Ysenburg-Ronneburg
3. Agendea
[1582]
Nachdem unser lieber herr Gott unß armen menn-
schenn inn dieser letztenn bösenn zeitt diese grosse
wolthat durch schenckung undt offenbarung seines
heyligenn undt allein seligmachenden wortts1 gnedig
erzeigt hat, daß wir dardurch in erkäntnuß göttli-
ches wesens undt willenn stehenn unndt mit allerley
geystlichenn gutternn zum reichlichstenn uber-
schuttet sein, ist des leidigenn deuffels tyranney
unndt boßheit dermaßenn erreget wordenn, daß er
seiner art nach sich höchstes vleiß understanden
unndt bemuhet, uns solches schatzs entweder gar
zuberaubenn oder aber denselbenn, darmit er unß
kein nutz, mit corruptelenn undt irriger lehr unndt
falscher opinion zuverunreinigenn undt zuverfel-
schenn, daher dann umb unserer sicherheit undt
grossenn undanckbarkeit willenn sich durch anstiff-
tung des arglistigenn, bösenn feindes so mancherley
ergerliche rottirung undt trennung, auch gezenck
undt streit in glaubenssachenn, Gottes ehr undt un-
ser ewigk heyll unndt seligkeitt belangendt, erho-
benn unndt entsponnen habenn, so da auch noch
leyder im schwang gehenn undt grossenn schaden
anrichtenn. | Weyll aber solchenn des bösenn feindes
listigkeittenn unndt anschlegenn auf keinerley ge-
stalt unnd weyß kann begegnet unndt wiederstan-
denn werdenn alß mit den mitteln, so unß in Gottes
wort gezeigt undt dargereichet werdenn, wie an dem
exempell unsers herrenn Christi, Matthaei am 4.
[1-11], zu sehenn, so ist je nicht alleinn ein nutzli-
cher, sondern auch in Gottes wort gegrunder
brauchb, daß in unsern der Augspurgischen Confes-
sions2 verwantenn reformirten kirchenn die ministri,
so denn gemeinden zu lehrern unndt seelsorgernn
a Textvorlage (Handschrift): FYBA Büdingen Kulturwe-
sen Fasz. 15/90.
b Gestrichen: ubligkeit.
1 Vgl. Joh 1,1-18.
2 Confessio Augustana von 1530, BSLK S. 44-137.
3 Apostolisches, nizänisches und athanasianisches Glau-
bensbekenntnis, BSLK S. 21-30.
furgestelt wordenn, an ein gewisse normam doctri-
nae, darnach sie sich in der rechtenn lehr unndt er-
käntnuß unndt underscheidt der falschenn lehr rich-
tenn mögenn, anweyset, welche norma denn in Got-
tes wort unndt den bewerttenn symbolis3 bestehet.
Nachdem denn wir auch als durch ordentlichenn
beruf undt darauf erfolgte ordination unß das hey-
lige ministerium unsers hernn Christi bevohlenn
wordenn, an ebenmessige normam doctrinae, so be-
stehet in Gottes wort, altes unndt neues testaments,
den symbolis der apostel, des zu Nicaea unndt Atha-
nasii4 unndt dan | der unverenderten Augspurgi-
schenn Confession unndt Apologia5, denn Schmal-
caldischenn Articulen6 unndt beyden catechismis
Lutheri7 seindt angewisenn wordenn, seindt wir,
dieweil wir im ministerio undt in dieser löblichen
herschafft gewesenn, nicht allein durch Gottes gna-
de in unserm lehr- unndt straffampt darbey geblie-
ben, sondern gedenckenn auch biß an unsern letz-
tenn seufftzer darbey bestendigk zuverharrenn,
dartzu unß denn unser lieber Gott seinen geyst
unndt crafft gnediglich verleyhenn unndt schen-
ckenn wolle, amen.
Auff daß aber nun auch der eusserlichenn kirchenn-
gebreuch halb, so man ceremonien nennet, unndt
bey handtlung göttlichs worts undt hochwurdigen
sacramenten deren nicht wol umbgangen kann wer-
denn, kein ungleicheit undt misstandt sich verhalte,
sonndern, wie der heylig apostell redet, es alles in
der christlichenn versamlung ordentlich zugehe8, so
habenn wir unser agenden, so da bißhero umb ver-
enderung unndt absterbenn willen der pfarher inn
4 Ebd.
5 Apologie zur Confessio Augustana von 1531, BSLK
S.141-404.
6 Schmalkaldische Artikel von 1537, BSLK S. 407-468.
7 Luther, Kleiner und Großer Katechismus, BSLK
S.501-527, 545-733.
