Die Hersteller der Epitaphien, die Nürnberger Rotgießer, sind seit 1966 gründlicher erforscht. Zu
den Erzeugnissen der Vischer-Werkstatt107), die im Jahre 1519 mit dem Guß des Sebaldus-Grabmals auf
dem Höhepunkt ihrer Leistung stand, gehören die Epitaphien der Werkgruppen A und Ai der Nürn-
berger Friedhöfe, die inzwischen durch zahlreiche solcher Objekte, die nach auswärts geliefert wurden,
ergänzt werden konnten108). Gleichzeitig und später in deutlich erkennbarer Nachfolge der Vischer-
hütte arbeitet die Werkstatt B, zeitlich und mengenmäßig die umfangreichste, von 1522 bis 1565 zu ver-
folgen, deren „Export“ ebenfalls inzwischen dokumentiert ist. Ihr Hauptmeister ist in der Vischerhütte
ausgebildet worden. Mit ihr in enger Verwandtschaft stehen die Gruppen Ci bis C3 (1520-1537) und
D (1524-1541). Erzeugnisse ähnlich hoher Qualität wie die der Gruppen A und Ai begegnen wieder
mit der Gruppe G (1547 — 1593), die ebenfalls eine beträchtliche Anzahl von auswärtigen Aufträgen aus-
geführt hat109).
Bis zur Mitte des Jahrhunderts gaben die Nachfolger der Vischerhütte, unter denen Paulus Vischer
(f 1531), Hans Vischer (geb. um 1489, J 8.9.1550) und Pankraz Labenwolf (geb. 1492, f 20.9.1563) zu
suchen sind, noch den Ton an. Zu untersuchen ist noch der Anteil von Kunz (Konrad) Mülich, von dem
es mehrere signierte Epitaphien gibt, die in der Art der Nürnberger Werkgruppe B gearbeitet sind und
zum Teil auch deren Schriftmerkmale haben.110) In den sechziger Jahren wurde jedoch die Hütte der
Familie Weinmann zum wichtigsten Produzenten. Die 123 Inschriften der Gruppe ,J“ (1562— 1588), die
wir neuerdings Albrecht (Albert) Weinmann (begr. 21.9.1585, Nr. 1727) zuschreiben möchten111)
gehören zu ihr; zuverlässig nachgewiesen sind auch die 234 Epitaphien der Gruppe „K“ (1562-1603),
hinter der Georg II. Weinmann (f 18. 2.1604) steht112). Der Meister einer weiteren, seit 1964 erst kürz-
lich neu beschriebenen Gruppe „L“, mit mehr als 200 Epitaphien der Jahre 1576 — 1608, gehört mit
Sicherheit ebenfalls zur Familie. Diese letztere Gruppe zeigt sehr verwandte Formelemente parallel mit
der Gruppe „K“, jedoch unter Anwendung einer deutlich qualitätvolleren Schrift. Wahrscheinlich han-
delt es sich um einen nahen Verwandten von Georg II. Weinmann113). Jakob Weinmann (1570 — 1632,
tätig zwischen 1603 und 1622), ist dann der erste Rotschmied, der seine Erzeugnisse im großen Stil
signiert: unter den Friedhofs-Epitaphien zuerst (Nr. 1815) mit vollem Namen „IACOB WEINMAN“
107) Noch immer grundlegend: D. Wuttke, Methodisch-Kritisches zu Forschungen über Vischer d. A. und seine
Söhne , In: Archiv für Kulturgeschichte 49 (1967) S.208-261, neu zugänglich in: D. Wuttke, Dazwischen, Kultur-
wissenschaft auf Warburgs Spuren (1996) S. 3-64 (Saecula Spiritalia; 29). - Umfassende neue Würdigung der kunst-
historisch bedeutsamen Erzeugnisse der Vischerhütte, ohne die Epitaphien der Nürnberger Friedhöfe und die
vergleichbaren schlichteren Arbeiten bei S. Hauschke, Die Grabdenkmäler der Nürnberger Vischer-Werkstatt
(1453-1544), Berlin/Petersberg (2006) (Bronzegeräte des Mittelalters; 6).
