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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0638
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610 Die Kirchenordnungen. Die Städte und Ortschaften der ernestinischen und albertinischen Länder.

Und so ein mensch stirbet, ordnen wir visi-
tatores, das die bahr oder leichnam nit heimlich
sunder am offentlichen tag mit einem weissen tuch
bedacht, und mit christlichem deutschen gesang
in beisein der freuntschaft und nachtbarschaft
erlich sambt dem pfarrer oder custer zu grab ge-
tragen und begraben soll werden.
Alle gotslesterung und schande sollen den
richtern, und von denselben forder der obrickeit
angezeigt werden.
So auch die pfarrer der dorfer dieses ambts
Leisnick in der messen, so communicanten vor-
handen, nicht messgewand noch korrock uber dem
altar gebrauchen, ist ernstlich bevolen, forthin,
doch das ein pfarrer erst etlich predig von der
freiheit thue, messgewand zugebrauchen, und
in allen ceremonien so vil moglich nach Torgau
und Wittemberg halden.
Auch sollen die drei hohen feste, allwege
drei tag feierlich und festive mit allen cerimonien
gehalden werden, und sich sunst in allem andern

des buch underricht der visitatorn gehorsamlich
halden, wie dann solchs dem pfarrer zu Leisnik
als superattendenten weiter bevolen.
Ambt der custer.
Die custer sollen die jugent je des feiertags
in den christlichen gesengen und deutschen leisen
vleissig uben, auch vor den hohen festen, als am
ende des advents, karwochen, nach der predigt
am suntag und etlich tag der nachbar kinder und
gesinde fur sich nemen und fragen, ob sie die
zehen gebot, glauben und vater unser konnen, und
was sie im katecismo gelernt, und wo sich imand
dokegen spotlich oder widersetzig erzeigen wurde,
soll ins ambt angezeigt werden, uf das solch grob
vorachtung und gotswort lesterung ane straf nicht
bleibe.
Darumb soll auch kein pfarrer den leuten
das sacrament unvorhort der beicht, zehen gebot
und vater unsers geben.
Superattendens pfarrer zu Leisnik.

112. Hochzeits-Ordnung für Leisnig. 1579.
[Aus Dresden, H.St.A., Visitationsakten des Consistoriums Dresden 1579, Loc. 2012, Bl. 433.]

III. Mit der gebur von hochzeiten helt
sichs also:
I. Wenn ein offentlicher kirchgang
wird gehalten, gibt man
2 gr. dem diacono, wenn er nicht zur hoch-
zeit gehet; da er aber gehet, bekomet er nichts
und darf er dagegen nicht schenken noch bier-
gelt geben.
Dem cantori gibt man in der stad ein suppe
mit 2 stucklein rindfleisch, ist oft fast mehrenteil
bein, vor 6 pfennig semeln und 6 pfennig brot,
item 4 kannen bier in ein krug, wird aber nicht
allzeit fullgelassen, dis vorzeret der cantor mit den
collegis und andern so im chor singen helfen,
uberdis gibt man dem cantori 1 gr., den er vor
sich behelt.
Von den dörfern gibt man dem cantori 3 1/2gr.
Dem Organisten gibt man in der stad ein
suppe und ein stucklein fleisch, item vor 6 pfennig
semeln und 6 pfennig brot und 2 kannen bier,
dis behelt er vor sich selber. Item 1 gr.
Von den dörfern bekomet er 3 1/2 gr.

Dem kirchner gibt man in der stadt ein suppe
mit 2 stucklein fleisch, item 3 hochzeit brot und
3 par semeln, item 2 kannen bier, item 1 gr.
Wenn in den dörfern hochzeit gehalten wird,
mag er zwene tage herausgehen, und hat frei
essen und trinken, darf auch nicht schenken, da
er aber nicht herausgehet gibt man ihm 3 gr.
II. Wenn kein hochzeitlicher kirchgang
wird gehalten, sondern werden allein
in der kirch copuliret, gibt man
2 gr. dem diacono,
1 gr. dem cantori,
1 gr. dem Organisten,
3 gr. dem kirchner. Solchs ist ihm allzeit
gegeben, wie auch den antecessoribus, wie ihm
soviel zu fordern in seinem eintreten vom pfar-
her, domals M. Georgio Langvoit, seligen befolen,
und wird ihm sonsten das neue jar und grun
donnerstag, wie vor zeiten alhie gebreuchlich ge-
wesen, nicht gegeben, bittet derwegen unterthenig
der herr visitator wolle ihn dabei erhalten.

Liebenwerda.
Für die Stadt Liebenwerda erging in der ersten Visitation des Kurkreises eine
eigene Ordnung. Vgl. oben S. 41. Diese Ordnung ist erhalten in Dresden, H.St.A., Loc. 10598,
Registration der Visitation u. s. w., 1529, Bl. 101, auch in Dresden, Loc. 10600, Eingeschickte
Visitations-Ordnungen, Bl. 258a — 264b.
 
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