Im Jahre 1604 mußte der Friedhof bereits aufs neue nach Norden um zehn Grabreihen, nach Osten
um eine erweitert werden57). Die vergoldete Kapitalis-Inschrift der Messingtafel über dem Ost-Portal,
ebenfalls nicht im Original überliefert, lautete: D(eo) O(ptimo) M(aximo) S(acrum) / COEMETERIUM
HOC CHRISTIANORUM SEPUETURIS / DICATUM, INCLYTI SENATUS NORIMBERGENSIS
DECRETO, AMPLIATUM ET INSTAURATUM EST / ANNO CHRISTI MDCIIII58). Den Zustand
zwischen 1592 und 1608 gibt ein Stich von Peter Isselburg wieder, der leider die Nordostecke des Fried-
hofs nicht abbildet, so daß sich das im Rundprospekt von 1577/81 angedeutete Osttor nicht bestätigen
läßt59). (Abb. 147) Links im Bild sieht man die Holzschuherkapelle, dahinter das Dach des Schießhauses.
Vor der Kapelle sind, wie Jahresringe, zwei Mauern zu erkennen: die innere ist noch jene des Dürerschen
Aquarells von 1494/1505; die vordere Mauer gehört zur Erweiterung von 1604; dazwischen steht das
1562/70 errichtete Münzersche Hochmonument (DI 13 Nr. 944). Rechts, nach Westen um etwa zehn
Meter zurückgesetzt, erkennt man vor dem alten noch nahe der Kirche gebauten Steinschreiberhaus60)
die Mauer des sogenannten Predigerkirchhofs. Der Stadtprospekt aus der Vogelschau des Hieronymus
Braun von 1608 zeigt die gesamte Ostmauer, nun nach Süden um ein gleiches Stück verlängert, in ihrem
Nordteil meint man die mit einem Giebel überdachte Kreuzwegstation, in der Nordostecke ein Tor
nach der Stadt zu erkennen, davor auf einem gemauerten Sockel die Kreuzigungsgruppe von Adam
Kraft. (Abb. 148) Die noch von Isselburg abgebildete alte Nordmauer in Höhe des Münzer-Denkmals ist
bereits abgerissen. Die neue Nordmauer entspricht auch in ihrem Rücksprung in Höhe des Steinschrei-
berhauses und der Johanniskirche der äußeren Mauer im Stich von Isselburg.61) Eine Vogelschau-Sicht
auf den Friedhof von Süden bietet der Plan von Hans Bien „Nürnberg mit der Landwehr“ von 1620, in
dem auch die Arkaden der Nord-Süd-Mauer zu erkennen sind, die den großen Friedhof nach Westen
gegen den Pfarrgarten hin abschließen62) (Abb. 149).
Erst 1644 wurde die Mauer zum Predigerkirchhof nach Norden bis zur Fluchtlinie der großen
Nordwestmauer vorgerückt, das Steinschreiberhaus versetzt und ein neues Nordportal aufgerichtet63).
Die stufenweise Erweiterung der Friedhofsanlage zeigt der Plan des Ingenieurs Johann Carl vom Jahre
1624, von Nagel entdeckt, nach dem Krieg verschollen und in den 60er Jahren wiederaufgefunden. Er
ist durch Feuchtigkeit während der Kriegsverlagerung stark beschädigt64) (Abb. 150), doch glücklicher-
weise hat Nagel, selbst Architekt, die Angaben nach dem ursprünglichen Zustand in seine Planskizze
übernommen65) (Abb. 144). Aus ihr ist zu sehen, daß 1624 oder kurz darauf außer einem noch zurück-
gesetzten Zwickel in der Nordfront des Predigerkirchhofs auch ein Stück in der Südbegrenzung beg-
radigt wurde. Die übrigen Vorschläge Carls, die eine Erweiterung nach Norden (bis an die Nordseite
der heutigen Johannisstraße) und eine solche nach Osten über die heutige Lindengasse hinaus vorsa-
hen, wurden nicht verwirklicht.
57) Nagel (a. a. O. Okt. 1928 S. 3) ermittelte diese Erweiterung aus der Nummernfolge der Gräber; sie entspricht
auf der Nordseite den vierstelligen Nummern im Gräberplan und den zumeist rot markierten Grabstellen.
58) Rötenbeck 166 S. 2; Rötenbeck 488 S. III; Trechsel S. 9. Zu deutsch: Dem besten höchsten Gott geweiht.
Dieser Friedhof, dem Begräbnis der Christen gewidmet, wurde nach Erlaß eines ruhmreichen Rates der Stadt Nürn-
berg im Jahre Christi 1604 vergrößert und erneuert. — Text und Kommentar der Inschrift hier unter Nr. 2755.
