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Zahn, Peter; Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Mitarb.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Mitarb.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Mitarb.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Mitarb.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 68 = Münchener Reihe, 11. Band, Nürnberg, Teilband 2) (1581-1608) — Wiesbaden: Dr. Ludwig Reichert Verlag, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.57582#0014
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Um diese Zeit stiftete der Bamberger Ritter Heinrich (Heinz) Marschalk (Marschall?) von Rauen-
eck17) sieben Kreuzwegstationen, die von Adam Kraft und seinen Gesellen 1505/08 geschaffen und vom
Tiergärtnertor aus bis zum Johannisfriedhof aufgestellt wurden18). Die Texte ihrer Inschriften sind weit-
gehend aus den ebenfalls noch erhaltenen Bamberger Stationen übernommen, die Rauheneck um 1500
gestiftet hatte19). Endpunkt der Kreuzwegstationen bildeten die Adam-Kraftsche-Kreuzigungsgruppe
und die Grablegung, die wohl gleich in die damals noch so genannte Stephanuskapelle eingefugt wor-
den war. Geweiht wurde die Kapelle am 27. August 1507.20)
Ein Heinrich Marschalk von Ebnet ließ im Jahr 1513 durch Hans Beheim d. Ä.21) die Erweiterung
der Kapelle beginnen. Er starb jedoch noch vor Vollendung des Baues22). 1515 war die Kapelle in Hän-
den des Pflegers von St.Johannis, Peter Imhoff23), dessen Nachkommen bis in die siebzigerJahre ei-
nen Schlüssel dazu besaßen und 1564 und 1571 Reparaturen an der Kapelle ausführen ließen24). Wann
und in welcher Form ein Nutzungsrecht der abwechselnd „St. Stephanus“, „Zum heiligen Grab“, auch
„Mutter Angst“ (und sogar „St. Rochus“) genannten Kapelle von den Imhoff auf die Familie Holz-
schuher überging, läßt sich nicht einwandfrei feststellen. Die Akten des von 1593 bis 1604 dauernden
Prozesses zwischen den Familien Imhoff und Holzschuher sprechen zu Gunsten der Imhoff als Erst-
nutzer25). Sicher ist immerhin, daß der 1511 gestorbene Friedrich Holzschuher zwar noch in St. Sebald
begraben wurde (vgl. DI 13 Nr. 10 und 53)26), seine 1521 gestorbene Ehefrau Barbara jedoch nicht
in der zu jener Zeit bereits errichteten Kapelle, sondern auf dem Johannisfriedhof, Grab Nr. 1109 (vgl.
DI 13 Nr. 10, 52, 53). Aber auch das 1520 datierte Epitaph für den 1526 in Venedig verstorbenen Wolf-
gang Imhoff lag außerhalb der Kapelle, wenn auch auf einem Stein in unmittelbarer Nähe (vgl. DI 13
Nr. 31)27).
Lazarus Holzschuher (gest. 6. 5.1523) war der erste, der in der Kapelle begraben wurde. Ihm folgte
seine Frau Katharina (gest. 18. 6.1525) nach28). Von da an bis zum heutigen Tag blieb die Kapelle Grab-
stätte der Holzschuher. Im Jahre 1925 kaufte sie die Stadt Nürnberg und ließ sie in den Jahren 1927,
1950 und wieder 1970/71 anläßlich des Dürerjahrs restaurieren. Die jüngste Restaurierung wurde
im November 2002 initiiert mit der Untersuchung des Retabel-Altars und der Wandmalerei in der

17) Benannt nach Raueneck (Burgruine), Vorbach, Stadt Ebern, Kr. Haßberge; Familie seit dem 13.Jh. nach-
weisbar, erloschen 1550. Grabdenkmäler in der Pfarrkirche von Pfarrweisach, Kr. Haßberge, für Heinz v. R.
