Fabri (gest. 1438: Nr. 213)
sein Signet als Konturenbild. Die Ganzfigur teils als Flachrelief, teils als Konturenbild bringt ein unbe-
kannter Domvikar (gest. 1503 : Nr. 398). Oft wurden die Ganzfigur und ein oder mehrere Schilde im
Mittelfeld kombiniert. Bei zwei Wappen können die Eltern gemeint sein (Nr. 193 f) oder bei Frauen
der Ehemann (Nr. 110 Agnes von Randersacker rechts, Johann von Grumbach links; Nr. 194 Christine
links, Eckhard Weibler rechts). Weil vier adelige Ahnen die Stiftsfähigkeit begründeten, setzte man seit
dem späten 14. Jh. mit Vorliebe die vier Ahnenwappen in die Ecken der Grabplatte, während im Mit-
telfeld Wappen und Ganzfigur wechselten. Diese Anordnung findet sich zuerst bei Elisabeth Schenk
von Erbach (gest. 1383: Nr. 108, 109) und Margarethe von Hutten (gest. 1400: Nr. 134t, 135); hier
wurden jedoch zwei Ahnen der Frau mit zwei Ahnen des Ehemannes kombiniert, auf der Grabplatte
die Frau rechts, der Mann links, auf dem Grabdenkmal umgekehrt. Der endgültige Typus mit vier
Ahnen des bzw. der Verstorbenen findet sich am Denkmal der Katharina von Bibra (gest. 1415,
Nr. 170, den drei Äbten aus St. Burkhard (Nr. 153, 198, 210) und wurde vor allem bei den Domkanoni-
kern zur Regel (über 30 Beispiele ab Nr. 271 J), auch auf den sechs Metallgrabplatten (Nr. 344 J, 388,
416, 437, 481 f, 490); nur Kilian von Bibra (gest. 1494: Nr. 340 J) und Wilhelm von Eyb (gest. 1496:
Nr. 350) fallen aus diesem Rahmen. Eine eingemauerte Inschrift allein wies auf den Stiftskanoniker
Hartmut Beyer (gest. 1402: Nr. 141) und den Bürger Heinrich Voit (gest. 1412: Nr. 164). Damit ver-
gleichbar sind die Metallplatten für Engelhard Funk (gest. 1513: Nr. 452) und Kilian Geyer (gest. 1519:
Nr. 477). Em Epitaph hatte Anna Eltlein (gest. 1508: Nr. 422 f) in Heidingsfeld bei der von ihr gestifte-
ten Beweinung (Nr. 421).
Totenschilde: Die Kirchen Würzburgs müssen eine Fülle von Totenschilden bewahrt haben, von
denen sich jedoch keiner erhalten hat. Der des Johann Hübner im Mainfränkischen Museum käme als
einziger dafür in Frage, doch ist diese Familie sonst in Nürnberg und Dinkelsbühl bezeugt, so daß seine
Herkunft aus Würzburg offen bleiben muß.14 Nur aus der Marienkapelle und der Kapuzinerkirche sind
Totenschilde wenigstens abschriftlich überliefert.
Glocken: Von den 24 Glocken aus der Zeit vor 1525 (darunter ein Spurium Nr. 72J"), die vor dem
Zweiten Weltkrieg in den Würzburger Kirchen hingen, sind nur drei heute wieder an ihrer Stelle
(Nr. 28, 33, 306). Allein die Domkirche hatte aber nach ihrem Inventar von 1485 damals 14 Glocken,
von denen nur sieben nachgewiesen sind: „Diß seindt die glocken im thummstifft: Item in dem ein
thurn [NW] hangt die mergel [Vorläufer von Nr. 409 t], die brunnkatz vnd die pfarrerin. Item in dem
andernn thurn [SW] hangt die betglock, die benedicta [Vorläufer von Nr. 479 t], die weinglock
[Nr. 231t] vnd dy orglock [Nr. 33 Stundenglocke]. In dem dritten thurn [NO] hangt das henlein
[Nr. 16 J, später SO-Turm], die ander schelln vnd die chorglock. In dem vierden thurn [SO] hangt die
schellen, die vierde [Vorläufer von Nr. 411t Viertelglocke, später im SW-Turm] vnd der standauff
[Nr. 2i9f], Item so stet ein glocken in des bawmeisters kammern, der leut man nit. Summa sum-
marum xiiii glocken.“15
Textilien: Das zitierte Inventar der Domkirche bezeugt zahlreiche verschollene Teppiche, an denen
man Inschriften vermuten darf: „In der Schnecken ober allen seien hangen die tebich etcetera ut sequi-
tur:... an dem ein tebich ist vita sancti kiliani, an dem andern vita trium regum, ... ein tebich daran stet
castrum virtutum ... item das panier Ciriaci [Alexanderflug und Kiliansfahne Nr. 11, 34], item das
panier von Berchtheim [Fahne aus der Schlacht von Bergtheim 1400].“16
Malereien: Fresken (Nr. 9, 40, 70, 71J, 133, 503) und Altartafeln (Nr. 460, 484) sind in Würzburger
Kirchen nur spärlich, Glasfenster mit Inschriften gar nicht mehr bekannt. Der ehemalige Bestand muß
aber beträchtlich gewesen sein; unter dem Putz der Kirchen mögen noch manche Fresken, in den
Museen noch manche Tafeln schlummern, deren Herkunft aus Würzburg bisher nicht nachzuweisen

14 E. Schöler, Historische Familienwappen in Franken, 2. Aufl. (Neustadt a. d. Aisch 1982), 60 u. Taf. 137 Nr. 12. Das
Bruderschaftsbuch der Marienkapelle von 1474 nennt allerdings Herrnjohann Hübner, Chorherrn von St. Stephan in
Bamberg, und seine Mutter Elisabeth sowie „Endlein Hubnerin“ (StaW Ratsbuch 275 fol. 26 v, 3Öv).
15 StAW HV MS f. 81* fol. 8r. Abklatsche der drei erhaltenen Glocken hat Herr Dr. Nitz, der Bearbeiter des Deutschen
Glockenatlas für Unterfranken, angefertigt; s. dazu M. Nitz, „Dokumentation monumentaler Gravierungen und
erhabener Inschriften durch manuelle Verfahren“, Jb. d. bayer. Denkmalpflege 31 (1977), 181-93.
16 StAW HV MS f. 81* fol. 7V.

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