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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (11. Band = Bayern, 1. Teil): Franken: Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach - Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Weissenburg, Windsheim - Grafschaften Castell, Rieneck und Wertheim - Herrschaft Thüngen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.30627#0606
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Rothenburg

das auch unsere feind und widersacher ablassen,
und sich mit uns friedlich und sanftmütiglich zu
leben begeben wollen.
Alle die so in trübsal, armut, krankheit, kinds-
banden und andern anfechtung seien, auch die, so
umb deines heiligen namens und der warheit willen
angefochten, gefangen oder sonst verfolgung leiden,
tröst sie, o Gott, mit deinem Heiligen Geist, das sie
solches alles für deinen väterlichen willen aufnemen
und erkennen!
Wöllest uns auch alle frucht der erden, zu leib-
licher notturft gehörig, mit fruchtbarer wachsung
geraten und gedeihen lassen.
Auch bitten wir für alles, darfür du, ewiger Gott,
gebeten sein wilt, das du uns solches gnediglich ver-
leihest, durch das bitter leiden und sterben Christi
Jesu deines einigen Sohns, unsers geliebten Herrn
und Heilands, welcher mit dir und dem Heiligen
Geist, lebt und regiert, gleicher Gott hochgelobt in
ewigkeit. Amen.
Und sprech ein jedes ein Vater unser darauf!
Form der letanei.
Die ander form des gemeinen gebets ist die letanei,
da allerlei gemeine anliegen nicht weitleuftig, son-
der mit wenigen worten uberloffen werden, die kir-
chen damit zu erinnern, was und wafür sie allwegen
beten soll. Und das ist ungeferlich nachvolgende
form.
[Nicht abgedruckt, da gleich (aber ohne Noten)
dem Text bei Veit Dietrich 1545, Seite 503f.]
Und so dasselb verrichtet, soll er das folgend ge-
bet sprechen, mit vorgehendem versikel23:
Herr, handel nicht mit uns nach unsern sünden
Und vergilte uns nicht nach unser missetat!
Formul des gebets auf die letanei.
Last uns beten:
Almechtiger, ewiger Gott und Vater, wir bekennen
und verjehen, das wir leider in sünden empfangen
23 Dieser Schlußversikel an dieser Stelle nach der Kir-
chenordnung in der Mark Brandenburg 1540 (Seh-
ling 3, 75). Vgl. auch S. 428 Anm. 54!).

und geborn sind, und daher vol unwissens und un-
glaubens deines göttlichen worts und immer geneigt
zu allem argen und treg zu allem guten, ubertreten
deine heilige gebot on unterlaß, dardurch wir in ewi-
gen tod fallen und uns selber immer mehr und mehr
verderben. Das ist uns aber leid und begeren deiner
gnaden und hilf. Erbarme dich uber uns, allergütig-
ster, barmherzigster Gott und Vater, durch deinen
Sohn, unsern Herrn Jesum Christum! Verleihe und
mehre uns deinen Heiligen Geist, der uns lehre,
unsere sünde und ungerechtigkeit recht gründlich
erkennen und bereuen, auch dein gnad und ver-
zeihung unser sünden in Christo unsern Herrn, dei-
nem lieben Sohn, mit warem glauben ergreifen und
annemen, also das wir den sünden immer mehr ab-
sterben und dir in einem neuen leben zu deinem preis
und besserung deiner gemein dienen und wolgefallen
mögen, durch Christum, unsern Herrn und Heiland!
Amen.
Oder also:
O almechtiger Gott, der du der elenden seufzen nicht
verschmehest [wörtlich aus Veit Dietrich = KO 1533,
oben Seite 496 bzw. 190] durch unseren Herrn Je-
sum Christum. Amen.
Oder also:
O Herr Gott, himlischer Vater, der du nicht lust
hast an der [wörtlich aus Veit Dietrich = KO 1533,
oben Seite 496 bzw. 188] verleihen umb Jesu Christi,
unsern Herrn willen. Amen.
Darauf lasse er die kirch ein Vater unser beten und
beschließe mit dem gewönlichen segen:
Der Herr segne dich und behüte dich etc.!
Von dem kirchengesang24.
Ehe wir ordnen die andern gemeinen kirchendienst
und empter, so auf die feiertag und werktag ver-
richt werden sollen, will ein erbarer rat zuvor sein
bedenken von dem kirchengesang und -kleidung an-
zeigen; dann freilich niemands christlichs verstands
daran zweifelt, das psalmen und geistliche lider (R:
Ephe. 5 [19]) in der kirchen zu gebrauchen und zu
24 Bis auf den Schluß wörtlich aus Württemberg 1553
(Richter 2, 138).

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