Brandenburg-Ansbach-Kulmbach II
hat sollen für die hand genommen werden, ist doch
dieselbe wegen der pestilenz, so damals heftig regirt,
und weil die schuler zurstreuet gewesen, verbliben
und bis in das 1546. Jahr verschoben werden, in wel-
chen man uf vorbemelten pfingstmontag aus der
pfarrkirchen eine procession in die closterkirchen ge-
halten und nach verrichtetem gottesdinst Herr Ja-
cob Schlemmer7, schulmeister (welcher dann bei die-
ser schulen in das dreiunddreißigste jahr mit vlei-
ßigem unterrichten und strenger disciplin, sonder-
lich aber mit stetigem uben und treiben des lieben
catechismi und der grammatica, wie ihme herr Phi-
lippus Melanthon piae memoriae, als er in diese schul
von Wittenberg berufen worden, eingebunden hatte,
viel guts ausgerichtet und manchen gelernten mann
erzogen hat) neben seinen zweien collegen als Geor-
gen Hertweg8, cantorn, und Wolfgang Döberlein9,
baccalaureo (welche bede hernach dieser kirchen dia-
coni worden) die schuler in die neue schul geführt,
sie in gegenwart des herren Leonhardi Eberhardi10
als pastoris und superattendentis zu allem gutem ver-
mahnet und dann nach wenig tagen ihre exercitia
darinnen zu verrichten angefangen haben.
Gedachtem herren Schlemmer sind bald hernach,
weil die schul teglich zugenommen, mehr collegen
und unter denen sonderlich herr M. Johannes Streit-
bergerus11 (nunmehr der heiligen schrift doctor) als
scholae inspector et gubernator primarius, anno
Christi 1548 zugeordnet worden, welche bede zu-
gleich, neben den andern ihren collegen, mit vlei-
ßigem lehren und ernsten strafen es dahin gebracht,
das diese schul auch bei frembden sehr berumbt ge-
macht und gott lob dahin gedigen ist, das sie noch
heutigs tags für anderen den rum und preis (wofern
7 Vgl. S. 406 Anm. 9!. - Neben diesen Namen ist an den
Rand eine Rute (in Form eines Staupbesens) ge-
zeichnet. Über ihr steht (von der Hand Wid-
manns?): „Dieser rutenmaler were wol der ruten
wert! “.
8 1543-1550 Kantor, dann bis 1556 Diakonus in Hof,
1556 Pfarrer in Selbitz, 1561 in Schauenstein
— † 1571 (Simon, BPfB 933).
9 1545-1549, dann in verschiedenen Diakonus in Hof,
1559 Pfarrer in Schwarzenbach a. d. S. - † 1580
(Simon, APfB 358).
10* um 1499 Gunzenhausen, † 1551 Hof. — (1519) Heils-
bronn Cisterzienser, 1525 verläßt im Bauernkrieg das
Kloster, geht nach Wittenberg, 1528 Schwarzenbach
a. S. Pfarrer, 1529 Kulmbach Kaplan auf der Plas-
man der alten fustapfen nachgehet) wol erhalten
wird.
Von dieser zeit an pflegt man nun jerlich solchen
tag zu begehen und der jugend, ja idermeniglich
diese geschicht in frischer gedechtnus zu erhalten,
indeme der herr superattendens entweder die schul-
historien kurz erzehlet und dann das gebreuchliche
evangelium weitleuftiger erkleret oder aber (welches
dann wechselsweis ein jar umb das ander geschicht)
die summam des verlesenen evangelii kürzlich be-
rurt und dann, warumb dieser tag jerlich begangen
wird, ausführlicher meldet und also ein ganze schul-
predigt tut, entweder, was schulen sind oder vom
ambt der praeceptoren und schuler oder aber vom
nutz und dignitet wolbestälter schulen oder, wie
meniglich, ider nach seinem stand, von wolgeord-
neten schulen halten, wie er dieselben ansehen und
wie treulich er zu erhaltung derselben helfen solle,
und was dergleichen nutzlich lehren mehr sind etc.
Officium feriae secundae,
in templo monasterii celebrandum.
Ante introitum: Veni Sancte Spiritus, ut supra in
vespertinis precibus, addita intonatione. A 3.
Introitus et Kyrie, ut die sacro.
Post epistolam: Sequentia Veni Sancte Spiritus Jos-
quini. A 6.
Post evangelium: Veni, Sancte Spiritus. A 6. Or-
landi.
Nun bitten wir den Heiligen Geist. A 6. Joh.Walteri.
Sub communione: Sanctus ut pridie, item:
Dum complerentur Ludovici de Victoria. A 5.
senburg, 1535 auch Klosterprediger und Mitsuper-
intendent, 1543 Hof Prediger (17. 6. 1543 inv.). -
Sein Gutachten für den Reichstag zu Augsburg 1530
(gemeinsam mit seinen Kulmbacher Amtsbrüdern
J. Schnabel, L. Bauer und J. Eck): NStA
ARA XII f. 105-158a (abgedruckt: Grußmann
1 II 47-96). Mitbeteiligt an dem Bedenken gegen das
Interim vom 24. Aug. 1548, an der Kundgebung
vom 10. Okt. 1548 und an der Antwort vom 31. Jan.
1549 (Simon, BPfB Nr. 395. - Grußmann 1 I
401f.; II 336ff. - Schmidt-Schornbaum (Regi-
ster: Kulmbacher Geistlichkeit). - Superintendent
war Eberhard in Hof nicht.
