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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0574
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546 Die Kirchenordnungen. Die Städte und Ortschaften der ernestinischen und albertinischen Länder.

anders gefasset und gelernet haben, und sie darin
zu unterweisen etlich tag zubrengen.
Schuele.
Die schul ist, wie oblaut, uf zwu person be-
stalt, nemlich
Schulmeister,
Unterpedagog, welcher kirchner mit ist.
Der itzig schulmeister zu Colditz, Joannes
Wildschutz, ist ein edelman, hat bisanher armuts
halben sich mussen uf supplicacion zu schreiben
begeben, derhalb im latein nicht so geschickt noch
so geübet, als er wol sein solt; dieweil er sunst
ein gemein geschicklickeit im latein und sunst
hat zu arbeiten, vleissig unvordrossen, auch sich
zur besserung erboten, hab wir ine lassen bleiben;
wo er sich aber im latein nicht übet, soll er uber
ein jar als uf pfingsten abgesetzt, und ein ander
geschickter dohin vorordent werden.
Den schulmeister soll der rath und pfarrer
zu Colditz zusetzen und zu entsetzen haben, nach-
dem auch der schulmeister ein redlichen sold,
nemlich uber vierzig gulden hat, soll so oft sich
die schul vorledigen wirdet, in der universitet
Wittemberg ein gelerter geschickter gesell gesucht,
und durch den superattendenten und rat an-
genommen werden.
Ambt des schulmeisters.
Der schulmeister soll die ganze schulen in
classes teiln und sie in der grammatik und anderm
nach anleitung des buchleins der visitator, welchs
ein jeder schulmeister haben und lesen soll, ge-
treulich underweisen.
Wann auch der schulmeister sich selbst mit
dem exercicio stili des latins zu uben oder sunst
in den stucken, welche als die hochsten nötigsten
als schulamt sein, im buch der visitator angezogen,
sich seumig oder lessig merken lest, soll er un-
angesehen gunst oder erbarmung entsetzt werden,
angesehen des vorseunmus der jugent der grossen
schaden einer uf erden,
Uber angezeigte furgenomen mass zu
predigen und leren.
Soll der pfarrer sich mit der weiss und ord-
nung der lere und predigt halten, vormuge des
buchleins intitulirt underricht der visitatoren hievor
im druck ausgangen, und domit allenthalben
einickeit der cerimonien bleibe, die cerimonien
nach anzeige desselbs buchleins nicht ubergeen
noch vorendern.
Auf abgetretene von der einickeit des waren
christlichen glaubens und einickeit des worts und
also, die so in irthumb und secten sich begeben,
in vorsamlung oder andern ortern vom glauben

und sacramenten ubel reden, vleissig inquirirn,
zur einickeit wider weisen und so sie sich au eine
oder zwu vormanung nicht keren, dem rat an-
zeigen, von dem soll ine zeit zuvorkaufen, und
sich von dannen zu wenden bestimbt werden.
Fur gnedige erhaltung des gotlichen reinen
worts auch frid und einickeit zu forderst unsern
landsfursten auf der canzlei bitten.
Zur beicht und heiligen sacrament des leibs
und bluts Christi das volk oft vormanen, domit
alwege des suntags eine mess mag gehalten werden.
Auf die schul und alle gebrechlickeit gut
achtung geben, und die zur besserung vorfugen,
auch die kranken im hospital und andere be-
suchen im glauben und der gedult, und diejenigen,
so von schwacheit ires leibs in die kirch 1) komen
mit gutem underricht gotlichs worts underrichten
und sterken.
Weiter auch das volk nach itlichem sermon
treulich und mit ernst vormanen, das sie einander
hulfliche hende raichen, und dem gemeinen kasten
bei irem leben, und mit testamenten wollen fordern
und erhalten, domit weiter aus demselben dem
armut geholfen, auch ander not der kirchen gots
dinsts und wie die sunst an bestellung der ehren
gots zu gutem namen und rum des heiligen evan-
gelii furfallen, mogen gebessert werden.
Der schulmeister und unterpedagog sollen die
jugent zu jedem sermon mit zuchten furen, die
geordenten gesenge der kirchen bei der messen
auch vor und nach itlicher predig zusingen, dobei
allweg der diener aus der schuel einer selbst sein
und die schuler zu und abfuren soll.
In sonderheit sollen sie vorflissen sein, die
schuler im catecismo zu underrichten, und das sie
den eldern die gewonliche segen zu itzlicher mal-
zeit fur dem tisch, abends aber, einen seuber-
liclien sentenz oder spruch aus der heiligen
schrift, oder sunst einen guten lerer latinisch und
deutsch aufsagen.
Pfarrers einkomen. Wiesenwachs.
Holzung. Viehe zucht. Einkomen des
diacon. Custerei. Einkomen der schule,
[werden nicht abgedruckt.]
Gemeine kasten.
In macht empfangen churfürstlichen bevels,
thun wir vorordenten visitatores hiemit gegen-
wertiglich einen gemeinen kasten ufrichten, darin
sollen nachvorzeichente zinse, einkomen, guter
heuser, gefelle, nutzungen, gerechtickeiten, bar-
schaft, ausstehende schulde, kleinot, silberwerk,
zinwerk, metal, bucher, kirchengerethe, gemeiner
forrat, und alles was zur ere gottes gemeint, und

1) Zu ergänzen „nicht“.
 
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