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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0457
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40. Des durchlauchtigsten, hochgebornen fürsten u. herrn, herrn Augusten, herzogen zu Sachsen, Ordnung. 1580. 429

lich und treulich, doch allezeit mit gebürender
sanftmut und bescheidenheit warnen, auf das nicht
allein die verfürten durch gottes gnad wiederbracht,
sondern auch künftig die leut vor demselben ver-
waret werden mögen.
Desgleichen sollen auch die kirchendiener
das gemeine volk fleissig zur communion vermanen,
das sie des jahrs nicht nur ein mal, sondern viel
und oft zum hochwirdigen sacrament gehen, und
des herrn Christi gnad, sterben, auferstehen, sam-
lung und erhaltung der kirchen und alle gnedige
verheissung oft betrachten und darbei desto ernst-
licher gott anrufen und danken; dargegen aber
die faule, kalte, sichere, schleferige herzen, die
den christlichen brauch des heiligen sacraments
nicht betrachten, und nicht achten, oft mit ernst-
licher erinnerung strafen, und den nutz und frucht
anzeigen, so sie daraus zugewarten, dardurch nicht
allein ihr glaub an Christum gesterket, und sie
der vergebung ihrer sünden vergewisset, sondern
auch sterke und kraft empfahen, mit lust und lieb
in den geboten gottes zu wandeln, und dem teufel,
der welt und anfechtungen des verderbten fleisches
zu widerstehen, durch welche der satan fromme
herzen sich befleissiget, von der warhaftigen gott-
seligkeit und christlichem wandel abzuweisen.
Da sich aber begebe, das etliche pfarrkinder
von wegen rechtssachen, so sie vor der oberkeit
haben, sich vom heiligen abendmahl beharrlich
enthalten würden, sollen die kirchendiener ihnen
bericht thun, das sie deshalben von der communion
nicht bleiben sollen, weil die gericht ein ordnung
gottes sein, allein das sie sich für hass und groll
hüten, welches sie auch ausserhalb den rechts-
sachen zuthun schüldig sein, da sie anderst rechte
christen sein wollen.
Die aber im glauben vom heiligen abendmahl
irrig worden, sollen die pfarrer mit dem geist der
sanftmut aus gottes wort gründlich berichten und
die gradus admonitionum mit denselben, wie auch
andern halten, wenn sie aus gottes wort notdürf-
tiglich unterwiesen worden.
Es sol aber die communion auf die sontage
und etliche andere christliche fest in züchtigen
versamlungen der christen in der kirchen mit
christlicher predigt, gesang, ernstlicher anrufung
gottes umb gnad und hülf in allen nöten und mit
herzlicher danksagung für das bitter leiden und
sterben Christi gehalten werden.
Item, so oft etliche personen der communion
begeren, sollen dieselbige nicht aufgehalten, son-
dern nach befehl Christi ihnen gegeben, und die
communion, wie sie durch des herrn Christi befehl
verordnet ist, gehalten werden, das beide gestalt
mit vorgehender ernstlicher anrufung und nach-
folgender herzlicher danksagung gegeben werde.
So aber am sonntage oder andern festen nicht

personen verhanden, die zur communion gehen
wollen, sol dieselbige auf solchen tag unterlassen
und eingestellet, das fest aber mit der predigt,
ernstlicher anrufung gottes und danksagung ver-
möge unserer kirchenordnung und keine privat
opfer oder papistische mess gehalten werden.
Es sollen auch die pfarrer sich eusserst be-
fleissigen, solch hochwirdig sacrament mit aller
christlicher gebürender andacht und vorsichtigkeit
zuhandeln, damit der christlichen gemeine kein
ergernis gegeben, sondern zu gleichmessiger an-
dacht gereizt und erweckt werde,
fürnemlich aber gute achtung geben, das sie
die wort der consecration, wie sie an inen selbst
lauten, unterschiedlich, verstendlich, und mit ge-
bürender achtung der gemeine vorhalten, dieselben
keines weges ubergehen oder verwechseln, sondern
vermög des testaments Christi in seiner gebürenden
ordnung halten, wie solches unserer kirchen-
ordnung einverleibet worden.
Nach dem auch die heimliche und öffentliche
sacramentirer in ausspendung dieses hochwirdigen
sacraments entweder gar schweigen oder sich
anderer wort, denn des testaments Christi ge-
brauchen, darunter sie ihren irrthumb verbergen,
als das sie sagen, nim hin und iss, dein glaub in
den hingegebenen leib Christi erhalte dich in das
ewige leben, nim hin und trinke, dein glaub in
das vergossen blut Christi sterke dich zum ewigen
leben, und der gleichen, sollen die visitatores alle
pfarrer und kirchendiener ernstlich vermanen, das
sie sich in austheilung dieses sacraments keiner
andern denn der wort des testaments und ein-
setzung Christi gebrauchen, nemlich in der reichung
des leibes: Nim und iss, das ist der leib Christi,
der für dich gegeben etc. und in der darreichung
des kelchs: Nim und trinke, das ist das blut
Christi, das für deine sünde vergossen etc.
Nicht weniger' ist von nöten, das auch die
pfarrkinder und communicanten zu gebürender
zucht und ordnung ernstlich vermanet und an-
gehalten werden, damit das hochwirdige sacrament
nicht leichtfertig oder unordentlich, sondern mit
gebürender christlicher zucht gehandelt werde.
Denn wiewol im bapsthumb solche zucht mit
fasten und anderm in grossen missbrauch und
irrthumb gerathen, sol doch um des missbrauchs
willen der rechte gebrauch nicht abgethan werden,
das nemlich alle die, so zu communiciren vor-
habens, ihnen selbst ein recht christlich und gott
wolgefellig fasten auflegen, das nicht auf unter-
scheid der speise gesetzt, sondern in abbruch und
christlicher nüchterkeit und messigkeit stehet,
dardurch die leute desto geschickter zum gebet
und danksagung, und also auch zu dem gebrauch
des heiligen abendmals mit mehr andacht sich
schicken können, ob gleichwol alle ihre wirdigkeit
 
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