III 2 Die Nürnberger 23 Lehrartikel 1528
2. Das wir ein zusagen haben, was wir im namen
Christi bitten, sei, was es wolle, das er uns geweren
will.
3. Das in Christus namen bitten nichts anders sei,
dann nach seinem willen bitten.
4. Das wir nit umb unsers verdiensts und gerech-
tigkeit wegen erhört werden, sonder aus barmherzig-
keit von des zusagens wegen.
5. Das man darumb nit soll unterlassen zu bitten,
das uns unser sunde erschrecken, sonder nur dester
mehr bitten.
6. Das man nicht soll vil wort machen, als da mans
am hulzen paternoster1 zelt, sonder ein jeder sein
not bedenken und die Got furtragen und die wort
des gebets wol bedenken.
7. Das man sich im glauben ube; dann, wer zwei-
felt, ob Got sein gepet erhöre oder nicht, der bett
umsonst.
Von rechten guten werken.
1. Das ein guter baum gute frucht und ein boser
baum bose frucht trage.
2. Das der mensch mus vor gut, fromm und ge-
recht sein, ehe er gute werk tut.
3. Das niemand gut, from und gerecht sei, er sei
dann in Christo und hab den Gaist Christi.
4. Das man allein durch den glauben Christo ein-
geleibt werde und den Heiligen Gaist erlange.
5. Das der glaub aus Gottes wort vergebung der
sunden und die seligkeit begreif.
6. Das aus dem allem offenwar sei, das wir ver-
gebung der sund und das ewig leben durch den glau-
ben erlangen, ehe wir anfahen gute werk zu tun.
7. Das man darum durch werk vergebung und
seligkeit nicht kan erlangen.
8. Das wir darurnb mit vergebung der sunde, hei-
ligem Gaist und der seligkeit begabt seien, das wir
konten gute werk tun.
9. Das sie Got zu gefallen und aus dankbarm her-
zen sollen gescheen.
10. Das das allein gute werk sein, damit man Got
nach seinem wort und dem negsten nach bruder-
licher lieb dienet.
1 = Rosenkranz.
11. Das die guten werk den glauben bezeugen und
unsern beruf gewiß machen.
12. Das alle werk, die Got nicht bevolhen und des
nechsten lieb nicht erfordert, bos und unnutz sein.
Von christlicher freiheit.
1. Das uns niemand konn durch menschen sat-
zung sund machen, das Got nit hat verpoten.
2. Das wir von allen purden des gesetz Mosi ledig
sein, so ferne sie nicht rechtfertigen.
3. Das uns durch den glauben der H[eilig] Gaist
ist geben, der da freiwilhg und ungezwungen den
willen Gotts in uns wurkt.
4. Das wir durch den glauben an Christum ver-
gebung der sund haben und von dem fluch des ge-
setz ledig sind.
5. Das, wer ime christliche freiheit lest aus dem
gewissen nemen, der verleurt Christum.
6. Das wir darumb frei sein, das wir dem nechsten
mit dienen, das ist, wo wir macht zu tun und zu
lassen haben, sollen wir nit das welen, das uns ge-
feht, sonder das dem negsten am nutzisten ist.
Von weltlicher oberkeit.
1. Das weltliche oberkeit ain gotliche ordnung sei.
2. Das, wer ir widerstrebt, Gottis ordnung wider-
strebt.
3. Das ir ambt sei schutzen die guten und strafen
die bosen.
4. Das man ir schuldig sei forcht, er und zins.
5. Das christen wol oberkeit haben und füren mö-
gen.
6. Das christliche oberkeit das schwert in bihichen
sachen wol mag brauchen und dannoch nicht wider
das gepot tu: Du sollst nicht toten.
7. Das, wann christlich oberkeit nach Gots be-
velch das schwert braucht, nicht sie, sonder Got
selbs durch sie straft und rach übet.
Von der kirchen und irem gewalt,
1. Das die kirch aus Gottis wort geporen werd.
Darum soll man Gottis wort nit nach der kirchen,
sonder die kirchen nach dem wort Gottes richten.