59) Hirschmann, St.Johannis (1964) Abb. S. 3; Zittlau, Heiliggrabkapelle (1992) Abb. 5; Schiermeyer, Stadtatlas
Nürnberg (2006) S. yöf. und Kartenbeilage (Rundprospekt); zum Kupferstecher und Verleger Peter Isselburg vgl.
Stadtlexikon Nürnberg (2000) S. 482.
60) Das erste Steinschreiberhaus dürfte nach Nagel zu der Zeit gebaut worden sein, in der man die Gräber in re-
gistrierfähige Ordnung brachte, also 1562 oder danach.
61) Prospekt der Reichsstadt Nürnberg des Hieronymus Braun 1608. Staatsarchiv Nürnberg, Reichsstadt Nürn-
berg, Karten und Pläne Nr. 42; Faksimile-Ausgabe in 16 Blättern, hrsg. von der Stadtsparkasse Nürnberg in Zusam-
menarbeit mit dem Verein für Geschichte der Stadt Nürnberg (mit Kommentar von) H. Pfadenhauer (1985), hier
Blatt 16. - Der Prospekt hat an dieser Stelle bei der Kriegsverlagerung durch Feuchtigkeit gelitten. Ein von Zittlau
a. a. a. O. (1992) Abb. 6 wiedergegebener Ausschnitt aus einer Fotografie der (ehemaligen) Bildstelle des Hoch-
bauamtes (ihr Bestand ist heute im Stadtarchiv Nürnberg) zeigt den Vorkriegszustand und läßt noch mehr Details als
das Nachkriegs-Faksimile erkennen; F. Schiermeyer, Stadtatlas Nürnberg (2006) S. 82f. und Kartenbeilage zeigen
ebenfalls den heutigen Zustand.
62) Zittlau a. a. O. (1992) Abb. 8 (dort 1653 datiert); Schiermeier, Stadtatlas Nürnberg (2006) S. 86f. mit Karten-
beilage.
63) Zur Inschrift von 1644 innen am Nordtor vgl. Trechsel a. a. O. S. 8. - In Band III (DI-N) Nr. 4348.
64) LKA Nürnberg Rep. 10a J-Fach 43 Nr. 21; seit 1966 in der Plansammlung des LKA. - Zittlau, Heiliggrab-
kapelle (1992) Abb. 7.
65) Nagel a. a. O. Nov. 1928 S. 3.
XIII
um eine erweitert werden57). Die vergoldete Kapitalis-Inschrift der Messingtafel über dem Ost-Portal,
ebenfalls nicht im Original überliefert, lautete: D(eo) O(ptimo) M(aximo) S(acrum) / COEMETERIUM
HOC CHRISTIANORUM SEPUETURIS / DICATUM, INCLYTI SENATUS NORIMBERGENSIS
DECRETO, AMPLIATUM ET INSTAURATUM EST / ANNO CHRISTI MDCIIII58). Den Zustand
zwischen 1592 und 1608 gibt ein Stich von Peter Isselburg wieder, der leider die Nordostecke des Fried-
hofs nicht abbildet, so daß sich das im Rundprospekt von 1577/81 angedeutete Osttor nicht bestätigen
läßt59). (Abb. 147) Links im Bild sieht man die Holzschuherkapelle, dahinter das Dach des Schießhauses.
Vor der Kapelle sind, wie Jahresringe, zwei Mauern zu erkennen: die innere ist noch jene des Dürerschen
Aquarells von 1494/1505; die vordere Mauer gehört zur Erweiterung von 1604; dazwischen steht das
1562/70 errichtete Münzersche Hochmonument (DI 13 Nr. 944). Rechts, nach Westen um etwa zehn
Meter zurückgesetzt, erkennt man vor dem alten noch nahe der Kirche gebauten Steinschreiberhaus60)
die Mauer des sogenannten Predigerkirchhofs. Der Stadtprospekt aus der Vogelschau des Hieronymus
Braun von 1608 zeigt die gesamte Ostmauer, nun nach Süden um ein gleiches Stück verlängert, in ihrem
Nordteil meint man die mit einem Giebel überdachte Kreuzwegstation, in der Nordostecke ein Tor
nach der Stadt zu erkennen, davor auf einem gemauerten Sockel die Kreuzigungsgruppe von Adam
Kraft. (Abb. 148) Die noch von Isselburg abgebildete alte Nordmauer in Höhe des Münzer-Denkmals ist
bereits abgerissen. Die neue Nordmauer entspricht auch in ihrem Rücksprung in Höhe des Steinschrei-
berhauses und der Johanniskirche der äußeren Mauer im Stich von Isselburg.61) Eine Vogelschau-Sicht
auf den Friedhof von Süden bietet der Plan von Hans Bien „Nürnberg mit der Landwehr“ von 1620, in
dem auch die Arkaden der Nord-Süd-Mauer zu erkennen sind, die den großen Friedhof nach Westen
gegen den Pfarrgarten hin abschließen62) (Abb. 149).