,08) Vgl. Zahn, Beiträge (1966) S.poff. und S.95ff; Derselbe, Denkmäler in Messing aus Nürnberg 1460-1650
(ohne die historischen Friedhöfe Nürnbergs). Vorläufige Liste (beim Autor als CD-ROM, Stand Dezember 2006);
ergänzend hierzu: Paul Bellendorf, Metallene Grabplatten aus Franken und Thüringen aus dem 15. bis 18.Jahrhun-
dert. — Eine interdisziplinäre Studie zum Denkmalbestand und seiner Gefährdung durch Umwelteinflüsse. [Otto-
Friedrich-Universität Bamberg, Restaurierungswissenschaft, Dissertation, 2006 abgeschlossen].
109) Zu diesen Gruppen vgl. Zahn, Beiträge (1966) S. 97-127; Derselbe, Denkmäler in Messing aus Nürnberg
1460-1650 (beim Autor als CD-ROM, Stand Dezember 2006); Bellendorf, Metallene Grabplatten (Diss., 2006
abgeschlossen).
no) Kunz (Cunz, Konrad) Mülich (Milich, Mülig, Müllig, Mulich, Mylich), Rotschmied, Erz- und Rotgießer
(nach Thieme-Becker „Erzgießer in Forchheim?“), aus der gleichnamigen Nürnberger Erz- und Rotgießerfamilie,
vielleicht Sohn des Peter Mülich d. A. - Kunz Mülich werden folgende Werke zugeschrieben: Gedächtnistafel
für Andreas Tockler (f 1535) (signiert), Bamberg, St. Michael; Grabplatte des Domdechanten Reimar v. Streitberg
(f 1541), Dom zu Bamberg; Epitaph für Leander von Künsberg zum Wernstein (f 1551) in der Pfarrkirche zu Veit-
lahm; Epitaph des Wolfgang Horneck (f 1531) in St. Emmeram zu Regensburg (an der Sockelplatte die Signatur
„K M“). - KD Regensburg I S. 267 Abb. 178; Hildebrand, Regensburg. Leipzig 1910 - Berühmte Kunststätten; 52;
Thieme-Becker 25 (1931) S. 216. Der Rotschmied Kunz Mülich erscheint 1523 in den Meisterlisten der Nürnberger
Rotschmiede (Otto Baumgärtei, in: MVGN 69, 1982 S.170); er ist 1539 in den Nürnberger Grundverbriefungs-
büchern genannt (NKL). - Es liegt nahe, in ihm den Sohn Peter Mülichs d. Ä. und damit den Bruder Peter Mülichs
d. J. zu sehen. Er hätte damit ebenfalls bei seinem Onkel Peter Vischer d. A. das Handwerk erlernt. Dies würde auch
die Nähe seiner Arbeiten zur Vischerhütte erklären und legte nahe, ihn mit dem Meister der „Werkgruppe B“ (mehr
als 290 Arbeiten der Jahre 1522 bis 1565; Zahn, Beiträge 1966 S. 97-113) zu identifizieren.
nl) Zahn, Beiträge (1966) S. 129-135; Zu Albrecht Weinmann vgl. im vorliegenden Band Nr. 1727; ferner: Zahn,
Die Rotgießerfamilie Weinmann in Nürnberg als Erben der Vischerhütte, In: De litteris, manusciptis, inscriptioni-
bus ... München (2007) S. 3ff.
112) Zahn, Beiträge (1966) S.135-143; zu Georg II. Weinmann vgl. im vorliegenden Band Nr. 1818; eine erste
Liste seiner Werke von Fritz Traugott Schulz, in Thieme-Becker 35 (1942) S. 300.
113) Zahn, Die Rotgießerfamilie Weinmann (mit Werkliste der Gruppe L und Schrifttafeln) (2007) S. 5 ff. und 12.
