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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0611
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101. Kapellendorf. Ordnung für Kapellendorf und seine Filialen. 1569.

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beschleust mit dem da pacem etc. oder sonst
einem geistlichen gesang.
Wochen predigt. Es werden die wochen hier
predigten gehalten, eine die mitwochen, die andere
den freitag. Auf den donnerstag wird den wieder
kinderlehre gehalten und mit der litanei beschlossen.
Was die apostel tag oder fest belanget, so
helt man dieselbigen mit predigen wie sie ge-
fallen, ausgenommen wan sie etwan auf den sonn-
abent gefallen, so werden sie als dan die nehest
wochen darnach gehandelt, wegen der marktage
so in beiden umbliegenden stedten Jena und
Weimar auf die sonnabent sein und gehalten
werden.
Die hohen fest werden gehalten wie sie ge-

fallen, also das man figural und choral ein gesetz
umb das ander singen thut, domit bede, die schul -
knaben und der gemeine man seine exercitia haben
kann.
Es werden auch von dem pfarherr jerlichen
geburliche register von jar zu jar gehalten, da-
rinnen die namen der getauften kinder und com-
municanten aufgezeichnet werden, domit der pfar-
herr desto besser nachrichtung haben kan, wie
oft sich seine pfarkinder das jar uber zum sacra-
ment schicken und finden. Auch werden der ver-
storbenen namen alwege aufgezeichnet.
.....Signatum in der pfar Kapellendorf
anno etc. LXIX mense decembri.

101. Was ich Johannes Siebensohn, diaconus zu Kapellendorf in den filialen Frankendorf, Holstet und Kötz-
schau fur ein ordnung im predigen, singen und reichung der hochwirdigen sacramente zu halten pflege. 1569.
[Nach dem eigenhändigen Berichte in Weimar Ernestin. Gesammtarchiv Ji. Nr. 53 Bl. 17.]

Volget erstlich. Auf den sontag wenn ich das
ministerium zu verrichten in ein dorf kome, als
am vorgangenen sontag nach Laurenti [1569
Aug. 14] zu Frankendorf geschehen, hab ich das
christlich lied Pauli Sperati: Es ist das heil uns
komen her etc. gesungen, finita hac cantilena hab
ich das kyrie magne de tempore zu singen an-
gefangen, als dan die collect gelesen, nach der
collect ist wieder gott der vater wohn uns bei
gesungen, nachmals ist dorauf die epistel (so ver-
ordnet) gelesen worden, ist aber auf ein fest, so
wird nach der collect das sequens gesungen. Nach
der epistel singe ich das patrem, predicir alsdann
ungefehrlich drei viertel stunden, finita contione,
do communicanten vorhanden, heb ich an zu singen
das deutsche sanctus etc., lese alsdann die para-
phrasim des vater unsers, wie in unser agenda
zu sehen, oder aber singe an stat der paraphrasis
oder vermahnung zum gebet das vater unser mit
den noten und darauf die wort des abendmahls
auch auf den selben ton, distribuir alsdann die
hochwirdige sacramenta juxta institutionem Christi,
sing alsdann den deutschen gesang: Als Jesus
Christus unser heiland, item mutire bisweilen und
sing den psalm: Ich danke dem herrn etc., folgend
lese ich die collect zu beschlus der communio
sampt der benediction gegen dem volk. Do aber
im fall keine communicanten da seind, singe ich
etwa aus einem geistlichen gesang oder psalmen
2 oder 3 vers, beschlies entlich mit der collect
und benediction etc. Also wird es auch in andern
dörfern gehalten vormittage. Denn vormittage
muss ich zwo predigten thuen, als am vorgangenem
sontag ist erstlich zu Frankendorf das ampt ge-
halten worden, nachmals zu Kötzschau, geschehen
also die predigten in dörfern alternatim.

Noch mittage wird der catechismus (do ich
erstlich zu fruer tagzeit gepredigt) gehalten. Singe
erstlich die zehen gebot oder das vater unser
(nach dem ich ein stuck der christlichen lehr zu
tractiren fur mich genomen), sing darnach drauf
den hymnus, als itzig zeit: Lux beata trinitas etc.,
finitis cantilenis lese ich ein caput aus der piplien,
bisweilen das symbolum Athanasii, singe alsbald
drauf den lobgesang Mariae, das magnificat, sag
also den kindern fur die stuck der christlichen
lehr des h. catechismi, examinir nochmals die
kinderlein, was ich ihn zuvor zu lernen fur-
gegeben hab, finito examine erklere ich den pfar-
kindern ein stucklein, dorin wir versiren, als dann
ein psalm oder ander christliches lied gesungen,
beschlies also mit der collect sampt der benediction.
Die wochen predigt geschieht zu Kötzschau
auf die mittwoche, zu weilen von wegen des un-
gewitters wird sie aufgeschoben bis auf den
donnerstag, do ich dann zu Holstet erstlich predige
matutino tempore, postea zu Kötzschau ungefehr-
lich eine halbe stunde, in dem das ich zuvor
einen psalm gesungen, beschlies also kurzlich,
domit das volk wieder an ihre gewönliche arbeit
gehen mögen, predige bisweilen die episteln, bis-
weilen schone historien.
Wenn die festa apostolorum in der wochen
gefallen, geschieht die predigt erstlich zu Holstet
do die von Kötzschau heruber gehen mussen, dar-
nach die ander predigt geschieht zu Frankendorf,
also aber das ich nicht mehr dan einen kurzen
gesang singe, nachmals nicht lenger dann ein halb
stunde predige, als dann einen vers aus einem
christlichen gesang, beschlies also mit einer collect
und benediction.
 
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