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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (11. Band = Bayern, 1. Teil): Franken: Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach - Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Weissenburg, Windsheim - Grafschaften Castell, Rieneck und Wertheim - Herrschaft Thüngen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.30627#0539
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V 1 Agendbüchlein Veit Dietrichs 1545

lich durchs wort irer sünd halben vermanen und sie
dahin bringen, das sie es erkennen, reu und leid dar-
ab haben. Darnach sol man sie fleißig vom brauch
des abentmals unterrichten und alsdann, so sie es
begern, on allen verzug irem begern volziehung tun;
denn zu welcher stund der sünder sich erkennet und
gnad begeret, so will ihn Christus an- und aufnemen.
Zum vierten (R: So in offentlichem ergernus le-
benk): wo leut in offenlichen lastern ligen und die-
selben auch dazumal lin ir krankheit 1 nit offenlich
mit reu und leid mbekennen undm abstellen wöllen
als, wo offentlicher eebruch, hurerei, haß und neid
und dergleichen ist. Wo solche person nit im sinn
haben noch offentlich zusagen wöllen, solchs nim-
mer zu tun, soll inen das sacrament in keinen weg
gereichet werden.
Zum fünften (R: Wer krankheit halb das sacra-
ment nnitn nießen kanno) tregt es sich je zu,das die leut
des sacraments nit nießen oder nit behalten können.
Da mag man mit dem wort dest fleißiger anhalten,
unterrichten und trösten, bis der unwill sich setzet
pund sie es mögen genießenp.
Zum sechsten (R: Wonsinnige leutq) begibts sich
je, das die leut schon in die züg haben griffen oder
nit mer bei vernunft sind, wenn der kirchendiener
zu ihnen gefordert wird. Da mag man mit ernst Gott
für solche bitten, das er inen ihr sünd vergeben und
sie durch Christum selig wölle machen. Das sacra-
ment aber sol man in, rweil es dermaßen mit inen
stehtr, nit geben, sonderlichen, wenn es rohe leut
gewest, die sich des worts nicht geachtet haben.
Doch sol man mit dem gebet fleißig irer not sich an-
nemen, sob mans erretten und erbitten köntes.
Es mögen dergleichen wil andere fell sein, in wel-
che man sich aus disen tjetz erzeleten zimlicht rich-
ten oder bei andern rats erholen mag, auf das nie-

k Fehlt. 1543 I. l-l Fehlt vor 1545*
m-m pehit 1543 I.
n-n Fehlt irrig 1543 II, 1544 und 1545.
o Fehlt 1543 I. p Fehlt 1543 I.
q Fehlt 1543 I. r-r Fehlt vor 1545.
s-s Fehlt vor 1545. t-t Fehlt 1543 I.
u Das Folgende bis zum Schluß des Kapitels fehlt
vor 1545.
2 Basilius der Große, Bischof von Cäsarea in Kappa-
docien († 379). Die gemeinte Stelle seiner ’Ομιλία

mand kein ergernus noch anstoß geben und alles zur
besserung des nechsten gehandelt werde.
uIn sonderheit aber sollen die kirchendiener zum
oftermal im jar das volk ermanen, das sie zum nacht-
mal des Herren sich fleißig halten und es nit allein
auf die letzte not oder, bis sie krank werden, sparn,
sonder bei gesundem leib sich als christen erzeigen.
Denn also haben die alten lerer die leut auch zum
tauf vermanet, weil dazumal christen und heiden
untereinander woneten, und sonderlich der heilige
Basilius2 in der vermanung zur tauf sehr fein sol-
ches treibet mit disen worten:
Mensch, sihe zu, verzeuhe es nit von tag zu tag,
von monat zu monat; denn es kan dich ein solcher
tag betreten, welches du dich nit versihest, das die
hoffhung des lebens sich verleurt und angst und not
heftig dich uberfellet. Die erzte verzweiflen an
dir. Deine nechste freund verzweiflen auch. Der
atem will immer dir zu kurz und der hals truken und
dürr werden der heftigen großen hitz halb, die dir
dein herz will abbrennen. Wenn du denn von herzen
seufzest, findest du niemant, der sich mit dir beküm-
mere. Und ob du schon bisweilen ein wörtlin her-
aus bringest, so ist doch niemant da, der es höre,
sonder, was du sagest, helt jederman für aberwit-
zige gedanken. Wer wil als denn (spricht er) dich
taufen ? Wer will dir zusprechen, weil du krankheit
halben da ligest wie in eim tolm3 und schlummest ?
Deine verwanten können es für leid und jammer nit.
Denen es aber nicht zu herzen gehet, die verachten
es. Gute freund schweigen auch still und besorgen,
sie möchten dich mer unrügig machen. Und kan wol
kommen, daß eben der arzt dich betriege, sintemal
du selb noch immer besserung hoffest ; denn das
leben liebet4 sehr. Also ist als dann niemand da, der
dir hilfe oder beistünde. Sonderlich aber ist der nit
προτρεπτική είσ τό άγιον βάπτισμα in der ersten
griechischen Ausgabe seiner Werke von Erasmus von
Rotterdam (Basel 1532) im Besitz von V. Dietrichs
Kirche in Nürnberg mit Randbemerkung von Diet-
richs Hand (NLA Fen. IV 20 334) diese Stelle
S. 343. - MSL 31, 441. - Deutsch bei F. A. Winter,
Basilius d. Gr., Ausgewählte Reden. Leipzig 1892.
95 und BKV Basilius 2, 315. (RE 2, 436-439. -
LThK 22, 33ff.).
3 =Betäubung ( Schmeller 1, 505. - Grimm 2,1229.
1232). 4 = ist (einen) lieb (Schmeller 1,1414).

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