584 Die Kirchenordnungen. Die Städte und Ortschaften der ernestinischen und albertinischen Länder.
Stadt Kemberg’.
Auf der ersten ordentlichen Visitation 1528 (vgl. oben S. 40 ff.) wurde für Kemberg von
den Visitatoren eine Ordnung erlassen. Dieselbe hat Winter aus dem Universitäts-Archiv zu
Halle in den Neuen Mittheilungen des thüringisch-sächsischen Alterthumsvereins 9, 109—112
abgedruckt. Dieselbe Ordnung findet sich auch in Magdeburg, Staatsarchiv A. 59, A. 1492,
Bl. 107 ff. Darnach geschieht hier der Abdruck unter vergleichender Heranziehung des
Winter’schen Druckes. (Nr. 102.)
In Magdeburg, St.A., a. a. O., Bl. 112 ff. steht auch die auf der Visitation von 1533
erlassene Ordnung. Dieselbe wird nicht abgedruckt.
Die mir von Herrn Probst Schütz liebenswürdigst zur Verfügung gestellten Akten des
Superintendentur-Archivs zu Kemberg (vgl. dazu oben S. 106 ff.) enthalten die Visitations-
abschiede aus den Jahren 1555 und 1575. Dieselben werden hier nicht abgedruckt.
102. Verordnung der Visitatoren für die Stadt Kemberg. Vom 29. Oktober 1528.
[Aus Magdeburg, St.A., A. 59, A. 1492, Bl. 107 ff., verglichen mit dem von Winter, a. a. O. abgedruckten
Exemplare des Universitäts-Archivs Halle.]
Anno domini 1528, donerstags nach Simonis
u. Judä, auf bevel des durchlauchtigsten hoch-
gebornen fürsten u. hern, hern Johannsen her-
zogen zu Sachsen, des heilign romischen reichs
erzmarschal u. churfürsten u. lantgraven in Do-
ringen u. marggraven zu Meissen haben die vor-
ordente von seinen churfürstlichen gnaden visi-
tatores der kreise zu Sachsen u. Meissen, nemlich
die wirdigen hochgelerten gestrengen u. ernvesten
hern Martinus Luther, der heiligen schrift
doctor u. prediger zu Wittemberg, Hans Metzsch
haubtman zu Wittemberg, Benedictus Pauli,
beder recht licentiat, Hans v. Taubenheim,
nach vorleihung gotlicher gnaden die seelsorge,
zucht der jugent, sambt unterhaltung des armuts
in der stadt Kemberg nach itziger gelegenheit
nachvolgender masse bestalt und vorordent.
Kemberg.
Hat und soll hinforder allweg haben einen
probst, der das pfarr ambt in der stadt vorwese,
kein zugehorend dorf mit dem pfarrecht daneben
zu vorsorgen, der lere und lebens gelobt, daran
der rat, eldisten u. gemein keinen mangel wissen.
Hat neben dem einen caplan gehabt, der dieser
zeit seins alters halb seinen abschied genomen:
derhalb ein ander in sein stadt eingesetzt. — Ire
gewonheit zu predigen ist und soll sein zwene ser-
mon am suntag, den ersten von den evangelien
nach der zeit, den andern aus dem alden testa-
ment. Montags, mitwochs und freitags, jedes der
dreier tag einen sermon oder lection eines evan-
gelisten, wie sie ermessen dem volk nutz und gut
sein, und darüber den catechismum zu lernen,
dabei habens die visitatores gelassen und bevolen
den catechismum zuforderst und in sunderheit umb
der jugent willen in der wochen nimer zu vor-
gessen.
Ein gemeiner kasten. Ein hospital.
Die schule mit einem schulmeister, der dem
rath mit dienet. Ein cantor von sunderlicher
guter geschicklichkeit und fürhabender guter weis
die knaben im latein und der musica zu lernen.
Darumb haben die visitatores der personen aller
guts gefallens gehabt und ietliche bei irem ambt
unvorandert gelassen, mit vleissigem bevel und
fürderlich die so der schule vor sein, solcher sorge
hinförder mit gewonlichem ernste, gestalter der
von Philippo ordnung, die von iren nachkommen
auch gehalten werden soll, neben dem, dass sie
die knaben zu jedem sermon füren, bei inen sein,
und die gesenge in der kirchen, auch die so vor und
nach der predigt zu singen geordent halten, und
sunst ires ambts treulich gewarten sollen.
Unterhalt der personen.
So in überlegung der pfarren einkomens, am
gelde, auch korn-zinsen, opfer, ligenden gründen,
einen hopfgarten, dreier tag dinst im jare, auch
8 fisch kolke, wie wol die mit Merten Liste irrig
stehen, gehulzes, das er allein zur nodturft seins
feuerwerkes nicht aber zu vorkaufen nutzet, be-
funden , das er nach abziehung erstlich funfzehn
gulden, die er dem caplan fur seinen tisch und be-
lonung gibt, bleiben 94 gulden 1 gr. 4 pf., haben
die visitatores dem pfarrer solch sein einkomen
und nutzung, vormuge seins registers und gebrauchs,
dermassen unvorringert zu nutzen bestetigt und er-
messen, das er und ein itlicher sein nachfar nach
gelegenheit des orts irer haushaltung und arbeit
dabei ein auskomen und zureichen haben mugen.
