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Zahn, Peter; Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Contr.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Contr.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Contr.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Contr.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Contr.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 68 = Münchener Reihe, 11. Band, Nürnberg, Teilband 2) (1581-1608) — Wiesbaden: Dr. Ludwig Reichert Verlag, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.57582#0018
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Das heutige Ostportal stammt von 166266) (Abb. 151, 152). Im Jahre 1677 fiel die Mauer zwischen dem
Steinschreiberhaus und dem späteren Paumgärtnerschen Grabmal von 1679 (Grab Nr. B la), die den
Predigerkirchhof vom großen Friedhof getrennt hatte67). Ihre Fortsetzung bildeten Arkaden entlang der
Pfarrgartenmauer über den Gräbern 1 bis 46, in deren teilweise mit Holzläden geschützten Nischen sich
Epitaphien68) oder Wandgemälde befanden, wie etwa über Grab 37/38 eine Erschaffung der Welt von
Albrecht Dürer69). Diese zum Teil mit gemauerten Aufsätzen und Giebeln versehene Arkadenmauer ist
auf mehreren Plänen und Kupferstichen gut zu erkennen70), noch der Katasterplan von 1811 zeigt ihren
Verlauf an der Ostseite des Pfarrgartens71) (Abb. 153). Das Gartenstück des Siechkobels, südlich der
Kirche, wurde 1677 in den Friedhof eingegliedert72), sodann in den Jahren 1679 und 1682 Teile des alten
Kirchhofs nördlich des Pfarrhauses. Im gleichen Jahr 1682 oder kurz vorher wurde das neue Steinschrei-
berhaus gebaut, wie wir es heute noch sehen73) (Abb. 143). Der „Hintere Kirchhof“, heute die Gräber
der Reihe E, wurde nach Trechsel und Michahelles im Jahre 1714 auf dem Gelände des ehemaligen
großen Pfarrgartens angelegt, zugleich wurde die (ehemalige) südliche Gartenmauer 32 Schritt nach
Süden zum Schießplatz hinausgerückt: es entstand ein Zwickel, den die heutigen F-, H- und J-Gräber
bedecken; dort befand sich auch eine große und schöne Pforte'74').
Die nächste größere Erweiterung fand dann erst wieder um die Mitte des 19. Jahrhunderts statt: 1855
wurde das alte Pfarrhaus zum Abbruch verkauft und das Gelände des kleinen Pfarrgartens dem Fried-
hofangeschlossen — heute die G-Gräber. Ein Jahr später kaufte die Friedhofsverwaltung der Schützen-
gesellschaft das Areal des alten Schießplatzes ab und ließ das neue Stück einfrieden. Die Arkadenmauer
entlang des vormaligen Pfarrgartens wurde dabei abgerissen75). Unter den Beschlüssen über die Ge-
staltung des neuen Stückes ist jener Passus bemerkenswert, in dem es heißt, daß „liegende Steine, wie
sie auf dem alten Kirchhof sind, ... auf dem neuen nicht gestattet werden“76). Das Bild des Johannis-
friedhofes wurde hierdurch für mehr als ein Jahrhundert auf untypische Weise verändert; erst die heu-
tige Denkmalpflege ist bemüht, die hochragenden Granit- und Marmordenkmäler der Gründerzeit
entfernen zu lassen und die damals angefügten neuen Teilstücke dem alten Friedhof mit seinen liegen-
den Steinen anzugleichen.
Im Jahre 1886 wurde schließlich noch das Anwesen „Schwarzer Adler“, der ehemalige Siechkobel,
seit 1807 ein Wirtshaus, hinzugekauft. 1896 kam westlich davon als letzte Vergrößerung das Gelände des
sogenannten Johannisbauernhofes hinzu, der mit seinen Feldern seit dem Jahre 1317 zur Grundherr-
schaft des Siechkobels gehört hatte77).

66) Trechsel a. a. O. S. 11; Kunstdenkmale X (1961) S. 290; Kunstdenkmale X 2. Aufl. (1977) S. 416.
67) Trechsel a. a. O. S. 9 und S. 715; zum Grabmal für Andreas Georg Paumgartner (gest. 1679) vgl.: Trechsel
a.a. O. S. 718; Kunstdenkmale X (1961)8.326; Kunstdenkmale X 2. Aufl. (1977) S. 457; Glossner / Hahn, St.johan-
nisfriedhof Nürnberg (1968) S. 32f.; H. Liedei / H. Dollhopf, Der Johannisfriedhof zu Nürnberg (1984) S.43 (Aus-
schnitt).
68) Zur Beschreibung der ehemaligen Wandepitaphien in der Mauer vgl. Trechsel a. a. O. S. 676-715; einige
davon werden heute im Germanischen Museum aufbewahrt, vgl. etwa DI 13 Nr. 1376 (dort Abb. 138) und DI 13
Nr. 1344-1347. Im vorliegenden Band gehören Nr. 1612, 1613, 1619, 1772, 1848 und 2060 dazu. Das wohl größte
von allen ist heute in die äußere Südwand der Johanniskirche eingelassen (Bartholme Viatis d. A. , 18.11.1624, vgl.
Kunstdenkmale X, 1961, S. 333 und Kunstdenkmale X, 1977, S. 465, ehemals über Grab 7). Die meisten sind nur ab-
schriftlich überliefert, wie DI 13 Nr. 1102, 1300, 1313 und 1339, sowie im vorliegenden Band Nr. 1420, 1459, 1609,
1642, 1651, 1771, 1820 und 2365. — Vgl. hierzu das Register „Übersicht der Standorte“ (Johannisfriedhof Nr. 1—26)
und im Register „Material“ den Absatz „Schrift gemalt“.
69) Trechsel a. a. O. S. 681; Gugel a. a. O. S. 6 erwähnt das Gemälde zwischen Grab 34 und 35.
70) Vgl. die letzten beiden Abbildungen in DI 13 aus Trechsel (1736) nach Stichen von Michael Rößler (1703 —
1777), C. G. Müller, Kupferstiche (1791) S. 87 Nr. 14-15; Zittlau a. a. O. (1992) Abb. 8, 10, 12-13, DJ Grundriß von
Nürnberg, Homännische Erben 1732, C. G. Müller, Kupferstiche (1791) S. 15 Nr. 17; F. Schiermeier, Stadtatlas Nürn-
berg (2006) S. 100f.
71) Zittlau a. a. O. (1992) Abb. 17; F. Schiermeier, Stadtatlas Nürnberg (2006) Kartenbeilage.
72) Trechsel a. a. O. S. 872.
73) Nagel a. a. O. Nov. 1928. S. 3; Kunstdenkmale X (1961) S. 292; Kunstdenkmale X, 2. Aufl. (1977) S. 418.
74) Trechsel a. a. O. S. 9 und S. 873; Michahelles a. a. O. S. 9; zur Beschreibung der Pforte vgl. Trechsel a. a. O.
S. 891 f.
75) Besitzwechsel am 1.10.1856. Vorhergegangen waren Verhandlungen vom 5. Mai, ein Kommissionsgutachten
vom 15. Mai, der Kaufbeschluß vom 15.Juni und daraufhin Pläne und Kostenvoranschläge durch Baurat Solger; vgl.
LKA Rep. 10a J-Fach 43 Nr. 21.
76) Ebenda, Punkt II 1 c des Beschlusses vom 26. 6.1856.
77) Nagel a. a. O. Nov. 1928 S. 3; Hirschmann, St. Johannis S. 2.

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