Bitterfeld. Borna. Brandis. 65. Ordnung für die Stadt Brandis. 23. Juni 1529.
531
Kirchendiener.
Pfarrer.
Diacon.
Schulmeister.
Der pfarrer itziger zeit er Jacob Techel ist
der lere zimlich geschickt befunden, so haben im
die pfarrleut seiner lehr und lebens gut gezeugnis
gegeben, und weil im ambt Bitterfeit vil pfarren
sein, so ist diesem und itzlichem kunftigen pfarrer
von dieser zeit an und alweg die superattendencia,
derhalb im auch seine zugenge gebessert, und ein
diacon ufs neu zugelegt.
Der pfarrer soll alle suntag frue auch alle
christliche fest das evangelium nach inhalt der
postillen, nach mittag aber der diacon den cate-
chismum oder evangelisten Matheum predigen,
dann der Joannes ist dem gemeinen volk nicht
so bequem und begreiflich.
Die wochen sollen die predigten dermassen
gehalden werden, das der diacon ufn montag
Matheum, der pfarrer die episteln vom suntag
ufn mitwoch, und bede pfarrer und diacon uf den
freitag ein freitag umb den andern, das vater unser,
glauben und zehen gebot mit vleis dem volk aus-
legen und darzu denselben catechismum nach dem
text recitiren und vorlesen. Doch der gestalt, wo
der evangelist Matheus geendet, denselben wider-
umb anfahen, domit der jugent und volk also ein
sümme des evangelii eingebildet werde.
Darzu soll sich der pfarrer mit raichung der
sacrament und andern ceremonien allenthalben
christlich dem buch underricht der visitatoren gleich-
formig und gemess halden.
So sol der diacon uber sein predig ambt vor-
bunden und vorpflicht sein, alle tag ein stund
dem schulmeister in der schuel zu helfen, doch
so er in der wochen einen tag von wegen seins
studii daran vorhindert wurde, soll ihm ane fahr
sein.
Auch sollen bede diacon und schulmeister ufn
pfarrer als iren obern geweiset sein. und sich in
irem ambt seiner gehorsamlich halden. Doch soll
der pfarrer die arbeit nicht allein uf den diacon,
wie gewonlich geschicht laden, sunder ein predig
umb die andern, wie obbemelt thun, wie es dann
die zeit und nodturft erfordert.
Generalia ut super bei andern steten.
[Man vergleiche unter Schlieben.]
Borna.
Über die Anfänge der Reformation in Borna vgl. Seifert, Die Reformation in Leipzig.
Leipzig 1883. S. 26. Besondere Ordnungen sind mir ausser den folgenden nicht bekannt ge-
worden: Eine Schnl-Ordnung für Borna vom Jahre 1574 haben wir oben S. 122 erwähnt. Auf
der Visitation 1598/1599 wurde „Ein endabschied der menget für Borna dem rathe übergeben.“
Dresden, H.St.A., Loc. 1977, „General-Visitation des Leipziger, voigtl. und düring. Kreises“,
Bl. 130a. Ebenda Bl. 109 wird eine Schul-Ordnung mitgetheilt.
Diese Ordnungen werden nicht abgedruckt.
Brandis.
Für die Stadt Brandis im Amte Grimma erging in der Visitation 1529 ausser der
generellen Verordnung (s. oben S. 46) am Mittwoch St. Johannis (23. Juni) eine eigene Ordnung.
Dresden, H.St.A., Loc. 10598, Registration der Visitation u. s. w., Bl. 544 b ff. Etwas ab-
weichend auch in Weimar, Ji. 295. Abdruck beider Fassungen bei Grossmann, Die Visi-
tationsakten der Diöces Grimma. Leipzig 1873. S. 147 ff., 169 ff. Vgl. auch oben S. 46. Wir
drucken die Fassung des Dresdener Archives ab. (Nr. 65.)
Die Visitation von 1574/75 (vgl. oben S. 121) liefert uns eine Gottesdienst-Ordnung,
welche aus Dresden, H.St.A., Loc. 1991, Bl. 565 hier erstmalig zum Abdruck gelangt. (Nr. 66.)
65. Ordnung für die Stadt Brandis. 23. Juni 1529.
[Aus Dresden, H.St.A.,
Die pfarr doselbst ist des probsts zum Nauen-
werk fur Halle lehen, und hat ein eingepfart dorf
nemlich
Brandis 1 sloss und 53 einwoner
Loc. 10 598, Bl. 544 b]
Kernerei 30 wirte.
Und sind an beden ortern in die funf schock
communicanten ungeverlich.
