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Zahn, Peter; Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Mitarb.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Mitarb.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Mitarb.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Mitarb.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 68 = Münchener Reihe, 11. Band, Nürnberg, Teilband 2) (1581-1608) — Wiesbaden: Dr. Ludwig Reichert Verlag, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.57582#0024
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Die gotische Minuskel (Textura)
Grundsätzliches hierzu in DI 13 (1972) S. XXI, zweiter Abschnitt. - Der vorliegende Band enthält
nur noch sechs Inschriften in der reinen Form der Gotischen Minuskel, sowie noch 96 in Gotischer
Minuskel mit Fraktur-Großbuchstaben (Versalien). Die Verwendung kalligraphischer Frakturversalien
mit ebenso vollendet gestaltet gebrochenen Gemeinen der Textura bis zum Ende des Jahrhunderts (z. B.
Nr. 2210, 2260, 2302, 2419) ist eines der Merkmale der neu beschriebenen Gruppe „L“ (1576 — 1608),
die sich damit auch deutlich von den Vorgängergruppen „J“ und „K“ unterscheidet.
Die Fraktur
Grundsätzliches hierzu in DI 13 (1972) S. XXI-XXIII. - In Band I waren noch die Inschriften in
Gotischer Minuskel mit Fraktur-Versalien gegenüber denen in Fraktur in der Mehrzahl. Im vorliegen-
den Band überwiegen nun vom Beginn des Berichtszeitraums die in Groß- und Kleinbuchstaben „rei-
nen“ Fraktur-Inschriften mit insgesamt 777 Nummern. Dabei sind kalligraphisch gestaltete Fraktur-
schriften eines der Kennzeichen der neu beschriebenen Gruppe „L“ (1576 — 1608).
5. Berufsgruppen
Wie schon im ersten Band der Nürnberger Friedhofsinschriften (DI 13) wird auch in diesem zwei-
ten Band besonderes Gewicht darauf gelegt, Beruf und soziale Zugehörigkeit der in den Inschriften
genannten Personen zu ermitteln. Anders als bei den meisten der bisher erschienenen Bände der
„Deutschen Inschriften“, die über einen langen Zeitraum von mehreren Jahrhunderten berichten, sind
es in unserem Fall nur etwas mehr als 150 Jahre vom Ausgang des 15.Jahrhunderts bis zum Endjahr des
Sammlungszeitraums 1650. Daher bieten die Nürnberger Friedhofsinschriften innerhalb dieser kurzen
Zeitspanne wenige Aussagen grundsätzlicher Art über die Epigraphik der Stadt und der Region. Die
Grundzüge der im Bestand vorkommenden Schriftformen und ihrer Veränderungen, der Gestalt der
Schriftträger, Wappen und Ornamente, die Technik der Bearbeitung des Materials, sowie die Werk-
stattgruppen sind aber schon seit längerem untersucht und publiziert. "7)
Angesichts der großen Anzahl von mehr oder weniger homogenen Grabinschriften zwischen dem
Ende des 15.Jahrhunderts und 1650, die mit rund 4500 Nummern alle bisher beschriebenen Einzelbe-
stände um ein Vielfaches übertrifft, liegt es nahe, diese Quellen besonders auch für die Fragestellungen
der Sozial- und Wirtschaftsgeschichte aufzubereiten. Im Folgenden wird deshalb eigens auf die soziale
Zugehörigkeit der in den Inschriften genannten Personen eingegangen. Grundlage sind die 3143 Be-
rufsnennungen des Bandes, im Inschriftentext selbst und im Kommentar. Die Strukturen werden schon
in der ersten vier Positionen der folgenden Diagramme und Listen deutlich, (siehe die Diagramme
„Berufe in Gruppen“)
Adel und Hochadel sind mit 16 Nennungen (0,5%) erwartungsgemäß gering vertreten: die oligar-
chisch regierte Stadtrepublik Nürnberg war dem Adel gegenüber stets mißtrauisch und verhinderte
lange Zeit seinen Zuzug.
Unter „Stadtadel“ sind mit 82 Nennungen (2,8%) die Angehörigen der patrizischen Familien
zusammengefaßt. Sie hielten noch zum Teil bis in die dreißiger Jahre des 16. Jahrhunderts an ihren tra-
ditionellen Familienbegräbnissen in den Kirchen und Kapellen innerhalb der Mauern fest, nur wenige
Patrizierfamilien nahmen die neuangelegten Friedhöfe außerhalb der Stadt an. Nach der Mitte des Jahr-
hunderts zog sich das Patriziat mehr und mehr von den Handelsgeschäften zurück. Es hatte schon vor-
her ausgedehnte Landsitze in der Umgebung erworben, sich zum Teil nach diesen Orten benannt* 118)

U7) Siehe vorne bei 4. Epigraphik
118) Behaim (von Schwarzbach); Ebner (von Eschenbach); Fürer (von Haimendorf); Geuder (von und zum
Heroldsberg); Grundherr (von Altenthann); Gugel (von Brandt und Diepoltsdorf); Haller (von Hallerstein, mit
Sitzen in Gräfenberg, Kalchreuth, Großgründlach und Henfenfeld); Harsdörffer (von Enderndorf); Holzschuher
(von Harrlach und weiteren Sitzen); Kress (von Kressenstein, mit Sitzen in Kraftshof, Neunhof, Dürrenmunge-
nau); Löffelholz (von Colberg, mit Sitzen in Heroldbach, Gibitzenhof, Zerzabelshof); Muffel (von Eschenau);
Oelhafen (von Schöllenbach); Peiler (von Schoppershof); Pfinzing (von Henfenfeld); Rieter (von Kornburg);
Rummel (von Lonnerstadt); Scheuri (von Defersdorf); Stromer (von Reichenbach, mit Sitzen in Grünsberg und
Holnstein); Tetzel (von Kirchensittenbach, mit weiteren Sitzen); Tücher (von Simmelsdorf, mit weiteren Sitzen);
Welser (von Neunhof); Zöllner (vom Brand). — vgl. Gunther Friedrich, Bibliographie zum Patriziat der Reichs-
stadt Nürnberg. (Nürnberger Forschungen; 27) Nürnberg 1994; Fleischmann, Rat und Patriziat (2008), besonders
B1.1 S. 222 —259; zu den einzelnen Geschlechtern vgl. Bd. 2, S. 317 —1172.

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