Erst 1644 wurde die Mauer zum Predigerkirchhof nach Norden bis zur Fluchtlinie der großen
Nordwestmauer vorgerückt, das Steinschreiberhaus versetzt und ein neues Nordportal aufgerichtet63).
Die stufenweise Erweiterung der Friedhofsanlage zeigt der Plan des Ingenieurs Johann Carl vom Jahre
1624, von Nagel entdeckt, nach dem Krieg verschollen und in den 60er Jahren wiederaufgefunden. Er
ist durch Feuchtigkeit während der Kriegsverlagerung stark beschädigt64) (Abb. 150), doch glücklicher-
weise hat Nagel, selbst Architekt, die Angaben nach dem ursprünglichen Zustand in seine Planskizze
übernommen65) (Abb. 144). Aus ihr ist zu sehen, daß 1624 oder kurz darauf außer einem noch zurück-
gesetzten Zwickel in der Nordfront des Predigerkirchhofs auch ein Stück in der Südbegrenzung beg-
radigt wurde. Die übrigen Vorschläge Carls, die eine Erweiterung nach Norden (bis an die Nordseite
der heutigen Johannisstraße) und eine solche nach Osten über die heutige Lindengasse hinaus vorsa-
hen, wurden nicht verwirklicht.
57) Nagel (a. a. O. Okt. 1928 S. 3) ermittelte diese Erweiterung aus der Nummernfolge der Gräber; sie entspricht
auf der Nordseite den vierstelligen Nummern im Gräberplan und den zumeist rot markierten Grabstellen.
58) Rötenbeck 166 S. 2; Rötenbeck 488 S. III; Trechsel S. 9. Zu deutsch: Dem besten höchsten Gott geweiht.
Dieser Friedhof, dem Begräbnis der Christen gewidmet, wurde nach Erlaß eines ruhmreichen Rates der Stadt Nürn-
berg im Jahre Christi 1604 vergrößert und erneuert. — Text und Kommentar der Inschrift hier unter Nr. 2755.
59) Hirschmann, St.Johannis (1964) Abb. S. 3; Zittlau, Heiliggrabkapelle (1992) Abb. 5; Schiermeyer, Stadtatlas
Nürnberg (2006) S. yöf. und Kartenbeilage (Rundprospekt); zum Kupferstecher und Verleger Peter Isselburg vgl.
Stadtlexikon Nürnberg (2000) S. 482.
60) Das erste Steinschreiberhaus dürfte nach Nagel zu der Zeit gebaut worden sein, in der man die Gräber in re-
gistrierfähige Ordnung brachte, also 1562 oder danach.
61) Prospekt der Reichsstadt Nürnberg des Hieronymus Braun 1608. Staatsarchiv Nürnberg, Reichsstadt Nürn-
berg, Karten und Pläne Nr. 42; Faksimile-Ausgabe in 16 Blättern, hrsg. von der Stadtsparkasse Nürnberg in Zusam-
menarbeit mit dem Verein für Geschichte der Stadt Nürnberg (mit Kommentar von) H. Pfadenhauer (1985), hier
Blatt 16. - Der Prospekt hat an dieser Stelle bei der Kriegsverlagerung durch Feuchtigkeit gelitten. Ein von Zittlau
a. a. a. O. (1992) Abb. 6 wiedergegebener Ausschnitt aus einer Fotografie der (ehemaligen) Bildstelle des Hoch-
bauamtes (ihr Bestand ist heute im Stadtarchiv Nürnberg) zeigt den Vorkriegszustand und läßt noch mehr Details als
das Nachkriegs-Faksimile erkennen; F. Schiermeyer, Stadtatlas Nürnberg (2006) S. 82f. und Kartenbeilage zeigen
ebenfalls den heutigen Zustand.
62) Zittlau a. a. O. (1992) Abb. 8 (dort 1653 datiert); Schiermeier, Stadtatlas Nürnberg (2006) S. 86f. mit Karten-
beilage.
63) Zur Inschrift von 1644 innen am Nordtor vgl. Trechsel a. a. O. S. 8. - In Band III (DI-N) Nr. 4348.
64) LKA Nürnberg Rep. 10a J-Fach 43 Nr. 21; seit 1966 in der Plansammlung des LKA. - Zittlau, Heiliggrab-
kapelle (1992) Abb. 7.
65) Nagel a. a. O. Nov. 1928 S. 3.
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