11 Vgl. S. 304 Anm. 141!
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hat sollen für die hand genommen werden, ist doch
dieselbe wegen der pestilenz, so damals heftig regirt,
und weil die schuler zurstreuet gewesen, verbliben
und bis in das 1546. Jahr verschoben werden, in wel-
chen man uf vorbemelten pfingstmontag aus der
pfarrkirchen eine procession in die closterkirchen ge-
halten und nach verrichtetem gottesdinst Herr Ja-
cob Schlemmer7, schulmeister (welcher dann bei die-
ser schulen in das dreiunddreißigste jahr mit vlei-
ßigem unterrichten und strenger disciplin, sonder-
lich aber mit stetigem uben und treiben des lieben
catechismi und der grammatica, wie ihme herr Phi-
lippus Melanthon piae memoriae, als er in diese schul
von Wittenberg berufen worden, eingebunden hatte,
viel guts ausgerichtet und manchen gelernten mann
erzogen hat) neben seinen zweien collegen als Geor-
gen Hertweg8, cantorn, und Wolfgang Döberlein9,
baccalaureo (welche bede hernach dieser kirchen dia-
coni worden) die schuler in die neue schul geführt,
sie in gegenwart des herren Leonhardi Eberhardi10
als pastoris und superattendentis zu allem gutem ver-
mahnet und dann nach wenig tagen ihre exercitia
darinnen zu verrichten angefangen haben.
Gedachtem herren Schlemmer sind bald hernach,
weil die schul teglich zugenommen, mehr collegen
und unter denen sonderlich herr M. Johannes Streit-
bergerus11 (nunmehr der heiligen schrift doctor) als
scholae inspector et gubernator primarius, anno
Christi 1548 zugeordnet worden, welche bede zu-
gleich, neben den andern ihren collegen, mit vlei-
ßigem lehren und ernsten strafen es dahin gebracht,
das diese schul auch bei frembden sehr berumbt ge-
macht und gott lob dahin gedigen ist, das sie noch
heutigs tags für anderen den rum und preis (wofern
7 Vgl. S. 406 Anm. 9!. - Neben diesen Namen ist an den
Rand eine Rute (in Form eines Staupbesens) ge-
zeichnet. Über ihr steht (von der Hand Wid-
manns?): „Dieser rutenmaler were wol der ruten
wert! “.
8 1543-1550 Kantor, dann bis 1556 Diakonus in Hof,
1556 Pfarrer in Selbitz, 1561 in Schauenstein
— † 1571 (Simon, BPfB 933).
9 1545-1549, dann in verschiedenen Diakonus in Hof,
1559 Pfarrer in Schwarzenbach a. d. S. - † 1580
(Simon, APfB 358).
10* um 1499 Gunzenhausen, † 1551 Hof. — (1519) Heils-
bronn Cisterzienser, 1525 verläßt im Bauernkrieg das
Kloster, geht nach Wittenberg, 1528 Schwarzenbach
a. S. Pfarrer, 1529 Kulmbach Kaplan auf der Plas-
man der alten fustapfen nachgehet) wol erhalten
wird.
Von dieser zeit an pflegt man nun jerlich solchen
tag zu begehen und der jugend, ja idermeniglich
diese geschicht in frischer gedechtnus zu erhalten,
indeme der herr superattendens entweder die schul-
historien kurz erzehlet und dann das gebreuchliche
evangelium weitleuftiger erkleret oder aber (welches
dann wechselsweis ein jar umb das ander geschicht)
die summam des verlesenen evangelii kürzlich be-
rurt und dann, warumb dieser tag jerlich begangen
wird, ausführlicher meldet und also ein ganze schul-
predigt tut, entweder, was schulen sind oder vom
ambt der praeceptoren und schuler oder aber vom
nutz und dignitet wolbestälter schulen oder, wie
meniglich, ider nach seinem stand, von wolgeord-
neten schulen halten, wie er dieselben ansehen und
wie treulich er zu erhaltung derselben helfen solle,
und was dergleichen nutzlich lehren mehr sind etc.
Officium feriae secundae,
in templo monasterii celebrandum.
Ante introitum: Veni Sancte Spiritus, ut supra in
vespertinis precibus, addita intonatione. A 3.
Introitus et Kyrie, ut die sacro.
Post epistolam: Sequentia Veni Sancte Spiritus Jos-
quini. A 6.
Post evangelium: Veni, Sancte Spiritus. A 6. Or-
landi.
Nun bitten wir den Heiligen Geist. A 6. Joh.Walteri.
Sub communione: Sanctus ut pridie, item:
Dum complerentur Ludovici de Victoria. A 5.
senburg, 1535 auch Klosterprediger und Mitsuper-
intendent, 1543 Hof Prediger (17. 6. 1543 inv.). -
Sein Gutachten für den Reichstag zu Augsburg 1530
(gemeinsam mit seinen Kulmbacher Amtsbrüdern
J. Schnabel, L. Bauer und J. Eck): NStA
ARA XII f. 105-158a (abgedruckt: Grußmann
1 II 47-96). Mitbeteiligt an dem Bedenken gegen das
Interim vom 24. Aug. 1548, an der Kundgebung
vom 10. Okt. 1548 und an der Antwort vom 31. Jan.
1549 (Simon, BPfB Nr. 395. - Grußmann 1 I
401f.; II 336ff. - Schmidt-Schornbaum (Regi-
ster: Kulmbacher Geistlichkeit). - Superintendent
war Eberhard in Hof nicht.
11 Vgl. S. 304 Anm. 141!
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