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Knorr, Walburga; Zipp, Gerhard; Meier, Beate [Oth.]; Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Contr.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Contr.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Contr.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Contr.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Contr.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 40 = Münchener Reihe, 8. Band, Regensburg, 1): Minoritenkirche — Wiesbaden: Dr. Ludwig Reichert Verlag, 1995

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https://doi.org/10.11588/diglit.57399#0041
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arabischen Ziffern eingehauen. Seit Beginn des 16 Jahrhunderts häufen sich allgemein arabische Zah-
len in Grabinschriften (s. Kat.-Nrr. 154, 173, 204).236
Frühhumanistische Schriftformen
Ein Nebeneinander verschiedener Schriften, Gotische Minuskel und Frühhumanistische Schrift, fin-
det sich zu Beginn des 16 Jahrhunderts dokumentiert in der Wappengrabplatte des Steffan Naufletzer
und seiner Ehefrau Katharina (s. Kat.-Nr. 154). Bei der Inschrift des Ehemanns handelt es sich um die
früheste, abgesehen vom unzialen E, ausschließlich in kapitalen Buchstaben eingeschlagene Inschrift,
datiert 1516. Sie beansprucht em Drittel des Rotmarmorsteines. Die Buchstaben stehen eng aneinan-
der, Zierpunkte markieren den Raum zwischen den Worten. Bei fast allen Buchstaben wechselt feine
Linienführung mit starken Verdickungen an den Schäften, Querbalken oder Rundungen. Das auffal-
lendste Merkmal dieser Inschrift aber sind die unterschiedlichen Formen der einzelnen Buchsta-
ben.237 Der weit überstehende, geschwungene und eingerollte Querbalken des A von „AN(N)O“
erinnert an den sogenannten Elefantenrüssel der Frakturversalien. Der Imke Schaft des nächsten A
schwingt leicht gebogen aus, der Kopfstrich setzt, zum Dreieck verdickt, kurz über der linken Haste
an. Schmäler als das vorhergehende, mit leicht überstehendem Kopfstrich, einer senkrechten und ei-
ner schrägen Haste, zeigt sich ein weiteres A; ein gleichschenkliges Trapez und zwei bereits fast
dreieckfbrmige A vollenden den Formenkanon. G ist schmal mit hochgestelltem Winkel. Das M tritt
in zweierlei Gestalt auf, einmal mit parallelen Schäften und leicht hochgezogenem Mittelteil, einmal
konisch geformt, wobei der Mittelteil steile Winkel bildet. Em sehr steiles, schmales R mit kleinem
Bogen ohne Schließung und hoch angesetzter gerader Cauda, die sich nach unten verbreitert, findet
sich neben R mit geschwungener Cauda. Die Z-Form des R im Wort „STARB“ gleicht in seiner ek-
kigen Ausführung dem runden r der einstigen or-Ligatur der Textura. E erscheint zum einen in der
unzialen Form ohne Abschlußstrich sowie als kapitales E, zweimal mit leicht verkürztem Mittelbal-
ken. Allein das N bleibt gleichförmig als kapitaler Buchstabe mit seitenverkehrter, fadenförmig ver-
dünnter Schräghaste.
Diese Merkmale, wie sie sich auch häufig in Schriften aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts fin-
den, sind Belege für das Weiterleben solcher Schriftformen.
7. Deutschsprachige Inschriften
Die Vernachlässigung des philologischen, speziell germanistischen Aspekts bei der Untersuchung
mittelalterlicher und frühneuzeitlicher Inschriften wurde, nicht zu Unrecht, schon häufig konsta-
tiert.238
Für das Gebiet der Stadt Regensburg läßt sich zumindest auf eine bereits 1884 im Unterhaltungsblatt
zum Regensburger Morgenblatt, einer lokalen Tageszeitung, erschienene Sammlung deutschsprachi-
ger Grabinschriften des 14. bis 18 Jahrhunderts hmweisen.239 In einer recht zuverlässigen Form wer-
den hier von einem außerhalb der Fachwissenschaft stehenden Autor zahlreiche deutsche Inschriften
aus Regensburger Kirchen mitgeteilt und ediert. Der Verfasser berücksichtigt allerdings nur die ihm
bekannten Originalgrabsteine, die kopiale und archivalische Überlieferung bleibt unerwähnt. Uber
diese Sammlung geht erst die Arbeit von H.U Schmid240 hinaus, der in seiner Monographie
deutschsprachige Regensburger Inschriften veröffentlicht und auswertet. Schmid bietet insgesamt
112 Nummern, bis auf zwei Ausnahmen241 allesamt Originale; die jüngste Inschrift stammt aus dem
Jahr 1547.242 Neben unbekanntem Material finden sich im Editionsteil bemerkenswerte Korrekturen
zu bislang vorliegenden wissenschaftlichen Ergebnissen sowie manch wichtige Neubewertung.243
Die Untersuchung der Sprache der Regensburger Inschriften,244 mit ausführlichen sprachgeschicht-

236 Zu den Zahlzeichen vgl. Kloos, Epigraphik 62-64; Bischoff, Paläographie 222-224.
237 Bornschlegel, Renaissance-Kapitalis 219.
238 Koch, Deutsches Inschriftenwerk 36; Wulf, Typologie 127h; Neumüllers-Klauser, Frühe deutschsprachige In-
schriften 179 k
239 Renner, Deutsche Grabschriften.
240 Schmid, Inschriften.
241 Schmid, Inschriften 13, Nr.8 (Galgeninschrift vom Jahr 1368); ebd. 13k, Nr.9 (Stadtmauerinschrift von 1383).
242 Zu den Aufnahmekriterien der Inschriften sowie zur zeitlichen Begrenzung vgl. ebd. 5 k
243 Vgl. ebd. z.B. 10k, Nr. 3, 14—20, Nr. 10.
244 Ebd. 63 ff.

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