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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (11. Band = Bayern, 1. Teil): Franken: Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach - Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Weissenburg, Windsheim - Grafschaften Castell, Rieneck und Wertheim - Herrschaft Thüngen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.30627#0350
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IV5. Wassertrüdinger Kapitelsordnung 1545.
Ordnung und statuta eines erwirdigen capitels zu Wassertrühendingen ainhelliglich
entschlossen1 den funfzehenden septembris, als das capitel herbstzeit gehalten wor-
den ist, durch die erwirdigen herrn Georgen Schagken, der zeit dechant und pfar-
rer zu Wassertrühendingen, herrn Wilhelm Prugkmair, caemerer und pfarrer zu
Röckingen, her Johan Ort, pfarrer zu Lentershaim, her Johan Reuter, pfarrer zu
Geilsheim, bede seniores, in beisein und verwilligung aller herrn und bruder des
gemelten capitels, welche der christlichen religion und kirchenordnung der zeit
anhenging gewest und das capitel besucht haben. Anno 1545.

Das capitel soll zwaimal im jar gehalten werden,
nemlich am aftermontag2 nach der osterwuchen zu
morgens umb siben uhr und den nechsten aftermon-
tag nach Mariae gepurt3 umb acht uhr; auf welche
tag soll ein jeglicher capitelsherr selbs persönlich in
priesterlicher beklaidung erscheinen und, wo ainer
außen blieb, soll er zur straf geben was man von
ainer person fur das prandium gibt; es were dann
ainer oder mehr schwachs leibs oder mußte seiner
pfar halben anhaims pleiben. So soll er doch solches
durch seinen nechsten fratrem oder einen andren bei
gehorsam dem decano oder camerer auf bestimpte
capitelszeit anzaigen.
Das capitel aber soll also gehalten werden:
Erstlich, wen man zusammengeleut hat, soll das
nachtmal (wo communicanten vorhanden sein) nach
unsers g.h. ausgegangnen ersten kirchenordnung ge-
halten werden. Wo aber nit communicanten vorhan-
den, sol anfenglich die schul ein psalmen singen,
nachvolgends soll der predicant, der im nechsten
capitel davor verordnet ist, auf die canzel gehen und
ein christliche reine sermon aus einem ort der hei-
ligen schrift (den er selbs erwelen mag oder von de-
cano, camerario und assessoribus ain artikel begeren)
mit vleiß ton. Wen nun die sermon aus ist, soll die
letanei gesungen werden und mit einer collect be-
schlossen.
Es soll aber das predigampt umbgehn, also das
alle pfarhern im ganzen capitel einer nach dem an-
Druckvorlage: Gleichzeitige Handschrift (NStA
Rep. 154 [Oberamt Wassertrüdingen] Nr. 18. -
Druck: K. Schornbaum, Die 1. evang. Kapitel-
ordnung im Markgrafentum Ansbach 1926, in: Zeit-
schrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte.

dern an den capitelstagen predigen soll.
Hernach, wan es alles in der kirchen volendt ist,
sollen alle capitelspersonen an einen ort, der dem
decano, camerario und senioribus am gelegnesten ge-
sehen wirt, verfuegen und soll daselbst der decanus
ein kurze vermanung ton vor allen capitelspersonen,
auf das sie recht leren und predigen von allen arti-
keln und stucken des heiligen, christlichen glaubens
nach inhalt und laut unser gnedigen fürsten und
herrn der marggrafen zu Brandenburg etc.ausge-
gangnen kirchenordnung oder derselbigen gemeß
und mit darraichung der hochwirdigen sacrament in
keinen weg entgegen handeln.
Es soll auch ein jeglicher sich eines erbern, zuch-
tigen, unstreflichen wandels andren zum exempel zu
ton beflissen sein.
Nach diser vermanung sollen zuegelassen werden
die, so etwan einen irtumb oder zweifel im glauben,
heiliger schrift oder gewissen hetten. Denselben soll
er den maioribus furtragen und von inen guten
unterricht und beschaid empfahen.
Auch wen einer sein priesterhche, zimliche leibs-
narung nit genugsam hette, soll er das anzaigen. Als-
dan sollen und wöllen die superiores gegen seinen
lehenherrn des mangels halben sich bewerben, auf
das ime sein taglon und lidlon4 gegeben werde. Wo
nit, wellen sie, inen weiters zu promoviren, besun-
ders fleiß beistendig sein:
Item, wo ein pfarrer oder capellan bei seinen un-
47. Kan. Aht. (1927) 366-370. - Zu den Namen vgl.
Simon, APfB Nr. 2531. 330. 2390. 2132.
1 = beschlossen.
2 = Dienstag (Schmeller 1,46; 2, 1071).
3 = 8. Sept. 4 = Gesindelohn (Schmeller 1,1442).

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