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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (13. Band = Bayern, 3. Teil): Altbayern: Herzogtum Pfalz-Neuburg, Kurfürstentum Pfalz (Landesteil Oberpfalz), Reichsstadt Regensburg, Grafschaft Ortenburg, Herrschaft Rothenberg, Herrrschaft Wolfstein — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.30630#0072
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Herzogtum Pfalz-Neuburg

aufgenomen werde, helfen erbitten, ungezweifelter
zuversicht, unser lieber Herr Jesus Christus werde
solch eur werk der liebe, gegen dem armen kindlein
erzeiget, in allen gnaden von euch annemen und eur
gebet auch gewißlich erhören, sinteinmal er die
kindlein zu im zu bringen selbs befohlen und sie in
sein reich aufzunemen verheißen hat.
Darumb, meine geliebten, ich vermane und bitte
euch alle, die ir alhie versamlet seit, aus christlicher
lieb und treu, das ir erstlich zu herzen nemen und
bedenken wolt, dises treffliche werk Gottis und den
großen ernst, der darinnen ist und angezeigt wirt;
dann aus den worten dises gebets höret ir, sehet
auch aus dem werk, wie armselig und elend die
christlich gemein dises kindlein hieher tregt und vor
Got so bestendiglich und offenbar bekennet, das es
ein kind des zorns, der sünden und ungnaden sei, und
darumb so herzlich umb hilf und gnad bittet, das es
durch die tauf ein kind Gottis werden mueg.
Bedenkt auch mit fleiß, das es je nit ein scherz
oder kinderspil ist, dises christlich, tapfer werk zu
handeln, welchs dem Teufel begegnet und in nit al-
lein vom kind treibt, sonder auch das kind wider in,
als wider ein steten gewissen feind, sein leben lang
zu streiten verpflichtet. Derhalben hoch von nöten
ist, mit einem starken glauben und herzlichem ver-
trauen zu Got andechtiglich zu bitten, das Got, der
Almechtig, dis kindlein nit allein von des Teufels ge-
walt erledigen, sonder auch also sterken wölle, das
es dem feind im leben und sterben statlich wider-
stand tun und erhalten werden mög.
Darumb wöllet mit fleiß auf euch selbs achtung
haben, in einem rechten glauben allhie zu stehn,
Gottis wort zu hören und andechtiglich zu Got zu
ruefen und zu bitten, dann wir ja alhie zum gebet nit
vergebenlich, sonder aus not ermanet werden, auf
das Got unsern ernst und ein recht vertreulich herz
erkennen mög, auch dis hochwirdig sacrament durch
uns dem Teufel nit zu einem spot gesetzt und Got
der Almechtig geunehrt werde, der darinnen so ein
uberschwenklichen reichtumb seiner gnaden uber
uns ausschütet, das er die tauf selbst ein neue ge-
d-d 1543 II: hierin wider alles das, was uns anklebt
und anhangt von gebrechlichkeit unseres ersten
Vaters Adam und unser selbst verschuldung, geist-
lich zu empfahen.

burt nennet, also, das wir durch dieselben von aller
tyrannei des Teufels, auch der sünden, des todes und
der hellen erledigt, kinder des lebens und erben aller
güter Gottis und miterben Christi werden. Darumb
laßt uns umb Gottis willen solche uberreichliche
götliche gnade nit unrechtlich, sonder mit aller
schuldiger dankbarkeit handeln, dieweil doch dis
hochwirdig sacrament der tauf unser einiger trost
und eingang ist zu allen götlichen gütern und zur
gemeinschaft aller heiligen.
Darnach spreche der taufer:
Far aus, du unreiner geist, und gib raum dem Hei-
ligen Geist!
Darnach mache er dem kind ein creuz bede an die
stirn und brust und sprech:
Nim das zeichen des heiligen creu† zes, beide, an
der stirn und an der brust!
Laßt uns beten!
Almechtiger, ewiger Got, ein vater unsers Herrn
Jesu Christi, du wöllest sehen auf disen deinen die-
ner (oder: dienerin), den (oder: die) du zum anfang
des gleubens gnediglich berufen hast, und wöllest alle
blindheit des herzens von im (oder: ir) treiben. Zer-
reiß alle strick des Satans, darmit er (oder: sie) ge-
bunden ist! Tue im (oder: ir) auf, Herr, die tür deiner
güet, auf das er (oder: sie) mit dem zeichen deiner
weisheit bestrichen, aller begirden gestank on werde
und zum süßen geruch deiner gebot dir in deiner
kirchen frölich diene und neme zu von tag zu tag,
damit er (oder: sie) tüchtig werde, zu kommen zur
gnade deiner tauf dund arznei empfahed durch Je-
sum Christum! Amen!
Hie neme der priester das salz und gebe es dem
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kind in den mund und spreche:
N., nimm hin das salz der weisheit, auf das du in
Christo Jesu unsern Herrn habest das ewig leben!
Laßt uns beten.
Got, unsrer väter Got, ein schöpfer aller creaturen,
wir bitten dich unterteniglich, das du disen deinen
diener (oder: dienerin) gnediglich ansehen wöllest
und in (oder: sie), weil er (oder: sie) die ersten speis
21 1540 bringt hier schon das Gebet ,,Gott, du unsterb-
licher“, das unsere Ordnung erst später bringt.
 
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