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2. Das wir ein zusagen haben, was wir im namen
Christi bitten, sei, was es wolle, das er uns geweren
will.
3. Das in Christus namen bitten nichts anders sei,
dann nach seinem willen bitten.
4. Das wir nit umb unsers verdiensts und gerech-
tigkeit wegen erhört werden, sonder aus barmherzig-
keit von des zusagens wegen.
5. Das man darumb nit soll unterlassen zu bitten,
das uns unser sunde erschrecken, sonder nur dester
mehr bitten.
6. Das man nicht soll vil wort machen, als da mans
am hulzen paternoster1 zelt, sonder ein jeder sein
not bedenken und die Got furtragen und die wort
des gebets wol bedenken.
7. Das man sich im glauben ube; dann, wer zwei-
felt, ob Got sein gepet erhöre oder nicht, der bett
umsonst.
Von rechten guten werken.
1. Das ein guter baum gute frucht und ein boser
baum bose frucht trage.
2. Das der mensch mus vor gut, fromm und ge-
recht sein, ehe er gute werk tut.
3. Das niemand gut, from und gerecht sei, er sei
dann in Christo und hab den Gaist Christi.
4. Das man allein durch den glauben Christo ein-
geleibt werde und den Heiligen Gaist erlange.
5. Das der glaub aus Gottes wort vergebung der
sunden und die seligkeit begreif.
6. Das aus dem allem offenwar sei, das wir ver-
gebung der sund und das ewig leben durch den glau-
ben erlangen, ehe wir anfahen gute werk zu tun.
7. Das man darum durch werk vergebung und
seligkeit nicht kan erlangen.
8. Das wir darurnb mit vergebung der sunde, hei-
ligem Gaist und der seligkeit begabt seien, das wir
konten gute werk tun.
9. Das sie Got zu gefallen und aus dankbarm her-
zen sollen gescheen.
10. Das das allein gute werk sein, damit man Got
nach seinem wort und dem negsten nach bruder-
licher lieb dienet.
1 = Rosenkranz.
11. Das die guten werk den glauben bezeugen und
unsern beruf gewiß machen.
12. Das alle werk, die Got nicht bevolhen und des
nechsten lieb nicht erfordert, bos und unnutz sein.
Von christlicher freiheit.
1. Das uns niemand konn durch menschen sat-
zung sund machen, das Got nit hat verpoten.
2. Das wir von allen purden des gesetz Mosi ledig
sein, so ferne sie nicht rechtfertigen.
3. Das uns durch den glauben der H[eilig] Gaist
ist geben, der da freiwilhg und ungezwungen den
willen Gotts in uns wurkt.
4. Das wir durch den glauben an Christum ver-
gebung der sund haben und von dem fluch des ge-
setz ledig sind.
5. Das, wer ime christliche freiheit lest aus dem
gewissen nemen, der verleurt Christum.
6. Das wir darumb frei sein, das wir dem nechsten
mit dienen, das ist, wo wir macht zu tun und zu
lassen haben, sollen wir nit das welen, das uns ge-
feht, sonder das dem negsten am nutzisten ist.
Von weltlicher oberkeit.
1. Das weltliche oberkeit ain gotliche ordnung sei.
2. Das, wer ir widerstrebt, Gottis ordnung wider-
strebt.
3. Das ir ambt sei schutzen die guten und strafen
die bosen.
4. Das man ir schuldig sei forcht, er und zins.
5. Das christen wol oberkeit haben und füren mö-
gen.
6. Das christliche oberkeit das schwert in bihichen
sachen wol mag brauchen und dannoch nicht wider
das gepot tu: Du sollst nicht toten.
7. Das, wann christlich oberkeit nach Gots be-
velch das schwert braucht, nicht sie, sonder Got
selbs durch sie straft und rach übet.
Von der kirchen und irem gewalt,
1. Das die kirch aus Gottis wort geporen werd.
Darum soll man Gottis wort nit nach der kirchen,
sonder die kirchen nach dem wort Gottes richten.
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