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Zahn, Peter; Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Mitarb.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Mitarb.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Mitarb.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Mitarb.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 68 = Münchener Reihe, 11. Band, Nürnberg, Teilband 2) (1581-1608) — Wiesbaden: Dr. Ludwig Reichert Verlag, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.57582#0020
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liehen Teils mit sämtlichen Gewölben im zweiten Weltkrieg (1944) wurde die Kapelle ab 1951 bis 1957
unter Mitwirkung der Stifterfamilie nach den alten Plänen wiederaufgebaut89). Sie dient der Familie
wie vordem als Grabkapelle.
Von der im Krieg ausgelagerten Innenausstattung sind bemerkenswert der Hauptaltar mit einer der
ältesten Darstellungen der Stadt Nürnberg, die Malereien des Dürer-Schülers Wolf Traut und seiner
Schule, die sogg. „Imhoffsche Stiftungstafel“ von 1624 nördlich des Hauptaltars, ein Bildepitaph des
Kunstsammlers Hans Imhoff (1563 -1629) für seinen Vater Willibald (1519-1580) und die Voreltern, mit
Kopien nach Albrecht Dürer von Jörg Gärtner d. J.90), der südliche Seitenaltar („Rosenkranz-Altar“),
geschnitzt von Sebastian Löscher mit Malereien von Hans Burgkmair 1522 und die Glasgemälde aus der
Werkstatt Veit Hirsvogels d. Ä. nach Entwürfen der Dürer-Schule. In den Jahren 1977 — 90 wurde sie
erneut restauriert, eingeschlossen auch die Glasmalereien, sowie 1984 der Rosenkranz-Altar und die
„Imhoffsche Stiftungstafel“ von 1624.91)
Der Wöhrder Friedhof
Über den Friedhof des etwa 500 m östlich des äußeren Laufertors gelegenen ehemaligen Marktes
Wöhrd, der als burggräfliches Dorf 1273 erstmals erwähnt wird, 1427 durch Kauf an Nürnberg gelangt
ist und im August 1943 fast völlig zerstört wurde92) (Abb. 157), kann aus Mangel an Quellen nur wenig
gesagt werden. Nach der Schließung des um die Bartholomäuskirche gelegenen Kirchhofs am 16. Mai
1529 war er von der Kirche weg nach Osten vor die Mauern des Marktes an die Kreuzung der Wege
nach St. Jobst und Mögeldorf verlegt worden. Eine Kapelle wurde noch im gleichen Jahr an der Süd-
westecke des Friedhofs gebaut.93) Seit dem großen Sterben von 1533 mußten auf ihm auch alle Be-
wohner der Nürnberger Altstadt östlich der heutigen Linie Grübelstraße — Landauergasse — Webers-
platz bestattet werden.94).
Als Markgraf Albrecht von Brandenburg-Ansbach im Krieg von 1552 am 17. Mai sein Lager am Re-
chenberg errichtete, brannten die Nürnberger nach schwerem Entschluß den Markt Wöhrd nieder.
Tags darauf legte der Markgraf beim Friedhof eine gewaltige Schanze für sein Geschütz an. Der Markt
wurde nach dem Krieg nur langsam wieder besiedelt; erst 1564 erhielt er seinen eigenen Pfarrer
zurück95). Dies erklärt wohl auch, weshalb Gugels Inventar von 1682 nur sehr wenige Epitaphien aus
der Zeit vor 1560 aufführt. Stärker belegt wurde der Friedhofjedoch wieder gegen Ende des 16. und zu
Beginn des 17. Jahrhunderts96). In den Jahren 1632/34 wurden viele an der Pest gestorbene Offiziere des
bei Wöhrd gelegenen schwedischen Regiments v. Hastver in der Kirche und im Friedhof beerdigt97).
Erweiterungen des Friedhofs sind von den Jahren 1562 und 1642 bekannt. Ein Totengräberhäuschen in
der Mitte des Friedhofs stammt von 1662. Der Stich im Frontispiz von Gugels Inventar der Friedhöfe
(1682) (Abb. 156) zeigt eine viereckig ummauerte Anlage, in der linken, entfernten Ecke ein zweistöcki-
ges Haus, in der vorderen Ecke neben dem Tor ein einstöckiges Gebäude mit heruntergezogenem Dach,
auf dem zwei Kreuze sichtbar sind. Im Stadtplan von 1878 läßt sich der viereckige Grundriss zwischen
Mögeldorfer- (heute Hohfeder-) Straße, Kirchhof- (heute Bartholomäus-) Straße und Overveilhof-
(heute Veilhof-) Straße noch erkennen98) (Abb. 158). Die Leichenhalle wurde 1856/66 errichtet.99)

89) „Wiederhergestellt“, in: Unser Bayern (Bayerische Staatszeitung) 2 (1953) Nr. 9 S. 71; - Im vorliegenden Band
sind für die Berichtszeit 1581 — 1608 die zwei abgegangenen Inschriften Nr. 2305 und 2404 vermerkt.
90) Kunstdenkmale X (1961) S. 227h; Kunstdenkmale X 2. Aufl. (1977) S. 311 f.
91) Vgl. DI 13 Nr. 23 und 26; H. Scholz/P. van Treeck, Die Glasmalereien in der Imhoffschen Grabkapelle
St. Rochus in Nürnberg, In: MVGN 76 (1989) S. 265 — 298; Anja Döbbelin, Die „Imhoffsche Stiftungstafel“ von Ge-
org Gärtner d. J, 1624. Ein Literaturbericht. Mag.-Arbeit, Philos. Fak. I, Universität Erlangen-Nürnberg 2006.
92) W. Schwemmer, Aus der Vergangenheit der Vorstadt Wöhrd (1931, 2. Aufl. 1980); W. Schwemmer, Aus der
Geschichte der Pfarrei Nürnberg-Wöhrd. 2. Aufl. (1962); Kunstdenkmale X (1961) S. 356; Kunstdenkmale X 2. Aufl.
(1977) S. 484; zur Kriegszerstörung von Wöhrd 1943 vgl. Schwemmer, Aus der Vergangenheit (2. Aufl. 1980) S. Ö4f.
93) Schwemmer, Aus der Vergangenheit (2. Aufl. 1980) S. 60.
94) Ebenda S. 19.
95) EbendaS. 20f.
96) Gugel a. a. O. (1682) 2. Teil S. 138 ff.: „Monumenten der Leichsteinen auf dem Wehrder Kirchhof“. Im vorlie-
genden Band, dem Zeitraum 1581-1608, sind es 33 Inschriften (siehe „Übersicht der Standorte“).
97) W. Schwemmer, Aus der Geschichte der Pfarrei Nürnberg-Wöhrd. 2. Aufl. (1962) S. 39ff, S. 45 ff; zu den Na-
men der in der Kirche bestatteten schwedischen Offiziere vgl. Schwemmer, Aus der Vergangenheit (2. Aufl. 1980) S. 27.
98) Gugel a. a. O (1682) Frontispiz; Schiermeyer, Stadtatlas Nürnberg (2006) S. I34f.
") Schwemmer, Aus der Vergangenheit (2. Aufl. 1980) S. 60; Stadtlexikon Nürnberg (2000) S. 1196.

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