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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0560
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532 Die Kirchenordnungen. Die Städte und Ortschaften der ernestinischen und albertinischen Länder.

Er Jacob Eichler der lahr halben nicht allein ge-
brechlich sundern darzu etwas ungeschickt, zu dem
das wir aus erforschung vormarkt, das im diese
lahr, die im furstenthumb get, unbekant, sich der-
selben gar nicht geflissen, und das er ane das die
pfarr mit einem ungeburlichen contract von seinem
vorfarn angenomen, auch uber das alles mit den
pfarrgutern, dieselben zu permutirn und vorsetzen,
und dann letzlich mit ungeschicktem wandel umb-
gangen, wie dann solchs in der registracion hievor
unserm gnedigsten hern uberschickt zubefinden, so
haben wir aus kraft unsers bevels die seelsorg
von ime genomen und das kirchspil mit einem
andern gelerten und fromen priester vorsorget, im
auch dem alden pfarrer diese abfertigung vor-
ordent und gemacht, nach dem er seins anzogs
seinem vorfarn 40 fl. entricht und ine domit die
pfarr im in sein hende ufzulassen gewilligt, so
sollen im 20 fl. bar uber aus dem gotshaus wider
gegeben und fur den halben teil der frucht im
fehle zwei gute schock in zweien jarn auch aus
dem gotshause bezalt werden, dokegen der ander
teil der frucht halb uber winter und die ander
helft uber sommer geseet, wie die itzt im wachse
stehn, zusambt dem vollen zehenden dem neuen
pfarrer bleiben soll, so wollen die kirchveter die
wisen, so er uf drei jar vorsatzt, mit zweien guten
schocken und dann einen garten lediglich wider-
umb zum pfarre brauch brengen, domit der pfarrer
das haue und alle nutzung der beder stuck als-
bald annerne, so sollen die bede ewige kuhe mit
zweien jungen kuhen vom alden pfarrer wider er-
satzt und die dritte kuhe auch bei der pfarr von
im gelassen werden, welche abfertigung derselb
alde pfarrer zu gutem dank und willen angenomen.
Weiter zu bestellung des rechten gotsdiensts
in der kirchen haben wir abgeschafft alles das
jenige, so zu falscher zuvorsicht und abgotterei
reicht, und bevolen, die fest und cerimonien zu
halten, wie die in dem buchlein underricht der
visitatoren im druck ausgangen nach der lenge
underscheiden und angezeigt sind.
So soll hinfurder keine messen gehalden werden
ane communicantem Wo aber der sind und sich
irer gewissen beschwerung zuvor bei dem pfarrer
erklagen, so soll ein mess der form wie allent-
halben im furstenthumb unsers gnedigsten hern
itzt geordent gehalten und den jenigen, die es be-
gern, das heilige sacrament nicht anders dan beder
gestalt gereicht werden, und domit die selmessen
und vigilien ganz aufgehoben sein.
Auch soll ein pfarrer zu Brandis jedes der
ausgesatzten feierlichen feste zwirnest predigen,
frue das heilig evangelium vom suntag oder fest
die auslegung dohin richten und teiln, das der
glaub, die lieb und das creuz daraus gelernet
werden.

So er communicanten hat, soll er ein mess
halden nach gegebner form, in massen die im
ganzen furstenthumb unsers gnedigsten hern ge-
ordent ist, wo nicht, so soll er dannoch mit dem
schulmeister und schulern etlich psalmen und
deutsche leisen singen, domit auch den sermon
nach mittag zur vesperzeit, so der katechismus
gepredigt, besliessen.
In der wochen soll er zwene tag predigen,
als dinstags und donerstags, den ersten etwo aus
der apostel epistel, den andern aus dem kate-
chismo, domit das junge volk got furchten, glauben
und recht beten lernen.
Vor itzlicher predig sollen auch etlich psalm,
darnach aber ein deutsch kirchenlied und sunder-
lich die deutschen letanien gesungen werden.
Das begrebnus soll er auch erlich halten, do-
mit die leich mit geburlicher religion, mit einem
deutschen gesang, als mitten wir im leben seind
oder in frid und lust far ich dohin in gottes
willen, welchs ist das nunc dimittis vordeutscht,
zur erde christlich bestattet werde.
Uber vorangezeigte furgenomen mass
zu predigen und leren.
[Wörtlich wie für Grimma von „Sol der
pfarrer — underrichten und sterken.“]
Weiter auch das volk nach jedem sermon
treulich und mit ernst vormanen, das sie einander
hulfliche hende reichen, den armen helfen wollen,
domit der name gots geehret und das heilig evan-
gelium nicht dorf gelestert werden.
Schule.
Zu guter zucht der jugent soll die schul zu
Brandis allweg mit einem wesentlichen und vleissi-
gen schulmeister vorsorget sein, sich der schuler
mit vleissiger sorg anzunemen, und sich so vil
moglich nach geschicklickeit der schuler des buch-
leins underricht der visitatoren, under dem capitel
von den schulen beschriben, halden.
Ane das soll er die jugent zu jedem sermon
mit zuchten furen, die geordente gesenge der
kirchen bei der messen, auch vor und nach itz-
licher predig zu singen.
Insunderheit soll er vorflissen sein, die schuler
im katechismo zu underweisen, und das sie den
eldern die gewonliche segen zu itzlicher malzeit
fur dem tische, abends aber ein seuberlichen sen-
tenz oder spruch aus der heiligen schrift oder
sunst aus einem guten lerer lateinisch und deutsch
aufsagen.
Einkomen der pfarren.
Eine eigne behausung.
Ein garten.
 
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