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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0575
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Crimmitschau. 76. Döbeln. Visitations-Abschied für die Stadt Döbeln von 1555.

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vorschafft ist, und furthin geslagen werden mag
sein und bleiben.
Vorwaltung eins gemeinen kasten also
zu bestellen.
Ein ambtman oder schosser, der regierende
rath, der pfarrer, vier viertesmeister, und vier
personen aus den eingepfarten dorfern, welche sie
des adels oder bauerschaft under sich erwelen
werden, sollen alle jar jerlich den nechsten suntag
vor michaelis, funf vorsteher zum gemeinen kasten,
welche redlich, gotferchtig und warhaftig, nemlich
einen des regirenden raths, zwene burger aus der
gemeine, zwen aus den dorfschaften, erwelen, und
zu nodturft irs ambts sunderlich voreiden, und die
alden vorsteher sollen alsbalde uf sant michels tag
volgende den nauerwelten anweisung und uber-
antwortung thun aller und jeder stucke an briven,
erbregistern, haubtvorschreibungen, forrat, barschaft,
kirchengerete, braupfannen, des haus und forrats

in der badstuben, zusambt den schlusseln, und
gegeneinander glaubwirdige inventarien machen,
und die alden vorsteher sollen uf den dritten sun-
tag nach s. michels tag fur den ambtman oder
schosser, pfarrer, rate, viertelsmeister, und vier
personen ausn dorfern, volstendige jar rechnung
irer vorwaltung inname und ausgabe, auch von
merung und minnerung des inventarii, thun und
furwenden und sollen sund den nauen vorstehern,
allen nodturftigen bericht treulich thun, domit
schaden und vorseumbnus vorhuetet bleiben.
Vir verordenten visitatores haben auch uf
dismal zum anfang funf vorsteher uf vorgehende
koere, welche dermassen, wie oben bescheen, ver-
mittelst geburlicher eidsbeladung, bestetigt, und
zur Vorweisung bis uf s. michels des zukunftigen
dreissigsten jars vorordent, und alsbald durch dieser
visitation zugeordenten notarien glaubwirdige in-
ventaria ufrichten auch die barschaft baruber zu
zelen lassen.

Crimmitschau.
Die auf der Visitation von 1529 erlassene Ordnung ist in Dresden, Loc. 10598, Bl. 190 ff.
erhalten, wird jedoch, weil nur von lokalem Interesse, nicht abgedruckt. Vgl. oben S. 46.

Döbeln.
Zur Geschichte der Reformation vgl. Keller, Die Parochie Döbeln, in N. Sächs. Kirchen-
galerie, Bd. 1 (Leipzig 1900), S. 159 ff. In der Visitation von 1555 wurde für Döbeln am 22. Sep-
tember ein Visitations-Abschied erlassen. Derselbe gelangt hier erstmalig aus dem Dresdener
H.St.A., Loc. 1987, Visitationsbuch des Meissnischen Kreises, Bl. 656—663 zum Abdruck. (Nr. 76.)

Über die Visitation selbst vgl. ebenda
schichte der sächsischen Hofprediger, in Ztschr
S. 188 erwähnt, dass dieser Abschied sich auch
76. Visitations-Abschied für
Nach entpfangenem bericht, und allerseits
angenomener rechnunge haben die geordente visi-
tatores aller sachen gelegenheit notdurftig und
mit vleiss bedacht, und einem erbarn rath sich
ferner darnach zu halten, in namen und von wegen
des churfursten zu Sachsen und ihres gnedigsten
herren, volgenden apschied geben.
I.
Erstlich, sovil der lehen, gemeiner kasten,
kirchen und hospitalien, guter und einkommen be-
langet, sol ein erbar rath vor sich selbst moglichen
wachen und aufsehen, hieruber auch anderen der-
selbigen vorstehern oder verwaltern auflegen und
ernstlich befehlen, das denen allenthalben vleissig
vorgestanden, ihr einkommen treulich eingemahnet,
und zu jeder zeit gepurlich dispartiret und aus-
getheilet, damit hieran der kirchen und armuth zu
nachteile nichts vorseumpt und derwegen jerlich

S. 648 ff. G. Müller, Quellenstudien zur Ge-
. f. kirchl. Wissensch. u. kirchl. Leben 8 (1887)
im Dresdener Finanzarchiv, Loc. 32522 vorfinde.
die Stadt Döbeln von 1555.
ein erb. rath in beisein eines pfarhern, so jeder
zeit sein wird richtige rechnunge gehalten werde.
II.
Und op wol in kirchen und schulen itziger
zeit wenig mangels gespuret, und aber kunftig
allerlei mengel, unfleiss und gebrechen vorfallen
mochten, so soll diesem itzigen und allen kunftigen
pfarhern derselbigen inspection und treue vor-
sorge allezeit, und da ihme hierzu einiger hulfe
oder raths von nothen, ein e. rath ihme hierinnen
freuntlich, dinstlich und forderlich zu erscheinen,
ernstlich bevohlen sein.
III.
Als auch den kirchen und schuldienern ihre
jerliche besoldunge zu mehr malen zu undanke
fast unbequemer zeit gereicht, also das sie sich
derselbigen wenig zu trosten, sollen ein erb. rath
ihren kirchen und schuldienern, die geordente be-
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