Als haben wir befunden, das dieser pfarrer
67*
531
Kirchendiener.
Pfarrer.
Diacon.
Schulmeister.
Der pfarrer itziger zeit er Jacob Techel ist
der lere zimlich geschickt befunden, so haben im
die pfarrleut seiner lehr und lebens gut gezeugnis
gegeben, und weil im ambt Bitterfeit vil pfarren
sein, so ist diesem und itzlichem kunftigen pfarrer
von dieser zeit an und alweg die superattendencia,
derhalb im auch seine zugenge gebessert, und ein
diacon ufs neu zugelegt.
Der pfarrer soll alle suntag frue auch alle
christliche fest das evangelium nach inhalt der
postillen, nach mittag aber der diacon den cate-
chismum oder evangelisten Matheum predigen,
dann der Joannes ist dem gemeinen volk nicht
so bequem und begreiflich.
Die wochen sollen die predigten dermassen
gehalden werden, das der diacon ufn montag
Matheum, der pfarrer die episteln vom suntag
ufn mitwoch, und bede pfarrer und diacon uf den
freitag ein freitag umb den andern, das vater unser,
glauben und zehen gebot mit vleis dem volk aus-
legen und darzu denselben catechismum nach dem
text recitiren und vorlesen. Doch der gestalt, wo
der evangelist Matheus geendet, denselben wider-
umb anfahen, domit der jugent und volk also ein
sümme des evangelii eingebildet werde.
Darzu soll sich der pfarrer mit raichung der
sacrament und andern ceremonien allenthalben
christlich dem buch underricht der visitatoren gleich-
formig und gemess halden.
So sol der diacon uber sein predig ambt vor-
bunden und vorpflicht sein, alle tag ein stund
dem schulmeister in der schuel zu helfen, doch
so er in der wochen einen tag von wegen seins
studii daran vorhindert wurde, soll ihm ane fahr
sein.
Auch sollen bede diacon und schulmeister ufn
pfarrer als iren obern geweiset sein. und sich in
irem ambt seiner gehorsamlich halden. Doch soll
der pfarrer die arbeit nicht allein uf den diacon,
wie gewonlich geschicht laden, sunder ein predig
umb die andern, wie obbemelt thun, wie es dann
die zeit und nodturft erfordert.
Generalia ut super bei andern steten.
[Man vergleiche unter Schlieben.]
Borna.
Über die Anfänge der Reformation in Borna vgl. Seifert, Die Reformation in Leipzig.
Leipzig 1883. S. 26. Besondere Ordnungen sind mir ausser den folgenden nicht bekannt ge-
worden: Eine Schnl-Ordnung für Borna vom Jahre 1574 haben wir oben S. 122 erwähnt. Auf
der Visitation 1598/1599 wurde „Ein endabschied der menget für Borna dem rathe übergeben.“
Dresden, H.St.A., Loc. 1977, „General-Visitation des Leipziger, voigtl. und düring. Kreises“,
Bl. 130a. Ebenda Bl. 109 wird eine Schul-Ordnung mitgetheilt.
Diese Ordnungen werden nicht abgedruckt.
Brandis.
Für die Stadt Brandis im Amte Grimma erging in der Visitation 1529 ausser der
generellen Verordnung (s. oben S. 46) am Mittwoch St. Johannis (23. Juni) eine eigene Ordnung.
Dresden, H.St.A., Loc. 10598, Registration der Visitation u. s. w., Bl. 544 b ff. Etwas ab-
weichend auch in Weimar, Ji. 295. Abdruck beider Fassungen bei Grossmann, Die Visi-
tationsakten der Diöces Grimma. Leipzig 1873. S. 147 ff., 169 ff. Vgl. auch oben S. 46. Wir
drucken die Fassung des Dresdener Archives ab. (Nr. 65.)
Die Visitation von 1574/75 (vgl. oben S. 121) liefert uns eine Gottesdienst-Ordnung,
welche aus Dresden, H.St.A., Loc. 1991, Bl. 565 hier erstmalig zum Abdruck gelangt. (Nr. 66.)
65. Ordnung für die Stadt Brandis. 23. Juni 1529.
[Aus Dresden, H.St.A.,
Die pfarr doselbst ist des probsts zum Nauen-
werk fur Halle lehen, und hat ein eingepfart dorf
nemlich
Brandis 1 sloss und 53 einwoner
Loc. 10 598, Bl. 544 b]
Kernerei 30 wirte.
Und sind an beden ortern in die funf schock
communicanten ungeverlich.
Als haben wir befunden, das dieser pfarrer
67*