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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (11. Band = Bayern, 1. Teil): Franken: Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach - Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Weissenburg, Windsheim - Grafschaften Castell, Rieneck und Wertheim - Herrschaft Thüngen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.30627#0727
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XII 2 Kirchenordnung um 1555

Hie höret ihr, lieben brüder und seelsorger, ihr
seids. die der Herr hat gesetzt über sein gesinde, daß
ihr ihme die wahre speis, das göttlich wort, den
schatz des alten und neuen testaments herfürtraget
zu seiner zeit. Selig werdet ihr sein, so euch der Herr
wird finden also tun. Ja, er wird euch über alle seine
güter setzen. So ihr aber untreulich dem gesinde
Gottes vorstehet und die schäflein Gottes, die ihr
weiden solt, scherend und beschwerend, mit den trun-
kenen trunken seid, mit den huren hurend lauft und
also mutwillen mit dem gesind Gottes btreibtb, so
seid gewiß, daß der Herr, so ihr euch sein am cwenig-
stenc versehet, kommen wird dund euch zu boden
richten undd euern lohn geben mit den unglaubigen!
Das fasset zu herzen; dann Gott euch nit umsonst
so getreulich warnet. In summa: suchet die ehre
Gottes und das heil eurer schäflein und tut das
aus liebe, die da gehet aus reinem herzen, guten ge-
wissen und ungefärbten glauben! So werdet ihr ei-
nen gnädigen Gott erfahren! Amen.
Kirchenordnung.
[Predigtgottesdienst.]
Am sontag oder sonst in einem feiertage, der in der
wochen gefallen mögte, wann das volk nach dem
läuten kommen und versammlet ist, so soll der pfarr-
herr, wann er einen psalm (dem volk kundig) gesun-
gen hat, auf der canzel oder vor dem altar, wie die
gelegenheit sich zutragen wird, die hauptstück christ-
licher lehr von wort zu wort lesen, wie nachfolget:
Dis ist die summa und ein kurzer unterricht christ-
licher lehr1:
I. Die zehen Gebot:
1.
Ich bin der Herr dein Gott; du solt keine andere
götter neben mir haben.

b-bFehlt irrig in der Vorlage; hier nach Hasloch und
Kobe, Agende.
c—c So nach Hasloch und Kobe, Agende; die Vorlage
hat irrig: allermeisten
d-dFehlt bei Kobe, Agende.

2.
Du solt den namen des Herrn deines Gottes nicht
unnützlich führen.
3.
Du solt den feiertag heiligen.
4.
Du solt deinen vater und mutter ehren, auf daß dirs
wohlgehe und lange lebest auf erden.
5.
Du solt nicht töden.
6.
Du solt nicht ehebrechen.
7.
Du solt nicht stehlen.
8.
Du solt nicht falsch zeugnus reden wider deinen
nechsten.
9.
Du solt nicht begehren deins nechsten haus.
10.
Du solt nicht begehren deins nechsten weib, knecht,
magd, viehe oder alles, was sein ist.
II. Die artikul unsers heiligen christlichen glaubens:
Ich glaube an Gott Vater, den ahmächtigen schöpfer
himmels und der erden,
und an Jesum Christum, seinen einigen Sohn, un-
sern Herrn, der empfangen ist vom Heiligen Geist,
geboren aus Maria der jungfrauen, gelitten unter
Pontio Pilato, gecreuziget, gestorben und begraben,
niedergefahren zu der höhen. Am dritten tag aufer-
standen von den toden, aufgefahren gen himmel,
sitzt zur rechten Gottes, des allmächtigen Vaters,
von dannen er zukünftig, zu richt.en die lebendigen
und die toten.
Ich glaube an den Heiligen Geist, eine heilige christ-
liche kirche, eine gemeinschaft der heiligen, verge-
bung der sünden, ein auferstehung des fleisches und
ein ewiges leben. Amen.
1 Die folgende Zusammenstellung nach Veit Dietrichs
Agendbüchlein (unsere Nr. V 1, S. 501f.), nur in der
Reihenfolge von Luthers Kleinem Katechismus.

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