8 1Kor 14,40.
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3. Agendea
[1582]
Nachdem unser lieber herr Gott unß armen menn-
schenn inn dieser letztenn bösenn zeitt diese grosse
wolthat durch schenckung undt offenbarung seines
heyligenn undt allein seligmachenden wortts1 gnedig
erzeigt hat, daß wir dardurch in erkäntnuß göttli-
ches wesens undt willenn stehenn unndt mit allerley
geystlichenn gutternn zum reichlichstenn uber-
schuttet sein, ist des leidigenn deuffels tyranney
unndt boßheit dermaßenn erreget wordenn, daß er
seiner art nach sich höchstes vleiß understanden
unndt bemuhet, uns solches schatzs entweder gar
zuberaubenn oder aber denselbenn, darmit er unß
kein nutz, mit corruptelenn undt irriger lehr unndt
falscher opinion zuverunreinigenn undt zuverfel-
schenn, daher dann umb unserer sicherheit undt
grossenn undanckbarkeit willenn sich durch anstiff-
tung des arglistigenn, bösenn feindes so mancherley
ergerliche rottirung undt trennung, auch gezenck
undt streit in glaubenssachenn, Gottes ehr undt un-
ser ewigk heyll unndt seligkeitt belangendt, erho-
benn unndt entsponnen habenn, so da auch noch
leyder im schwang gehenn undt grossenn schaden
anrichtenn. | Weyll aber solchenn des bösenn feindes
listigkeittenn unndt anschlegenn auf keinerley ge-
stalt unnd weyß kann begegnet unndt wiederstan-
denn werdenn alß mit den mitteln, so unß in Gottes
wort gezeigt undt dargereichet werdenn, wie an dem
exempell unsers herrenn Christi, Matthaei am 4.
[1-11], zu sehenn, so ist je nicht alleinn ein nutzli-
cher, sondern auch in Gottes wort gegrunder
brauchb, daß in unsern der Augspurgischen Confes-
sions2 verwantenn reformirten kirchenn die ministri,
so denn gemeinden zu lehrern unndt seelsorgernn
a Textvorlage (Handschrift): FYBA Büdingen Kulturwe-
sen Fasz. 15/90.
b Gestrichen: ubligkeit.
1 Vgl. Joh 1,1-18.
2 Confessio Augustana von 1530, BSLK S. 44-137.
3 Apostolisches, nizänisches und athanasianisches Glau-
bensbekenntnis, BSLK S. 21-30.
furgestelt wordenn, an ein gewisse normam doctri-
nae, darnach sie sich in der rechtenn lehr unndt er-
käntnuß unndt underscheidt der falschenn lehr rich-
tenn mögenn, anweyset, welche norma denn in Got-
tes wort unndt den bewerttenn symbolis3 bestehet.
Nachdem denn wir auch als durch ordentlichenn
beruf undt darauf erfolgte ordination unß das hey-
lige ministerium unsers hernn Christi bevohlenn
wordenn, an ebenmessige normam doctrinae, so be-
stehet in Gottes wort, altes unndt neues testaments,
den symbolis der apostel, des zu Nicaea unndt Atha-
nasii4 unndt dan | der unverenderten Augspurgi-
schenn Confession unndt Apologia5, denn Schmal-
caldischenn Articulen6 unndt beyden catechismis
Lutheri7 seindt angewisenn wordenn, seindt wir,
dieweil wir im ministerio undt in dieser löblichen
herschafft gewesenn, nicht allein durch Gottes gna-
de in unserm lehr- unndt straffampt darbey geblie-
ben, sondern gedenckenn auch biß an unsern letz-
tenn seufftzer darbey bestendigk zuverharrenn,
dartzu unß denn unser lieber Gott seinen geyst
unndt crafft gnediglich verleyhenn unndt schen-
ckenn wolle, amen.
Auff daß aber nun auch der eusserlichenn kirchenn-
gebreuch halb, so man ceremonien nennet, unndt
bey handtlung göttlichs worts undt hochwurdigen
sacramenten deren nicht wol umbgangen kann wer-
denn, kein ungleicheit undt misstandt sich verhalte,
sonndern, wie der heylig apostell redet, es alles in
der christlichenn versamlung ordentlich zugehe8, so
habenn wir unser agenden, so da bißhero umb ver-
enderung unndt absterbenn willen der pfarher inn
4 Ebd.
5 Apologie zur Confessio Augustana von 1531, BSLK
S.141-404.
6 Schmalkaldische Artikel von 1537, BSLK S. 407-468.
7 Luther, Kleiner und Großer Katechismus, BSLK
S.501-527, 545-733.
8 1Kor 14,40.
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