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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (11. Band = Bayern, 1. Teil): Franken: Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach - Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Weissenburg, Windsheim - Grafschaften Castell, Rieneck und Wertheim - Herrschaft Thüngen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.30627#0153
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III 3. Die brandenburgisch-nürnbergische Kirchenordnung
von 1528.

Die kirchenordnung.
Vom tauf.
Die prediger sollen das volk gutlich unterweisen,
so die neugeporen kindlein durch die eltern und heb-
ammen also stark erkant und befunden wurden, das
sie on sundere ferlikeit des taufs bis auf den nech-
sten feiertag darnach zu der meß oder predig erwar-
ten konnen, das dann dasselbig darumb bescheen
mag, das solche tauf in gegenwertigkeit dester mehr
volks geschee und also dester statlichere fürbitt ge-
gen Got dem kindlin umb rechten glauben getan
werde. Jedoch, wo die eltern oder hebammen befün-
den, das ferligkeit mit einem kind darauf stunde,
also das mitler zeit ungetauft sterben möcht, so sol-
len sie auf keinen feiertag verziehen, sonder davor
zu die kirchen zur tauf tragen oder dahaimen im
haus jachtaufen mit erklerung der wesenlichen wort,
wie Christus solche tauf zu tun bevolhen hat und
die notturft erfordert, damit in alle weg von dem
einfeltigen volk mit nichte verstanden, als wor sol-
che tauf an ein sonderliche zeit oder stat gepunden,
und dardurch mit solcher tauf den kindlin verseum-
nus oder verkurzerung verursacht wurde, und das
doch solche tauf umb verstands und andacht willen
solchs gegenwertigen volks in all weg mit teutscher
sprach geschehe.
Und wiewol es scheinet, als sollte die kinder mit
öl zu salben, frei sein, so ists doch nit frei, das kind
der mainung zu salben, das es also mit dem H. Gaist
gesalbet werde: dann Got hats nit gehaissen noch
zugesagt, das er sein Gaist woll eben dahin geben,
da man mit dem öl salbe. Dweil es aber von beb-
stischen der meinung aufgesetzt ist, soll mans auch
fallen lassen, desgleichen das salz, spaicheln und
Druckvorlage: Originalreinschrift: NStA ARA
9 f. 108-111 (verglichen mit Originalkonzept mit Kor-
rekturen), (aaO. 7 f. 156-166), Reinschrift (aaO.
170-177.) und Reinschrift („Ordnung auf dem Ge-
birg“ (aaO. 322-332). Abdruck: Westermayer 145
bis 152.

kot1. Jedoch, an welchen örten noch das wort Got-
tes derhalben nit dem volk verkund und gelert were,
so solt zuvor durch christliche prediger dem pfar-
volk mit vleis verkund und angezaigt werden, was
ein rechte christliche tauf und das dabei obgemelter
zusatz nit not, auch aus was ursachen dieselben zu-
setz von wegen irer segenung und aberglaubens, der
wider das wort Gottes darein gestelt, unzimlich und
unchristlich sei.
Item zum ersten ein vermanung an das volk, das
es Got umb gnad, glauben und Gaist den kindern
bitt. Darauf soll dann volgen das gepet.
Item das ein jeder pfarrer vleis hab, damit er die
hebammen und andere, so gewonlich bei geperenden
weibern sein, offentlich an der predig und sonst vlei-
ßig unterricht, wie sie taufen sollen in der not, dann
es sich keinswegs leiden will, das man es noch ein-
mal tauf, auch sub condicione2, es wör dann merk-
lich anzaigen, das geirret worden.
Und sollen diejenigen, so bei solcher jachtauf ge-
west, dem pfarer zuvorderst, ehe er solch kind als
getauft zulest, anzaigen, mit was worten und wie
solche tauf gescheen ist, daraus er versteen könn,
das das kind getauft sei, und ob er derhalb zweifelt,
soll er bei den visitatorn rat suchen.
Und wo ein kind also jachgetauft, das mans nichts
dest minder zu gelegner zeit, wie obsteet, in die kir-
chen bring, nit widerumb zu taufen, sonder gewon-
lich gebet uber es sprech, damit Got die entpfangene
tauf mit verleihung gnad, glaubens und Geists be-
kreftigen wolt.
Von den kindpetterin.
Item das man zur gelegenheit in den predigen
die weiber unterricht, wie sie die zeit des kindpets
nit unrein vor Got noch in des Teufels gewalt noch
von der kirchen abgesondert seien3, sonder in ge-
1 Vgl. die Taufordnungen S. 35 und 37 und S. 99f.
2 Vgl. S. 38.
3 Die volkstümliche Begründung für die Aussegnung
der Wöchnerinnen (vgl. S.177 Anm.12).— Bächtold-
Stäubli 1, 729f.; 1410f.; 9, 700fF.; - Hartmann
588. - Franz 2, 208-240. - Thalhofer in Wetzer

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