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Zahn, Peter; Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Contr.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Contr.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Contr.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Contr.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Contr.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 68 = Münchener Reihe, 11. Band, Nürnberg, Teilband 2) (1581-1608) — Wiesbaden: Dr. Ludwig Reichert Verlag, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.57582#0019
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Der St. Rochusfriedhof und die Rochuskapelle (Imhoffkapelle) (Abb.154)
Anders als der Johannisfriedhof hat der Rochusfriedhof, der etwa 500 m südwestlich des Spittlertors
liegt, erst eine verhältnismäßig kurze Geschichte. Die Anlage wurde gleichzeitig mit der großen Er-
weiterung des Johannisfriedhofes auf Grund eines Ratsbeschlusses, mit Einwilligung des Bischofs von
Bamberg Georg III Schenk von Limpurg (1505-1522), als Begräbnisplatz für die Bewohner der Lo-
renzer Stadtseite im Frühjahr 1518 begonnen. Vorher und gleichzeitig liefen Verhandlungen zwischen
dem Rat und dem Propst von St. Lorenz, in denen es vor allem um die Regelung der Einkünfte aus
den Bestattungen ging, und zwischen dem Propst und dem Stifter Konrad Imhoff (1463-1519) wegen
des zu erwartenden Opfergeldes aus dessen geplanter Stiftung der Rochuskapelle, die einige Jahre spä-
ter gebaut und nach dem Namen der Stifterfamilie benannt wurde.78)
Den Ausschlag für die Wahl des Platzes gab die Stiftung, dabei aber auch die Bodenbeschaffenheit:
auf dem südlichen Ufer der Pegnitz, fast genau gegenüber dem Johannisfriedhof und wie dieser auf dem
sterilen Sandboden der jungdiluvialen Uferterrasse79). Der Vorschlag des Propstes von St. Lorenz, den
neuen Friedhof an den bestehenden Siechkobel von St. Leonhard anzugliedern, war vom Rat wegen des
an dieser Stelle zu feuchten Bodens abgelehnt worden. Am 21. März 1519 weihte der Bamberger Weih-
bischof außer dem neuen Teil des Johannisfriedhofes80) und dem offenbar dennoch vergrößerten Kirch-
hofzu St. Leonhard auch den neuen kirchoffzumgosten hoff8'), und erhielt im April fürgethane sechs weihen
40 Gulden verehrt82). Noch im Frühjahr wurde mit dem widerstrebenden Stifter der Kapelle Konrad
Imhoff eine Einigung über das Stock- und Tafelgeld erzielt. Die Abgaben sollten pro Quatember vier
Pfund betragen83). Der Stifter starb am 21. Mai 1519, den sechs Brüdern, darunter Hans V (1461-1522)
und Peter I. Imhoff (1444 — 1528), wurde die Beschleunigung des Baues ans Herz gelegt84), die Stiftung
selbst am 10. September 1519 vollzogen85). Vergrößerungen des Friedhofes sind aus den Jahren 1592 und
1599 bekannt und aus der Belegung der Grabstätten zu erschließen86). Wie der Johannisfriedhof lag der
Rochusfriedhof noch innerhalb der im Vorfeld der Festungsartillerie gelegenen Landwehr aus dem
15.Jahrhundert, und blieb daher bis 1944 vor größeren Zerstörungen bewahrt. (Abb. 155) Im zweiten
Weltkrieg wurden das ehemalige Hofmeisterhaus auf dem Imhoffschen Anwesen, das Totengräberhaus
und zahlreiche Grabstätten vernichtet. Bei den Instandsetzungsarbeiten wurde die östliche Abschluß-
mauer und ihre Portale verlegt.87) (Abb. 156) Auch auf diesem Friedhof wird heute noch bestattet.
Die Rochuskapelle, Stiftung des Konrad Imhoff (1463-1519) und nach dessen Familie benannt, von
Paulus Beheim (DI 13 Nr.970) erbaut, wurde am 13.Juli 1521 geweiht88). Sie steht an der Südostecke
des Friedhofs als gewölbter Sandsteinquaderbau mit Fünfachtel-Chor, nördlich angebauter Sakristei
und einschiffigem Langhaus mit Dachreiter auf dem Satteldach. Für Peter Imhoff (f 28. 5.1528) wurde
die erste Gruft ausgehoben, weitere Grüfte wurden mit den Renovierungen von 1599 und 1660 ein-
gebaut. Restaurierungen wurden 1913/25 und 1934/36 durchgeführt. Nach der Zerstörung des west-

78) Die einschlägigen Ratsverlässe teilweise als Kurzregeste bei Mattausch a. a. O. (1970) S. 151 ff.
79) E. Otremba, Nürnberg (1950) S. 8.
80) Siehe oben bei Anm. 45.
81) StAN RVe Nr. 632 fol. 17V (5.2.1519), Nr. 633 fol. 2v (11.2.1519); Mattausch a. a. O. (1970) S.12E, 67, 153
(Nr. 83-84).
82) StAN RVe Nr. 634 fol. 18 (9.4.1519).
83) StAN RVe Nr. 635 fol. 2 (13.4.1519).
84) Stegmann, Rochuskapelle S.13; K. Pilz, St.Johannis und St. Rochus in Nürnberg (1984) S. 156 —170; Chri-
stoph Frh. v. Imhoff, Die Imhoff — Handelsherren und Kunstliebhaber, In: MVGN 62 (1975) S.i —42; zu den ge-
nannten Personen: Biedermann, Geschlechtsregister des ... Patriziats zu Nürnberg (1748) S.218A (Konrad Imhoff,
17.6.1463-21. 4.1519), 221 (Peter Imhoff, 17.10.1444-28. 5.1528), 235 (Hans Imhoff (6. 2.1488-2. 7.1526); Manfred
H. Grieb (Hrsg.), Materialsammlung zu: Nürnberger Künstlerlexikon - Bildende Künstler, Kunsthandwerker, Ge-
lehrte, Sammler, Kulturschaffende und Mäzene vom 12. bis zur Mitte des 20.Jahrhunderts ... mit Personendatei zur
Nürnberger Stadtgeschichte. Stand Februar 2006, CD-ROM; (Buchausgabe in 4 Bänden, 2046 Seiten, München,
Saur 2007).
85) StAN RVe Nr. 640 fol. 2ib-22 (10.09.1519); Mattausch a. a. O. (1970) S. 153 (Nr. 87).
86) Nagel a. a. O. Okt. 1928 S. 3; hierzu der Gräberplan im Kunstdenkmale-Inventar von 1961 (2. Aufl. 1977) mit
der farbig bezeichneten Belegung der Grabstätten.
87) Kunstdenkmale X (1961) S. 230; Kunstdenkmale X 2. Aufl. (1977) S. 315.
88) Zur Geschichte, Baubeschreibung und Ausstattung vgl. Stegmann, Rochuskapelle a. a. O. (ausführlich);
Kunstdenkmale X (1961) S. 22öf.; Kunstdenkmale X 2. Aufl. (1977) S. 310; M.T. Schmitz-Eichhoff, St. Rochus, Köln
1977; Christoph Frh. v. Imhoff, „50 Schuh langh, 25 weyt und alles gewölbt. Paulus Behaims Meisterwerk: St. Ro-
chus in Nürnberg, In: S(an)kt Rochuskirchhof zu Nürnberg. Epitaphien. Bürgerverein St.Johannis, Schniegling,
Wetzendorf (1989) S. 3 -7; Stadtlexikon Nürnberg (2000) S. 905 f.

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