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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (11. Band = Bayern, 1. Teil): Franken: Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach - Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Weissenburg, Windsheim - Grafschaften Castell, Rieneck und Wertheim - Herrschaft Thüngen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.30627#0540
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Nürnberg II

da, der dich taufen sol. Der tod aber verzeuhet nit
und, die dich sollen wegfürn, eilen zur sach. Wer wil
dich alsdenn erretten ? Gott, welchen du so lange
zeit verachtet hast ? Solte er dich dazumal erhören,
sintemal du jetzund in nit wilt hören, da er dir so
freundlich rufet ? Solte er dir lengere frist geben,
sintemal du der zeit bis anher so ubel gebrauchet
hast ? Er wirds wol lassen. Darumb laß dich nit be-
triegen mit falschen worten; denn der tod kan sich
sehr schwind finden und dich ubereilen etc.
Auf diese weise kan man auch die leut zum hoch-
wirdigen sacrament vermanen und wird nit fehlen.
Etliche werden sich gewinnen lassen und auf die
letzte not solchen trost nit sparen, da sie ungewiß
sind, ob sies gleich gern wolten, ob es inen könne zu
teil werden.
XIII.v
Wie man bei sterbenden leuten handlen
soll.
Im fall, daß der kirchendiener bei dem kranken
wer und er jetzund in die züge griffe, da ists nit mer
von nöten, den leuten, so zuvor also unterrichtet,
lang und vil in die ohren schreien, wie man doch
gemeiniglich pflegt, sonder er, der kirchendiener, sol
niderknien und andere auch zum gebet vermanen.
Erstlich laut ein Vater unser beten und andere im
heißen nachbeten und darnach ungeferlich mit disen
worten schließen:
wHerr Gott, himlischer Vater, du hast uns durch
deinen Sun Christum uns zugesagt, wo zwen unter
euch eins werden auf erden, warumb es ist, das sie
bitten wöllen, das sol inen widerfaren von meinem
Vater im himel [Matth. 18,19]. Auf solche zusagung
biten wir für gegenwertigen N., deinen diener; denn
er je in dem namen Jesu getaufet xund dich, ewigen
Got, und deinen Sun Christum Jesum und Gott den
Heiligen Geistx vor uns öffentlich bekennet hat. Du
wöllest in gnedig annemen, im seine sünd vergeben,
in aller anfechtung gnedig behüten und ewig selig
v 1543 I: 12; 1543 II und 1544: 13 (obwohl das
Register 12 hat).
w 1543 I: + R: Vermanung bei dem begrebdnus.
x-x Fehlt vor 1545.
1 als Erinnerung an die Taufkerze.

machen. Durch Jesum Christum, deinen Sun und
unsern Herrn. Amen.
Es soll auch der kirchendiener oder pfarrherr, ker-
zen1 und anders, so man zuvor bei kranken gebraucht,
abschaffen, das man es dem kranken nit in die hende
gebe; denn weil solches geschehen, das sie damit be-
kennen sollen, sie wöllen als christen sterben, wissen
wir, das die einige und rechte bekentnus ist dise:
wenn man Christum Jesum als den einigen mitler
und erlöser erkennet. Bei solchem sol man bleiben
und den kranken nit ferner bemühen. Das man ein
crucifix bei den sterbenden hat, ist an im selb nit
bös. Aber wer den trost im wort hat, der hat das
best crucifix, welchs nit allein die augen ansehen,
sonder die ohren fassen und das herz in sich bilden
kan.
XIIIIa
Von dem bann.
Dis istb ein nötiger punct, da die pfarrherr sollen
ein sonderlichen gewisen unterricht von haben, auf
das sie irem ambt weder zu vil noch zu wenig, son-
der recht tun, wie es Christus befolhen hat und der
kirchen notturft erfordert. Denn gleich wie an der
lehr von vergebung der sünden vil, ja alles mit ein-
ander gelegen ist, also ist auch an dem vil gelegen,
das man sünde behalte, denen es Christus zu behal-
ten befolhen hat. Darumb der Herr solche befelh
zusamsetzet, Matt. 16 [19]: Ich will dir des himmel-
reichs schlüssel geben. Alles, was du auf erden bin-
den wirst, sol auch im himel gebunden sein, und
alles, was du auf erden lösen wirst, sol auch im himel
los sein. Und Johannis am zweinzigsten[22f.]: Nembt
hin den Heiligen Geist! Welchen ir die sünde erlas-
set, denen sind sie erlassen, und welchen ir sie be-
haltet, denen sind sie behalten. Diser befelh ist klar
und gewiß, das in der kirchen beides gehen und in
sonderheit von den kirchenpersonen ausgerichtet
soll werden, das man löse und binde, das ist: das man
sünde vergebe und behalte.
a Das ganze Kapitel fehlt 1543 I und II. Sämt-
liche Randbemerkungen des Kapitels fehlen 1544.
b 1544: + auch.

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