XVIII
den Erzeugnissen der Vischer-Werkstatt107), die im Jahre 1519 mit dem Guß des Sebaldus-Grabmals auf
dem Höhepunkt ihrer Leistung stand, gehören die Epitaphien der Werkgruppen A und Ai der Nürn-
berger Friedhöfe, die inzwischen durch zahlreiche solcher Objekte, die nach auswärts geliefert wurden,
ergänzt werden konnten108). Gleichzeitig und später in deutlich erkennbarer Nachfolge der Vischer-
hütte arbeitet die Werkstatt B, zeitlich und mengenmäßig die umfangreichste, von 1522 bis 1565 zu ver-
folgen, deren „Export“ ebenfalls inzwischen dokumentiert ist. Ihr Hauptmeister ist in der Vischerhütte
ausgebildet worden. Mit ihr in enger Verwandtschaft stehen die Gruppen Ci bis C3 (1520-1537) und
D (1524-1541). Erzeugnisse ähnlich hoher Qualität wie die der Gruppen A und Ai begegnen wieder
mit der Gruppe G (1547 — 1593), die ebenfalls eine beträchtliche Anzahl von auswärtigen Aufträgen aus-
geführt hat109).
Bis zur Mitte des Jahrhunderts gaben die Nachfolger der Vischerhütte, unter denen Paulus Vischer
(f 1531), Hans Vischer (geb. um 1489, J 8.9.1550) und Pankraz Labenwolf (geb. 1492, f 20.9.1563) zu
suchen sind, noch den Ton an. Zu untersuchen ist noch der Anteil von Kunz (Konrad) Mülich, von dem
es mehrere signierte Epitaphien gibt, die in der Art der Nürnberger Werkgruppe B gearbeitet sind und
zum Teil auch deren Schriftmerkmale haben.110) In den sechziger Jahren wurde jedoch die Hütte der
Familie Weinmann zum wichtigsten Produzenten. Die 123 Inschriften der Gruppe ,J“ (1562— 1588), die
wir neuerdings Albrecht (Albert) Weinmann (begr. 21.9.1585, Nr. 1727) zuschreiben möchten111)
gehören zu ihr; zuverlässig nachgewiesen sind auch die 234 Epitaphien der Gruppe „K“ (1562-1603),
hinter der Georg II. Weinmann (f 18. 2.1604) steht112). Der Meister einer weiteren, seit 1964 erst kürz-
lich neu beschriebenen Gruppe „L“, mit mehr als 200 Epitaphien der Jahre 1576 — 1608, gehört mit
Sicherheit ebenfalls zur Familie. Diese letztere Gruppe zeigt sehr verwandte Formelemente parallel mit
der Gruppe „K“, jedoch unter Anwendung einer deutlich qualitätvolleren Schrift. Wahrscheinlich han-
delt es sich um einen nahen Verwandten von Georg II. Weinmann113). Jakob Weinmann (1570 — 1632,
tätig zwischen 1603 und 1622), ist dann der erste Rotschmied, der seine Erzeugnisse im großen Stil
signiert: unter den Friedhofs-Epitaphien zuerst (Nr. 1815) mit vollem Namen „IACOB WEINMAN“
107) Noch immer grundlegend: D. Wuttke, Methodisch-Kritisches zu Forschungen über Vischer d. A. und seine
Söhne , In: Archiv für Kulturgeschichte 49 (1967) S.208-261, neu zugänglich in: D. Wuttke, Dazwischen, Kultur-
wissenschaft auf Warburgs Spuren (1996) S. 3-64 (Saecula Spiritalia; 29). - Umfassende neue Würdigung der kunst-
historisch bedeutsamen Erzeugnisse der Vischerhütte, ohne die Epitaphien der Nürnberger Friedhöfe und die
vergleichbaren schlichteren Arbeiten bei S. Hauschke, Die Grabdenkmäler der Nürnberger Vischer-Werkstatt
(1453-1544), Berlin/Petersberg (2006) (Bronzegeräte des Mittelalters; 6).
