3. Agende [1582]
abhandenn kommenn, fur unß genommen unnd die-
selbigen einmuttigk ubersehenn unndt inn schriff-
tenn verfasset, so dann in nachvolgenden | punctenn
oder stuckenn beruret, als nemlich von denn cere-
monien bey der predigt gottlichs worts, von der
tauff, vom heyligenn abendtmahl, vonn einsegnung
der eheleut unndt dann vonn den furnembsten fe-
stenn unndt feyertagenn.
[1.] Vonn denn ceremonien bey der predigt göttlichs worts
Anfenglich wirt ein teutscher psalm, biß sich das
volck versamlet, gesungenn, darnach ein christlichs
gebett furgesprochenn. Nach solchem wirdt die ge-
wonlich sontagsepistell gelesenn, darnach wirdt der
christlich glaub gesungenn9, alsdann uf die cantzell
gestiegenn. Unndt werden fur der verlesung des ge-
wonlichenn texts die sechs haubstuck des cate-
chismi10 nach dem blosenn text denn pfarkindern
fein verstendtlich furgelesenn, alsdann das gewon-
lich evangelium außgelegt unndt erklert, nach sol-
cher predigt die offentliche beicht beneben der ab-
solution gesprochenn, ferners ein gemein gebett fur
allerley nott der ganzen christenheit, unndt wirdt
endtlich, wofern das h. nachtmal nicht gehaltenn,
mit einem christlichen gesang, collecten11 undt dem
segen dieser actus beschlossenn. |
Beicht, absolution, gemein gebett nach der predigt
Bekennet mit mir vor Gott ewer sunde, sprecht
vonn hertzenn: Herr Gott, himlischer vatter, ich ar-
mer, sundiger mensch bekenne mich vor dir, daß ich
leyder schwerlich unndt viel wieder dich gesundiget
habe mit wortenn, werckenn, gedanckenn, thun
unndt lassenn, wie du es an mir, o Gott, erkennest,
undt ich leyder nicht bekennenn kann. Es reuet
mich undt ist mir leydt vonn hertzenn. Ich beger
gnadt unndt vergebung meiner sundenn durch Je-
sum Christum, deinen liebenn sohnn.
Allenn denjenigen, so ihnen12 ihre sundt von herzen
lassenn leydt sein, sich vor Gottes zorn furchtenn
9 Luther: Wir glauben all an einen Gott, AWA 4, Nr. 24.
10 Luther, Kleiner Katechismus, BSLK S. 501-521.
11 Kollektengebeten.
12 Sich.
13 Vgl. Mt 16,19; 18,18.
unndt erschreckenn, begeren aber gnadt und glau-
ben ann Jesum Christum, gedenckenn, ihr leben zu-
bessern, den verkundige ich auß dem bevelch Got-
tes13, daß sich Gott irer erbarmen, die sunde verzei-
henn undt daß ewige lebenn schenckenn will umb
Jesu Christi, seines liebenn sohns, willenn. Die aber
ihre sundt nicht erkennen, Gottes zorn nicht furch-
tenn, sonder in sunden mit unbußfertigkeitt verhar-
renn undt fortfahrenn, glauben auch nicht an | Je-
sum Christum, sonder verlassen sich uf ihr eygene
werck unndt wirdigkeit oder auf etwaß anders aus-
serhalb Christo, uber denen bleibt der zorn Gottes
biß zur zeitt ihrer besserung.
Lasset unns bettenn:
Almechtiger, barmherziger, ewiger Gott undt vat-
ter, ein her himmels undt der erdenn, wir bitten dich
herzlich, du wollest deine heylige kirchenn mit ihren
dinern durch den heyligenn geist regiren, uff daß sie
bey der rechtschaffenen weydt deines almechtigenn
unndt ewigenn worts erhaltenn werden, dardurch
der glaub gegenn dir gesterckt undt die liebe gegenn
allenn menschenn in unß erwachse unndt zunehme,
alle ketzerey, rottenn, sectenn, schwermerey unndt
ergerlich lebenn gedempfft unndt außgerott werde.
Wollest auch alle weltliche obrigkeit, unsern römi-
schen keyser, könige, fürstenn unndt herren, innson-
derheit aber unseren gnedigen herrenn14, ihrer g. ge-
liebtes gemahl15, ihre rät, amptleut undt diener
sampt der ganzen gemein mit erkantnuß deines
gottlichen worts, des evangelii Jesu Christi, erleuch-
tenn, biß in das ende ihres lebens in solcher erkänt-
14 Heinrich von Ysenburg-Ronneburg (1537-1601), siehe
oben, S. 553 Anm. 46.
15 Heinrich war seit 1572 in zweiter Ehe mit Elisabeth von
Gleichen-Tonna verheiratet, Isenburg, Stammtafel,
Nr. 3.