Aber dem caplan oder prediger seint uber
Stadt Kemberg’.
Auf der ersten ordentlichen Visitation 1528 (vgl. oben S. 40 ff.) wurde für Kemberg von
den Visitatoren eine Ordnung erlassen. Dieselbe hat Winter aus dem Universitäts-Archiv zu
Halle in den Neuen Mittheilungen des thüringisch-sächsischen Alterthumsvereins 9, 109—112
abgedruckt. Dieselbe Ordnung findet sich auch in Magdeburg, Staatsarchiv A. 59, A. 1492,
Bl. 107 ff. Darnach geschieht hier der Abdruck unter vergleichender Heranziehung des
Winter’schen Druckes. (Nr. 102.)
In Magdeburg, St.A., a. a. O., Bl. 112 ff. steht auch die auf der Visitation von 1533
erlassene Ordnung. Dieselbe wird nicht abgedruckt.
Die mir von Herrn Probst Schütz liebenswürdigst zur Verfügung gestellten Akten des
Superintendentur-Archivs zu Kemberg (vgl. dazu oben S. 106 ff.) enthalten die Visitations-
abschiede aus den Jahren 1555 und 1575. Dieselben werden hier nicht abgedruckt.
102. Verordnung der Visitatoren für die Stadt Kemberg. Vom 29. Oktober 1528.
[Aus Magdeburg, St.A., A. 59, A. 1492, Bl. 107 ff., verglichen mit dem von Winter, a. a. O. abgedruckten
Exemplare des Universitäts-Archivs Halle.]
Anno domini 1528, donerstags nach Simonis
u. Judä, auf bevel des durchlauchtigsten hoch-
gebornen fürsten u. hern, hern Johannsen her-
zogen zu Sachsen, des heilign romischen reichs
erzmarschal u. churfürsten u. lantgraven in Do-
ringen u. marggraven zu Meissen haben die vor-
ordente von seinen churfürstlichen gnaden visi-
tatores der kreise zu Sachsen u. Meissen, nemlich
die wirdigen hochgelerten gestrengen u. ernvesten
hern Martinus Luther, der heiligen schrift
doctor u. prediger zu Wittemberg, Hans Metzsch
haubtman zu Wittemberg, Benedictus Pauli,
beder recht licentiat, Hans v. Taubenheim,
nach vorleihung gotlicher gnaden die seelsorge,
zucht der jugent, sambt unterhaltung des armuts
in der stadt Kemberg nach itziger gelegenheit
nachvolgender masse bestalt und vorordent.
Kemberg.
Hat und soll hinforder allweg haben einen
probst, der das pfarr ambt in der stadt vorwese,
kein zugehorend dorf mit dem pfarrecht daneben
zu vorsorgen, der lere und lebens gelobt, daran
der rat, eldisten u. gemein keinen mangel wissen.
Hat neben dem einen caplan gehabt, der dieser
zeit seins alters halb seinen abschied genomen:
derhalb ein ander in sein stadt eingesetzt. — Ire
gewonheit zu predigen ist und soll sein zwene ser-
mon am suntag, den ersten von den evangelien
nach der zeit, den andern aus dem alden testa-
ment. Montags, mitwochs und freitags, jedes der
dreier tag einen sermon oder lection eines evan-
gelisten, wie sie ermessen dem volk nutz und gut
sein, und darüber den catechismum zu lernen,
dabei habens die visitatores gelassen und bevolen
den catechismum zuforderst und in sunderheit umb
der jugent willen in der wochen nimer zu vor-
gessen.
Ein gemeiner kasten. Ein hospital.
Die schule mit einem schulmeister, der dem
rath mit dienet. Ein cantor von sunderlicher
guter geschicklichkeit und fürhabender guter weis
die knaben im latein und der musica zu lernen.
Darumb haben die visitatores der personen aller
guts gefallens gehabt und ietliche bei irem ambt
unvorandert gelassen, mit vleissigem bevel und
fürderlich die so der schule vor sein, solcher sorge
hinförder mit gewonlichem ernste, gestalter der
von Philippo ordnung, die von iren nachkommen
auch gehalten werden soll, neben dem, dass sie
die knaben zu jedem sermon füren, bei inen sein,
und die gesenge in der kirchen, auch die so vor und
nach der predigt zu singen geordent halten, und
sunst ires ambts treulich gewarten sollen.
Unterhalt der personen.
So in überlegung der pfarren einkomens, am
gelde, auch korn-zinsen, opfer, ligenden gründen,
einen hopfgarten, dreier tag dinst im jare, auch
8 fisch kolke, wie wol die mit Merten Liste irrig
stehen, gehulzes, das er allein zur nodturft seins
feuerwerkes nicht aber zu vorkaufen nutzet, be-
funden , das er nach abziehung erstlich funfzehn
gulden, die er dem caplan fur seinen tisch und be-
lonung gibt, bleiben 94 gulden 1 gr. 4 pf., haben
die visitatores dem pfarrer solch sein einkomen
und nutzung, vormuge seins registers und gebrauchs,
dermassen unvorringert zu nutzen bestetigt und er-
messen, das er und ein itlicher sein nachfar nach
gelegenheit des orts irer haushaltung und arbeit
dabei ein auskomen und zureichen haben mugen.
Aber dem caplan oder prediger seint uber