,08) Vgl. Zahn, Beiträge (1966) S.poff. und S.95ff; Derselbe, Denkmäler in Messing aus Nürnberg 1460-1650
(ohne die historischen Friedhöfe Nürnbergs). Vorläufige Liste (beim Autor als CD-ROM, Stand Dezember 2006);
ergänzend hierzu: Paul Bellendorf, Metallene Grabplatten aus Franken und Thüringen aus dem 15. bis 18.Jahrhun-
dert. — Eine interdisziplinäre Studie zum Denkmalbestand und seiner Gefährdung durch Umwelteinflüsse. [Otto-
Friedrich-Universität Bamberg, Restaurierungswissenschaft, Dissertation, 2006 abgeschlossen].
109) Zu diesen Gruppen vgl. Zahn, Beiträge (1966) S. 97-127; Derselbe, Denkmäler in Messing aus Nürnberg
1460-1650 (beim Autor als CD-ROM, Stand Dezember 2006); Bellendorf, Metallene Grabplatten (Diss., 2006
abgeschlossen).
no) Kunz (Cunz, Konrad) Mülich (Milich, Mülig, Müllig, Mulich, Mylich), Rotschmied, Erz- und Rotgießer
(nach Thieme-Becker „Erzgießer in Forchheim?“), aus der gleichnamigen Nürnberger Erz- und Rotgießerfamilie,
vielleicht Sohn des Peter Mülich d. A. - Kunz Mülich werden folgende Werke zugeschrieben: Gedächtnistafel
für Andreas Tockler (f 1535) (signiert), Bamberg, St. Michael; Grabplatte des Domdechanten Reimar v. Streitberg
(f 1541), Dom zu Bamberg; Epitaph für Leander von Künsberg zum Wernstein (f 1551) in der Pfarrkirche zu Veit-
lahm; Epitaph des Wolfgang Horneck (f 1531) in St. Emmeram zu Regensburg (an der Sockelplatte die Signatur
„K M“). - KD Regensburg I S. 267 Abb. 178; Hildebrand, Regensburg. Leipzig 1910 - Berühmte Kunststätten; 52;
Thieme-Becker 25 (1931) S. 216. Der Rotschmied Kunz Mülich erscheint 1523 in den Meisterlisten der Nürnberger
Rotschmiede (Otto Baumgärtei, in: MVGN 69, 1982 S.170); er ist 1539 in den Nürnberger Grundverbriefungs-
büchern genannt (NKL). - Es liegt nahe, in ihm den Sohn Peter Mülichs d. Ä. und damit den Bruder Peter Mülichs
d. J. zu sehen. Er hätte damit ebenfalls bei seinem Onkel Peter Vischer d. A. das Handwerk erlernt. Dies würde auch
die Nähe seiner Arbeiten zur Vischerhütte erklären und legte nahe, ihn mit dem Meister der „Werkgruppe B“ (mehr
als 290 Arbeiten der Jahre 1522 bis 1565; Zahn, Beiträge 1966 S. 97-113) zu identifizieren.
nl) Zahn, Beiträge (1966) S. 129-135; Zu Albrecht Weinmann vgl. im vorliegenden Band Nr. 1727; ferner: Zahn,
Die Rotgießerfamilie Weinmann in Nürnberg als Erben der Vischerhütte, In: De litteris, manusciptis, inscriptioni-
bus ... München (2007) S. 3ff.
112) Zahn, Beiträge (1966) S.135-143; zu Georg II. Weinmann vgl. im vorliegenden Band Nr. 1818; eine erste
Liste seiner Werke von Fritz Traugott Schulz, in Thieme-Becker 35 (1942) S. 300.
113) Zahn, Die Rotgießerfamilie Weinmann (mit Werkliste der Gruppe L und Schrifttafeln) (2007) S. 5 ff. und 12.
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