(J 13.04.1504), Jörg v. R. (f 12. 8.1506), Dorothea v. R. (J 1507), in der Pfarrkirche von Ebern, für Osanna v. R.,
GD Reichart v. Lichtenstein ( 25. 5.1512); sie stiftet als Witwe 1514 die Engelmesse zu Pfarrweisach. — Die Inschriften
des Landkreises Haßberge, ges. u. bearb. v. I. Maierhofer, 1979 (DI 17) Nr. 77, 78, 81 und 89 (mit Abb. 26-28, 30);
E. Schöler, Historische Familienwappen in Franken, 3. Aufl. (1999) S. 85 mit Taf. 15,7 (Wappen): Dehio, Franken, 2.
Aufl. (1999) S. 844, 1075. - Felicitas Marschallin v. Raueneck (1490-21.11.1567) GD Georg v. Heydeck (f 10.9.1558
Hersbruck). — H. Stoyan, Adel-Digital, WW-Person auf CD, 9. Aufl. (2006); F. Freytag v. Loringhoven, Europäische
Stammtafeln Bd. 3 (1956) Taf. 78; D Schwennicke, Europäische Stammtafeln, Bd. 16 (1995) Taf. 116.
18) Kunstdenkmale X (1961) S. 292; Kunstdenkmale X 2. Aufl. (1977) S. 418. In einer Vertragsurkunde zwischen
Adam Kraft und Peter Imhoff vom 25. 8.1505 verspricht Adam Kraft, von seiner 310 Gulden betragenden Schuld
in einem jar, oder alsbald des Marschalks arbayt ausgemacht wirt, 100 Gulden abzuzahlen. Jahreszahl „1508“ eingemeißelt
in den westlichen Bogen der Grabnische, ebenfalls in der Signatur des Nischenfreskos. — Vgl. Chr. Geyer, Zur Ge-
schichte der Adam Krafftschen Stationen, In: Rep. f. Kunstwissenschaft 28 (1905) S. 504; W Schwemmer, Adam Kraft
(1958) S. 34-37; Pilz, St.Johannis und St. Rochus in Nürnberg (1984) S. 124-127; G. Mammel, Adam Krafts Kreuz-
wegstationen in Nürnberg St.Johannis. Faltblatt Bürgerverein St.Johannis (1987); Zittlau a. a. O. (1992) S. 5, gegen-
teilig zur Frage, ob Marschalk von Rauheneck der Stifter sei S. n8f.; Stadtlexikon Nürnberg (2000) S. 588.
19) Die Texte der Stationsinschriften bei Geyer a. a. O. S. 505 u. Zittlau a. a. O. (1992) S. 70 — 78.
20) Zittlau a. a. O. (1992) S. 121 f; StadtAN Rep. D 15, Salbuch von Ulrich Starck, beg. 1505 Bl. 73 a~74a, abgedr.
bei Zittlau a. a. O. (1992) S. 145.
21) Kunstdenkmale X (1961) S. 291; Kunstdenkmale X 2. Aufl. (1977) S. 418; zu Hans Behaim d. Ä. vgl. Zittlau
a. a. O. (1992) S. 5off.; Stadtlexikon Nürnberg (2000) S. I32f.
22) Wohl im Jahre 1514, wie der „Geschlechtslehenbrief des Kuntz Marschalk von Ebnet nach dem Tode seines
Bruders Heintz Marschalk von Ebnet sei.“ von 1514 ausweist, vgl. Geyer a. a. O. S. 503.
23) Peter Imhoff d. Ä. (1444-1528), 1517-1523 Pfleger von St. Johannis, Bruder des Stifters der Kapelle auf dem
Rochusfriedhof Konrad Imhoff (vgl. dort). - Zittlau a. a. O. (1992) S. iO9ff.
24) Geyer a. a. O. S. 498f. und S. 500.
25) Die Prozeßakten (StAN S I L. 201 Nr. 39) auszugsweise abgedruckt und eingehend kommentiert bei Geyer
a. a. O. S. 497ff„ Auszüge auch bei Zittlau a. a. O (1992) S. 145 -157.
26) Nicht unter Grab 1109, wie Holzschuher, Sammlung einiger Nachrichten (1788) S. 9, angibt.
27) Zu Wolfgang Imhoff (1473-1523) vgl. Biedermann, Geschlechtsregister Nürnberg (1748) Taf. 174; MVGN
siehe Register.
28) Holzschuher, Sammlung einiger Nachrichten (1788) S. 10; Zittlau a. a. O. (1992) S. in Anm. 40.

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