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abhandenn kommenn, fur unß genommen unnd die-
selbigen einmuttigk ubersehenn unndt inn schriff-
tenn verfasset, so dann in nachvolgenden | punctenn
oder stuckenn beruret, als nemlich von denn cere-
monien bey der predigt gottlichs worts, von der
tauff, vom heyligenn abendtmahl, vonn einsegnung
der eheleut unndt dann vonn den furnembsten fe-
stenn unndt feyertagenn.
[1.] Vonn denn ceremonien bey der predigt göttlichs worts
Anfenglich wirt ein teutscher psalm, biß sich das
volck versamlet, gesungenn, darnach ein christlichs
gebett furgesprochenn. Nach solchem wirdt die ge-
wonlich sontagsepistell gelesenn, darnach wirdt der
christlich glaub gesungenn9, alsdann uf die cantzell
gestiegenn. Unndt werden fur der verlesung des ge-
wonlichenn texts die sechs haubstuck des cate-
chismi10 nach dem blosenn text denn pfarkindern
fein verstendtlich furgelesenn, alsdann das gewon-
lich evangelium außgelegt unndt erklert, nach sol-
cher predigt die offentliche beicht beneben der ab-
solution gesprochenn, ferners ein gemein gebett fur
allerley nott der ganzen christenheit, unndt wirdt
endtlich, wofern das h. nachtmal nicht gehaltenn,
mit einem christlichen gesang, collecten11 undt dem
segen dieser actus beschlossenn. |
Beicht, absolution, gemein gebett nach der predigt
Bekennet mit mir vor Gott ewer sunde, sprecht
vonn hertzenn: Herr Gott, himlischer vatter, ich ar-
mer, sundiger mensch bekenne mich vor dir, daß ich
leyder schwerlich unndt viel wieder dich gesundiget
habe mit wortenn, werckenn, gedanckenn, thun
unndt lassenn, wie du es an mir, o Gott, erkennest,
undt ich leyder nicht bekennenn kann. Es reuet
mich undt ist mir leydt vonn hertzenn. Ich beger
gnadt unndt vergebung meiner sundenn durch Je-
sum Christum, deinen liebenn sohnn.
Allenn denjenigen, so ihnen12 ihre sundt von herzen
lassenn leydt sein, sich vor Gottes zorn furchtenn
9 Luther: Wir glauben all an einen Gott, AWA 4, Nr. 24.
10 Luther, Kleiner Katechismus, BSLK S. 501-521.
11 Kollektengebeten.
12 Sich.
13 Vgl. Mt 16,19; 18,18.
unndt erschreckenn, begeren aber gnadt und glau-
ben ann Jesum Christum, gedenckenn, ihr leben zu-
bessern, den verkundige ich auß dem bevelch Got-
tes13, daß sich Gott irer erbarmen, die sunde verzei-
henn undt daß ewige lebenn schenckenn will umb
Jesu Christi, seines liebenn sohns, willenn. Die aber
ihre sundt nicht erkennen, Gottes zorn nicht furch-
tenn, sonder in sunden mit unbußfertigkeitt verhar-
renn undt fortfahrenn, glauben auch nicht an | Je-
sum Christum, sonder verlassen sich uf ihr eygene
werck unndt wirdigkeit oder auf etwaß anders aus-
serhalb Christo, uber denen bleibt der zorn Gottes
biß zur zeitt ihrer besserung.
Lasset unns bettenn:
Almechtiger, barmherziger, ewiger Gott undt vat-
ter, ein her himmels undt der erdenn, wir bitten dich
herzlich, du wollest deine heylige kirchenn mit ihren
dinern durch den heyligenn geist regiren, uff daß sie
bey der rechtschaffenen weydt deines almechtigenn
unndt ewigenn worts erhaltenn werden, dardurch
der glaub gegenn dir gesterckt undt die liebe gegenn
allenn menschenn in unß erwachse unndt zunehme,
alle ketzerey, rottenn, sectenn, schwermerey unndt
ergerlich lebenn gedempfft unndt außgerott werde.
Wollest auch alle weltliche obrigkeit, unsern römi-
schen keyser, könige, fürstenn unndt herren, innson-
derheit aber unseren gnedigen herrenn14, ihrer g. ge-
liebtes gemahl15, ihre rät, amptleut undt diener
sampt der ganzen gemein mit erkantnuß deines
gottlichen worts, des evangelii Jesu Christi, erleuch-
tenn, biß in das ende ihres lebens in solcher erkänt-
14 Heinrich von Ysenburg-Ronneburg (1537-1601), siehe
oben, S. 553 Anm. 46.
15 Heinrich war seit 1572 in zweiter Ehe mit Elisabeth von
Gleichen-Tonna verheiratet, Isenburg, Stammtafel,
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