Evangelische Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts

IV 12. Errichtung eines Ehegerichts in Ansbach 1556.
Ausschreiben, irrung in eesachen betreffend.

Von Gottes genaden Georg Fridrich, margraf zu
Brandenburg.
Unsern gunstlichen gruß zuvor! Würdiger, an-
dechtiger, auch lieben getreuen! Wir achten euch
unverporgen sein und werden das ungezweifelt mer-
mals in erfarung also befunden haben, das in den
eegelubnussen ser grosse leuchtfertigkeit, auch vil-
mals nicht geringe gefar gebraucht würdet, der-
wegen dann fast teglich verneurte und ser schwäre
irrige eesachen zu schulden kumen, das derwegen
solche hendl verstendigen und vil personen oftmals
gnugsam zu schaffen machen, und solchem nach
nicht wenig bedenklich, auch zum tail fast sorklich,
das one underschids in ambtern in eesachen zu ur-
tailen solte gewaltet werden, do uns gleichwol von
unsern verorndten in eesachen alhie undertenig be-
richt geton, das pisweilen in eesachen wes unform-
lich und auch wol unfueglich gehandlet würdet.
Damit aber allerhand unrichtikeit kunftig so vil
müglich fürkommen und ir auch, wes ir euch hier-
innen mit handlung verhalten sollet, wissenschaft
und bericht empfahet, so ist unser bevel, weß sich
fur stritige eesachen in eurm bevolnen ambt zu-
tragen, das ir zwüschen den parteuen nurt allain
gutliche handlung pflegen und, do die guet enstunde1,
darinnen nit entlich urtailen, sondern die barteuen
zum vleißigsten verhören, clag und antwort auf-
schreiben und solchen schriftlichen bericht, es treffe
gleich an widersatzung der eltern oder leubliche
frundschaft oder schwegerschaft oder eeschaidung,

Druckvorlage: Gleichzeitige Abschrift (NLA
Markgr. Dek. Uffenheim 3 f. 37f.). - Druck: Schorn-
baum, Ansbacher Synode 165f.
1 = nicht stünde (en = als verneinende Vorsilbe mit
oder ohne ein weiteres ,,nicht“) (Schmeller 1, 91).
2 = verhüten (Schmeller 1, 1248).
3 (Lüchau oder Luchau), Herr zu Wiedersbach, das
durch ihn von der katholischen verbleibenden Mut-

schwechung und schwengerung mit anhangender
auflage versprochner ehe oder zwufache eegelubtnus
und andere dergleichen zweifelhaftige und verwürte
eesachen, unsern verorndten in eesachen alhie uber-
schicken und mit solchem bericht bede bartei uf aine
gewisse mitwuch zu frue hieher beschaiden wellet.
Darneben und nachdem der eebruch und hurerei
fast uberhand nemen und ser einreißen, auch schier
ungescheut getriben werden will, durch welche sund
und laster Gottes zorn wissentlich verdienet und da-
durch zu schwerer ernstlicher straf, so gewißlich
nicht außen bleiben wurdet, groblich bewegt und
verursacht wurd und auch solche offentliche schand
und laster billich ernstlich zu strafen, derhalben be-
velhen wir euch ambtmann, castner und vogt ernst-
lich, ir wellet, solche laster zu verkomen2, ambts-
halben so vil desto vleißiger aufsehen haben, damit
den eeprechern und hurern ire bueberei wissentlich
nicht zugesehen, sondern sie zu verschuldter straf
angehalten werden.
Das haben wir euch genediger mainung nicht wel-
len verhalten. Solches auch also zu geschehen, ver-
lassen wir uns genzlich und ernstlich zu euch.
Datum Onoltzpach, den 26ten Octobris anno 56 to.
[Adresse]:
G[eorg] F[riedrich] M[arggraf] z[u] B[randenburg],
Dem wirdigen und unsern ambtmann zu Uffen-
haim, rat und lieben getreuen Jobst Cristof von Lü-
chow3, herrn Johann Schilling4, pfarrern, und cast-
ner, vogt, burgermeister und rat daselbst.

terpfarrei Neunstetten abgetrennt und zur evange-
lischen Pfarrei Neunkirchen gegeben wurde, 1556 bis
1561 Amtmann zu Uffenheim (Stieber 836), † 1566
zu Wiedersbach (Biedermann Joh. Gottfr., Ge-
schlechtsregister der . . . Ritterschaft Landes zu
Franken. . . Orts Gebürg. Bamberg 1744. Tafel 170).
4 1552- † 1556 Pfarrer in Uffenheim (Simon, APfB
2594).

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