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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (11. Band = Bayern, 1. Teil): Franken: Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach - Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Weissenburg, Windsheim - Grafschaften Castell, Rieneck und Wertheim - Herrschaft Thüngen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.30627#0603
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VI 1 Kirchenordnung 1559

reicht hat, zur verzeihung der sünden kommen mag,
er erkenne dann seine sünd und laß im dieselben von
herzen leid sein, glaube auch, das im seine sünd von
Gott aus lauter gnaden und barmherzigkeit von
wegen Jesu Christi vergeben werden.
Und aber ir der verzeihung der sünden und sterke
des glaubens begeret, so sollet ir mir aus grund eurer
herzen die offentlich beicht nach sprechen und dar-
auf das evangelion der absolution anhören, darmit
ir euch der reu uber die sünd vor Gott warhaftig-
lich bekennet und aus der absolution der verzeihung
der sünden durch Jesum Christum vergwist und ver-
sichert werden.
Die offentliche beicht:
Ich armer sünder bekenne mich, Gott meinem him-
lischen Vater, das ich leider schwerlich und manch-
feltig gesündigt hab, nicht allein mit eußerlichen,
groben sünden, sonder viel mehr mit innerlicher, an-
geborner blindheit, unglauben, zweiflung, klein-
mütigkeit, ungedult, hoffart, bösen lüsten, geiz,
heimlichen neid, haß und mißvergunst, auch andern
bösen tücken, wie das mein Herr Gott an mir erkent
und ich leider so volkommenlich nicht erkennen kan.
Also reuen sie mich und sind mir leid und beger von
herzen gnad von Gott durch seinen lieben Sohn Je-
sum Christum.
Darauf soll alsbald folgen die absolution. Dann
wiewol ein jetliche predig des heiligen evangelions
von unserm Heiland Jesu Christo ein rechte warhaf-
tige absolution und entbindung von den sünden ist,
nemlich denen, so daran glauben, wie oben vermel-
det - es soll auch das volk durch die kirchendiener
zu seiner gelegenen zeit dahin berichtet werden, das
sie die absolution von den sünden aus einer jetlichen
gemeinen predigen des evangelions Christi verhoffen
und erholen - jedoch ist es nicht unnützlich, son-
dere christenliche form der absolution in der kirchen
zu gebrauchen, das hiemit die application und zu-
eigung der verzeihung der sünden, auch die nutzung
des kirchendiensts den einfeltigen dester deutlicher
fürgetragen und eingebildet werde.
berg 1553 als Abendmahlsvorbereitung gedacht, son-
dern als Weiterführung der mittelalterlichen Form
bei Predigtgottesdiensten, aber auch bei Messen
(Surgant f. 78f. - Waldenmaier 4f. - Jung-
mann 1, 559. - Rietschel, Die Offene Schuld im

Form der absolution.
[Die ersten beiden Formeln nicht abgedruckt, da
fast gleich den beiden Formeln - nur in der Mehr-
zahlform der Anrede - wie oben S. 584 bzw. 187.]
Oder also:
In der einsatzung des predigampts des heiligen evan-
gelions hat Jesus Christus zu seinen aposteln gesagt:
Wer euch höret, der höret mich [Luk. 10, 16], und:
Welchem ir die sünde erlasset, dem sind sie erlassen
und, welchen ir sie behaltet, den sind sie behalten
[Joh. 20, 23]. Aus vermög dises befelchs Christi,
sprich ich euch aller eurer sünde frei ledig und los,
das sie euch alzumal sollen vergeben sein so reich-
lich und volkommen, als der Herr Jesus Christus das-
selbig durch sein leiden verdient und durchs evan-
gelion in alle welt zu predigen befolhen hat. Im
namen Gottes des Vaters und des Sons und des Hei-
ligen Geists. Amen. Die gnade des Herrn beware
euch! Gehet hin im friden!
Es will und ordnet auch ein erbarer rat, so ein
jungs vorhin das sacrament des nachtmals nicht
empfangen, das es nicht ehe zugelassen werde, es
sei dann zuvor dem pfarherr für gestellt, das es von
der lehr der religion befraget, verhöret und berichtet
werden mög, damit es das sacrament des nachtmals
nicht mit unverstand zur ergernus der kirchen und
zu nachteil seiner seligkeit empfahe.
Ordnung des nachtmals unsers Herrn
Jesu Christi.
Dieweil im heiligen abentmal der alleredlest und
teurest schatz fürgetragen, als mit welchem nicht
allein alle verheißung Christi versiegelt und beste-
tiget, sonder Christus der Herr (in dem alle schetz
der weisheit und erkantnus Gottes verborgen ligen
[Kol. 2, 3]) gegenwertig ist und warhaftiglich sein
fleisch und blut mit brot und wein nach seinem wort
und befelch ausgespendet werden, hat sich der böse
Gottesdienste und ihre Stellung nach der Predigt,
in: Monatsschrift für Gottesdienst und kirchliche
Kunst 1 [1897] 396-402. - Rietschel 369f. [wo
aber beide Male unsere KO nicht erwähnt wird]).

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