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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0613
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102. Stadt Kemberg. Ordnung der Visitatoren für die Stadt Kemberg. 1528.

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berurte 15 gulden, die er vom probst hat und hin-
fürder behalten soll, aus dem gemeinen kasten zu
empfahen geordent jerlich 35 gulden jedes jars
auf zwu tag zeiten als halb auf Walpurgis, die
ander helfte auf Michaelis ane vorzeug gefallen,
und nachdem im der probst den tisch zu geben
vorhaft, soll in seinem gefallen stehn, den bei im
zu behalten, oder an stat desselben achthalben
gulden, das ist obberurter 15 gulden die helfte
dafür zu nemen. Sein wonung soll er, bis das
ein commenden haus ledig stirbet, in der probstei
haben, und zustunde der vorledigung eins com-
menden hauses dasselbe beziehen und auf seinen
nachkomen zur wonung gelangen. Dagegen sollen
von nun an die zins, so zur caplanei oder pre-
diger ambt gehort, in gemeinen kasten zufallen
geweist sein.
Die schule
soll hinfürder allwege mit einem schulmeister und
cantor erhalten werden. Schulmeisters belonung
soll sein 25 gulden, des cantors 20 gulden. Und
inen beden sollen die zugenge von knaben, als
zu jeklichen quatember einen groschen dem schul-
meister, dem cantor aber 8 pfenning von jeklichem
schüler bleiben. Solcher hauptbelonung sollen si
aus dem gemeinen kasten auf zwo tagzeiten wie
oben gewarten.
Der gemeine kaste soll zu jeder zeit mit sechs
frommen gotfürchtigen bürgern, zwen vom rathe
und vier aus der gemein sunderlich darzu voreidet,
vorsorget werden. Derselben ambt soll sein der
kirchen nu in kasten vorordenten guts treulich zu
pflegen, die zinse und schulde vleissig einzumanen,
in dem sie der unvormögenden wahr nemen mogen,
die armen leut im hospital nach vormogen und ge-
legenheit des forraths, auch der personen mit leib-
licher narung, cleidung und ander nodturft zu vor-
sorgen, hausarmen leuten und andern, die war-
haftig in nöthen sein und hülf bedürfen, aber
nicht müssig gengern oder denen, do kein hulf
anbewant, leihen oder geben, wie sie eins jeclichen
not und vormögen befinden, doch 20 gulden oder
daruber ane vorwissen des amptmans zu Witten-
berg nicht verleihen; auf ergernus, offentlich und
heimlich schande achtung zu geben, und die dem
pfarrer zu weiter abvormanung anzuzeigen ; caplan,
schulmeister und cantor iren bestalten lohn zu
gebürlicher zeit zuvorrichten ; probstei, caplanei,
schulen und hospital in baulichen wesen zu erhalten,
dem rath in gegenwertigkeit des probsts und der
viertelsmeister jerlich ire vorwaltung zu berechen.
Ire vorenderung soll stehen in des rats u. probsts
ermessen.
Ueber obengezeigte fürgenomen mass
zu predigen und leren sollen probst und caplan
sich mit der weiss und ordnung ut supra bei
Sehling, Kirchenordnungen.

andern steten. [Der Abdruck von Winter
lautet weiter:] der lere u. predigen halten, vor-
muge des büchleins intitulirt: Underricht der visi-
tatorn etc. neulich im druck ausgegangen, und
damit allenthalben einickeit der ceremonien bleibe,
die ceremonie nach anzeige desselben büchleins
nicht übergehen noch vorendern, auf abgetretene
von der einickeit waren christlichen glaubens und
reinickeit des worts und also die, so in irthumb und
secten sich begeben, in versamlung oder andern
örtern vom glauben und sacramenten übel reden,
vleissig inquirirn, zur einickeit wider weisen, und
so sich an eine oder zwu vormanung nicht keren,
dem rathe anzeigen, von dem soll in zeit zuvor-
keufen und sich von dannen zu wenden bestimbt
werden, für gnedige erhaltung des gotlichen reinen
worts auch fride und einickeit, zuforderst unseren
landsfürsten auf der canzel bitten, zur beichte und
dem h. sacrament des leibs und bluts Christi das
volk ofte vormanen, domit allewege des suntags
ein messe mug gehalten werden, auf die schule
und alle gebrechen gut achtung geben, und die zur
besserung vorfügen, auch die kranken im hospital
und andere besuchen, im glauben und der gedult,
und die jenigen, so von schwachheit ires leibs in
die kirch nicht komen können mit gutem under-
richt gotliches worts underrichten und sterken.
Rat.
Offentliche sunde, furgenumen tegliche trunken-
heit, ehebrecherei und andere laster, gotslesterung
und schande soll der rath ernstlich strafen und zu
einbringung der schulde des gemeinen kastens
auf ansuchen der vorsteher gute hulfe vorfügen ;
so der probst abstirbet, einen andern bei der
universität zu Wittenberg erbitten und sunst
alle ding zu gots und seines heiligen worts ehre
helfen, fordern u. richten. — Der schulmeister
soll durch den probst u. rath zugleich, cantor aber
vom probst und schulmeister angenomen werden.
Zwene kelch sollen zu notturft der kirchen, des-
gleichen 3 messgewand sambt aller irer zugehorung
behalten, die andern vorkaufen und das kaufgelt in
den gemeinen kasten genumen werden. Der kelch,
welchen Ludwig Berckmann hat, soll demselben
bleiben, und mit acht gulden dem gemeinen kasten
in 4 jarn jezt weihnachten anzufahen zwen gulden
und also fort jedes jars mit zweien gulden vorgnugt
werden. Ist geschehen. —
51 gulden neue groschen, dafür sein 2 priester
heuser zu den comenden gehorig durch den rath
vorkauft. Davon soll der rath die helfte der stadt
zu gut inne behalden, die andre helfte in den
gemeinen kasten antwurten.
8 gulden 12 gr. soll er Andres Winder
in 5 jare entrichten von wegen vier schock, aus
einem testament zu sanct Anna mess empfangen,
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