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Knorr, Walburga; Zipp, Gerhard; Meier, Beate [Bearb.]; Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Mitarb.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Mitarb.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Mitarb.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Mitarb.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 40 = Münchener Reihe, 8. Band, Regensburg, 1): Minoritenkirche — Wiesbaden: Dr. Ludwig Reichert Verlag, 1995

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https://doi.org/10.11588/diglit.57399#0032
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Die Originale
Von den bis ins Jahr 1600 überlieferten 227 Inschriftendenkmälern (einschließlich der im Katalog als
Unternummern geführten Denkmäler) blieben 97 Originale erhalten.175
Die Reichsstadt Regensburg, von 1663-1803 Sitz des Immerwährenden Reichstages, war von der
Auflösung des „Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation“ besonders betroffen. Für die Mino-
ritenkirche und das angrenzende Kloster begann aber bereits vor dem Jahre 1803176 durch Fremdnut-
zung ein Prozeß des Niedergangs, der bis in das 20. Jahrhundert hinein andauerte. Im Verlauf dieses
Prozesses erfuhr die Ausstattung des Gesamtkomplexes eine Reduzierung, die es schwierig macht,
den Bestand, wie er noch im 18.Jahrhundert existierte, zu rekonstruieren. Trotz der Bemühungen der
Bayerischen Hofkommission, der Landesdirektion und des Generalkommissariats des Regenkreises,
Kunstdenkmäler zu erhalten und, wenn möglich, an Ort und Stelle zu belassen,177 griff im Falle der
Minoritenkirche und des Klosters die kulturpflegerische Tätigkeit nur in sehr begrenztem Maße.
Besondere konservatorische Sorgfalt galt der als Holzlege zwar zweckentfremdeten, aber auf diese
Weise doch geschützten Paulsdorferkapelle. Da sich in dieser Kapelle die wohl wertvollsten Inschrif-
tenträger befanden, bemühte man sich um die Erhaltung der Grabmäler, Epitaphien, Grabschilde und
der beiden Turniersättel.I7S Dennoch sind von den im 19.Jahrhundert noch vorhandenen 13 Grab-
mälern und vier Totenschilden179 nur 7 Steine180 auf uns gekommen, von denen sechs in den Kata-
logteil aufgenommen wurden (s. Kat.-Nrr. 14, 121, 129, 149, 155, 204).181 Die vier Totenschilde
wurden in die Niedermünsterkirche verbracht, „kamen vom Regen in die Traufe, da sie bei einer der
dortigen neueren Restaurationen (...) verkamen.“182 In den Katalog war nur die kopial überlieferte
Inschrift des ältesten Schildes183 (s. Kat.-Nr. 155a) aufzunehmen.
Die Denkmäler aus dem Kirchenraum, den Kreuzgängen und der Sakristei fanden dagegen weniger
Beachtung. Sie konnten gegen eine Gebühr von Interessenten abgeholt werden.184 Da sich aber of-
fensichtlich kaum jemand für die Versteigerung interessierte, wurden die Denkmäler zum großen Teil
vernichtet oder zu Pflasterungen von Latrinen der Kaserne oder von Höfen Regensburger Bürger-
häuser verwendet.185 Beredtes Zeugnis dieser Vorgänge legt der erst 1862 in einem Regensburger
Bürgerhaus wiederaufgefundene Grabstein des Bruders Berthold ab (s. Kat.-Nr. 1).
Eine im Auftrag des „Königlichen Staatsrathes und Hofkommissairs“ Freiherrn von Weichs am 11.
und 12. März 1811 erstellte Liste der noch vorhandenen Grabsteine diente als Vorarbeit für die Ver-
steigerung der Grabmäler, die noch im selben Jahr stattfand. Diese Bestandsaufnahme, bestehend aus

175 Der Anteil an original vorhandenen Inschriften liegt in den Regionen, die keine historisch bedeutsamen Zentren ein-
schließen, erheblich höher; vgl. hierzu DI 20, XVII, sowie DI 22, XXI mit Anm. 51.
176 Zur Übernahme der Stadt durch Fürstprimas Dalberg s. oben XVII f.
177 S. hierzu Bosl, Denkmals- und Kulturpflege 2f.
178 Die Turniersättel befinden sich heute im Museum der Stadt Regensburg und im Germanischen Nationalmuseum
Nürnberg; vgl. Boockmann, Die Stadt 184; Wittelsbach und Bayern I,i, 187.
179 Vgl. Resch, Paulsdorferkapelle.
180 Der Stein Katharinas von Ramsberg (s. Kat.-Nr. 48) wurde erst während des Zweiten Weltkriegs zerstört. Von der
Grabplatte, unter der Margareta von Paulsdorf, Johannes von Paulsdorf und Adelheid von Aichberg (s. Kat.-Nr. 153)
bestattet waren, sind nur mehr der Rotmarmorstein, nicht aber die beiden Inschriftentafeln erhalten.
181 Der Grabstein der Maria Anna von Paulsdorf (f 1628) wurde wegen der gewählten Bearbeitungsgrenze nicht mehr be-
rücksichtigt.
182 Walderdorff, Regensburg 244.
183 Resch, Paulsdorferkapelle 141.
184 Annonce vom 28. Dezember 1810 im Regensburger Intelligenzblatt, 14: „Nachdem sich in den hiesigen Kirchen
der Minoriten und Carmeliten mehrere große Grabsteine und Familiendenkmäler befinden, deren Besitz vielleicht
manchen Familiengliedern wünschenswerth seyn dürfte, so werden hiemit alle Jene, welche auf solche Epithaphien
gegründete Ansprüche machen können und wollen, aufgefordert, diesselben innerhalb 14 Tagen von der Publikation
bey dem zur Liquidation beauftragten Kömgl. prov. Landes-Direktorialrath und General-Archivar Gemeiner vorzu-
bringen, welcher die Verfügung treffen wird, daß nach geführtem vollen Beweis die Restituirung gegen Erlag der
Aushebungskosten seiner Zeit geschehen könne.“ (weitere Annoncen im Regensburger Intelligenzblatt vom
13.Februar 1811); Bekanntmachung in der Regensburger Politischen Zeitung vom n.März 1811 (4.Jahrgang,
168): „Künftigen Freitag den 15. März 1811, Vormittag von 8 bis 11, und Nachmittag von 2 bis 5 Uhr, werden in der
vormaligen Minoritenkirche mehrere Grabsteine, meistens von Marmor, deren Größe vor dem Aufruf eröffnet wird,
an die Meistbietenden, gegen sogleich baar zu leistende Bezahlung, öffentlich versteigert werden, welche erhaltenen
Auftrag zu Folge, zur Nachachtung für Kunstliebhaber hiermit bekanntgemacht wird.“ (Aufruf zur Versteigerung,
unterzeichnet vonJ.J. Gause, „Königl. prov. Bauamts Condir., Commissär“). Vgl. hierzu auch Zirngibl, Briefe II, 47;
Eubel, Oberdeutsche Minoritenprovinz 151; Busch, Kirchenbaukunst 131; KDB II 22,3, 8; Walderdorff, Regens-
burg 239.
185 Walderdorff, Regensburg 242ff.

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