Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (11. Band = Bayern, 1. Teil): Franken: Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach - Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Weissenburg, Windsheim - Grafschaften Castell, Rieneck und Wertheim - Herrschaft Thüngen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1961

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30627#0538
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Nürnberg II

und laß ja den Teufel in das kemmerlein nit, da das
wort unsers lieben Herrn Christi und solcher trost
eingehöret, sonder sage im fein drucken unter augen
wie Christus: Hebe dich weg, Teufel! Du gehörst do
nicht herein, sonder mein Herr Christus Jesus, der
soll hie hausen und regieren mit seinem wort; denn
auf in bin ich getaufet und gehöre ihn an! Dabei will
ich auch bleiben und mich fest an ihn halten. Wann
du solches tust, so wird er sich müssen trollen und
das herz wird fridlich bleiben. Wo es aber sich zu-
tregt, das du bisweilen solches trosts vergessen und
murren woltest, das laß dich so gar nicht anfechten,
das du darumb woltest verzweifelen, sonder stehe
wider auf und hoffe, unser Herr Gott sei so gnedig,
er werde dir ein gute starke negation oder laugnen
oder wol auch ein blasphemiam oder lesterung zu
gut erhalten, wenn der kampf zu groß ist; denn sol-
ches sind peccata infirmitatis, sünde deiner schwach-
heit, und nicht mutwillige sünde wie des bapsts und
deren, die das wort verfolgen. Wenn du aber nit mit
solcher krankheit und solchem schmerzen behaftet
werest, so wirdst du solches murren wol unterwegen
lassen. Weil aber krankheit und schmerzen vorhan-
den ist, so tut es dir wehe. Das weiß Gott wol und
will dirs zu gut halten, wenn du es von herzen be-
gerest. Darumb sei getrost! Unser Vater im himel
wird dich nicht lassen; denn du hast teil mit uns als
ein glid des leibes Christi. Wir aber alle haben teil
an unserm haubt Christo, dem treuen hirten unser
seelen. Derselbe wölle dich in rechtem glauben er-
halten und es nach seinem göttlichem willen, wie es
seiner ehr und deiner seelen seligkeit am besten ist,
gnediglich schaffen! Amen. Der fride Gottes durch
Christum bleibe bei dir alweg! Amen. Amen.
XII.a
Von etlichen fellen, die sich des sacra-
ments halb bei den kranken zutragen
möge.
Hie müssen wir aber auch von etlichen sondern
fellen unterricht geben, die sich zutragen.
a 1543 I: 11; 1543 II und 1544: 12 [obwohl das
Register ,,13“ hat]. b Fehlt 1543 I.
c-c Vor 1545: wie Christus sagt, man sol die perlin
nit für die seu werfen, und
d Fehlt 1543 I. e-e Fehlt vor 1545.
f-f Vor 1545: + Ursach: Christus hats nit so be-

Ersthche (R: Gotlose leut, die nichts von Christo
und glauben wissenb) soll man das sacrament nie-
mand geben, der nit zuvor seinen glauben bekennen
oder den unterricht vom sacrament und christlichem
glauben annehmen will. Solche verstockte leut mag
man wol versuchen, ob mans mit guten worten auf
den rechten weg könde füren. Wo aber solchs nit wil
helfen, sol man sie ligen lassenc; denn unser Herr
Christus verbeut es hart, das man die berlin1 nicht
für die seu soll werfen [Matth.7,6], sondernc die, so
christlichen unterricht und vermanung nit wöllen
annemen, als heiden gehen und faren lassen.
Zum andern (R: Sacrament nit anderst denn ganz
reichend) sol kein kirchendiener das sacrament unter
einer gestalt, ewie man es nennete, allein reichen,
sonder ehe solche leut on sacrament lassen hin ster-
ben, fee mans ihn anders wolte reichen, denn es
Christus eingesetzt und die apostel in iren kirchen
gehalten haben; denn das wil sonderlich den kirchen-
dienern gebüren, das sie sich in disem und anderm
allein nach dem befelh unsers Herrn Christi halten
und kein unnötige enderung fürnemenf
Im fal aber, das ein person krankheit halb oder
sonst (R: Die von natur nit wein trinkeng) kein wein
möchte einnemen und doch das abentmal des Herren
von herzen begeret hund sonderlich am christlichen
bekenntnis kein mangel befunden würde, dah raten
etliche, das man nach den worten des abentmals vom
kelch ein tropflein oder zwei in ein drünklin wassers
laß fallen und es darnach dem kranken reiche. Sol-
che leut können aber auch on nachteil des abent-
mals gar geraten und sich an das wort und die geist-
liche nießung halten, sintemal sie irer natur halb ge-
hindert sind, das sie es nit ganz, wie Christus be-
folhen, genießen können.
Zum dritten (R: Rohe leuti) findet man bisweilen
rohe, gotlose leut, die ein lange zeit vom sacrament
sich enthalten und auch an kein predig kommen
sind, villeicht auch weder das Vater unser, glauben
noch zehen gebot können. Solche leut, so sie in
krankheit des sacraments begern, sol man sie erst-
folhen und wir sollen in allen uns seines befelhs
halten. g Fehlt 1543 I.
h-h Fehlt vor 1545. i Fehlt 1543 I.
1 = Perlen.

520
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften