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Borchardt, Karl; Herrmann, Franz Xaver; Kramer, Theodor [Oth.]; Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Contr.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Contr.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Contr.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Contr.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Contr.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 27 = Münchner Reihe, 7. Band): Die Würzburger Inschriften bis 1525 — Wiesbaden: Dr. Ludwig Reichert Verlag, 1988

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https://doi.org/10.11588/diglit.57398#0090
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Geschehen im Jahre des Herrn 1377. Herr Gerhard Graf von Schwarzburg, Bischof zu Würzburg, legte den ersten Stein
am Tage vor Pfingsten und ist der Begründer der Kapelle der heiligen Jungfrau Maria auf dem Judenplatz in der Stadt
Würzburg.
Die Buchstaben gehören zu der breiten Form der gotischen Majuskel in Würzburg. Die Fehler der
Inschrift sind wohl ein Anzeichen dafür, daß der Steinmetz der lateinischen Sprache unkundig war,
oder mögen durch fehlerhafte Restaurierungen zu erklären sein.
Die Marienkapelle wurde an Stelle der Synagoge gebaut, die bei dem Judenpogrom von 1349 mit dem
Ghetto in Flammen aufgegangen war. Der Bau galt als Sühne für die Gewalttätigkeiten der Bürger-
schaft und mußte von dieser geleistet werden.
I. Denzinger, „Einiges über die Entstehung und den Fortgang des Gebrauchs der arabischen Ziffern im Würzburgischen“,
AHVU9/2 (1847), 170; KDStW249f.; Rauh, Paläographie41 f. u. Taf. 3 Abb. 1 (Foto);K. Gerstenberg, „Die Bauplastik
der Marienkapelle zu Würzburg“, Zs. f. Kunstgesch. 21 (1958), 107 (Foto); Kuhn, Marienkapelle 8; Wendehorst, UB
Marienkapelle 1 (mit Reproduktion der Inschrift); F.X. Herrmann, „Inschriften des Mittelalters und der Neuzeit im
Lateinunterricht“, Fachtagung für lateinische Epigraphik des Mittelalters und der Neuzeit Landshut 18.-20.Juli 1980
(Kallmünz / Opf. 1982), 160-63.


98 J Kartause Engelgarten 1377 (?)

Grabplatte der Anna von Bickenbach. Ehemals in der Klosterkirche in der Kapelle der 11000 Jung-
frauen; seit dem Abbruch der Kirche 1853 verschollen. Nach Ullrich lag das Grab neben dem der
Margarethe von Seckendorf-Rennhofen (s.u. Nr. 174t).
anno M CCC [ ] obiit nobilis domina Anna de Bickenbach cuius anima
requiescat in Christo
Fabricius: Anno D(omi)ni [ ] mensis Maij Obijt Honorabilis D(omi)na Anna de Bickenbach.
Das Prädikat nobilis entspricht der ständischen Qualität der Herren von Bickenbach; ungewöhnlich
und daher verdächtig ist allerdings der Segenswunsch requiescat in Christo statt requiescat inpace.
Eine Anna von Bickenbach war mit Johann Kämmerer von Worms genannt Dalberg vermählt und
starb am 22. Mai 1415. Biedermann erwähnt eine zweite Anna von Bickenbach, die in der ersten Hälfte
des 14. Jhs. mit Heinrich von Lindau vermählt war, und eine dritte Anna von Bickenbach, die 1374 mit
dem 1415 verstorbenen Johann Schenk von Erbach vermählt war und 1337 (Druckfehler, vielleicht
richtig 1377?) verstarb. Dabei müßte es sich um Johann II. Schenk von Erbach aus der Linie zu Rei-
chenberg bzw. Fürstenau handeln, der ab 1381 belegt, 1418 verstorben, 1384—90 mit Schonetta Rau-
gräfin von Altenbaumberg vermählt war und zwei Töchter, Walpurgis (geb. 1382) und Dorothea
(geb. 1384) hatte. Diese Anna von Bickenbach könnte in der vorliegenden Grabinschrift gemeint sein.
Fabricius, Carthus. et Mendic., M. ch. f. 264 fol. 71 v; Gropp, Coll. nov. I 756; Biedermann, Steigerwald Taf. 179 u. 181;
Ullrich, Engelgarten I 30; Möller, Stamm-Taf. I Nr. 2; Europ. Stammtaf. V Taf. 20, 107.


99 Domkreuzgang 1378 Febr. 15


Grabplatte des Domherrn und Archidiakons Johann von Thüngfeld. Im Ostflügel an der Außenwand
vorletzter Stein vor der Nordostecke (Plan Nr. 116). Grüner Sandstein. Im eingetieften Mittelfeld
unten als Flachrelief das Familienwappen, das nach der Schildform zu schließen aber erst bei der späte-
ren Umarbeitung entstand. Darüber Grabinschrift und von einem Laubkranz umgeben das Familien-
wappen des Domherrn Georg von Schwarzenberg (gest. 1557 Aug. 22), der im gleichen Grabe beige-
setzt wurde. Inschrift umlaufend. Schrift eingehauen. Früher Sepultur 1/ 24. Die oberen Teile und die
rechte Seite der Inschrift sind völlig zerstört. Als später der Domherr Franz Christoph Wilhelm Schenk
Frhr. von Stauffenberg (gest. 1749 Juni 28) in das gleiche Grab gesenkt wurde (Sepultur 1/24), kam
der alte Stein (Thüngfeld-Schwarzenberg) in den Kreuzgang, wo er neben der Orgelstiege in die Wand
gemauert wurde. Der neue Stein (Stauffenberg; heute im Nordflügel an der Innenwand der vierte Stein
von Westen, Plan Nr. 125) hält weder durch eine Gedenkinschrift noch durch ein Gedenkwappen die
Erinnerung an Johann von Thüngfeld fest.
Abb. 41 H. 205 cm; B. 95 cm; Bu. 6,5 cm. - Gotische Minuskel.

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