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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (13. Band = Bayern, 3. Teil): Altbayern: Herzogtum Pfalz-Neuburg, Kurfürstentum Pfalz (Landesteil Oberpfalz), Reichsstadt Regensburg, Grafschaft Ortenburg, Herrschaft Rothenberg, Herrrschaft Wolfstein — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.30630#0085
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I 2 Kirchenordnung von 1543

vom tod erweckt, stirbt hinfüro nicht; der tod wird
auch uber ihn hinfüro nicht mer herrschen; dann,
das er der sünd gestorben, ist er gestorben allein
einmal etc.
Demnach sein on zweifel solche meßopferer der art,
von welchen in der vorgenannten epistel zun He-
breern am sechsten capitel geschriben ist, das sie
widerumb inen selbs den Son Gottis creuzigen und
für spott halten. Dann wer ihn noch einmal wil
opfern, vergebung der sünde zu erlangen, der zwei-
felt, ja, er glaubt gar nicht, das er vergebung der
sünden hab. So ist er auch vom glauben abgefallen.
Wil er nun durch ein ander weg dann durchs leiden,
sterben und bluotvergißen Christi sich mit Gott ver-
sönen, so muß er Christum, da er lehret, es sei kein
andre versönung dann durch sein bluot, welches zu
vergebung der sünden vergossen ist, für ein ver-
fürer, falschen lehrer und ubelteter halten, verfolgen
und des schmelichen tods am creuz noch heutigs
tags wirdig halten und in also, sovil an ime ist, aber-
mals kreuzigen und als ein verdampten ubelteter für
ein spott halten. Wil er aber durch Christum ver-
sönet werden und glaubt doch noch nicht, das er
durch sein leiden, sterben und bluotvergießen, so
schon geschehen, versönet sei, so kreuzigt er aber-
mals Christum wider, sovil an ime ist; dann on lei-
den, creuz und bluotvergießen, wie oben bewisen
ist, kan kein vergebung der sünde sein noch kein
opfer fur die sünde geschehen. Darumb, sie wenden
sich, wohin sie wöllen, so kreuzigen sie Christum,
sovil an inen ist, und halten sein erst leben, lehren
und leiden nur fur ein spott.
17 Aus 1540 (Sehling 3, 64f.) bzw. (mit Erweiterun-
gen) aus 1533 (Sehling 11, 183f.).
18 In Te igitur: ...rogamus, ut accepta habeas...
haec... sacrificia..., quae tibi offerimus pro ecclesia
tua sancta catholica.
19 In Hanc igitur: Hanc igitur oblationem, quaesumus,
ut placatus accipias... atque ab aeterna damnatione
nos eripi... jubeas.
20 In Unde et memores: ... offerimus praeclarae maje-
stati tuae...
21 Kilian, Colonat und Totnan waren irische Wander-
prediger in Würzburg und erlitten dort 689 den
Märtyrertod. Kilian wurde bevorzugter Patron und
Schutzpatron Ostfrankens bes. der Diözese Würz-
burg (Andr. Bigelmair, Die passio des heiligen
Kilian und seiner Gefährten, in: Würzburger Diöze-
sangeschichtsblätter 14/15 (1952/53) 1-25; 16/17
(1954/55) 104-130. - J. Dienemann, Der Kult des

17Und ob die widersacher wolten sagen (wie sie dann
durch angezeigte schrift gedrungen werden, wann
sie nicht gar verstockt sein), sie opferten nicht, sonder
meineten nur ein gedechtnus und representation des
ersten opfers zu machen, so sol man inen antworten;
Wenn sie die wort, darmit sie gestracks opfern (fur-
nemblich aber dise: ,,die wir dir opfern für dein
heilige christliche kirchen etc.“18 und: „Wir bitten
dich, du wöllest dises opfer gnediglich annemen und
uns von der ewigen verdamnus erlösen etc.“19 und:
„Wir opfern deiner herrlichen majestat etc.“20)
heraus tun und setzen darfur: Wir gedenken des
opfers deines einigen Sons etc., so wöllen wirs glau-
ben, das ihnen ernst sei, und sie seinds auch schuldig
zu tun und könnens on ergernus wol ausrichten.
Dann haben sie Kilianum und Totnanum21 umb
gelts willen hinein gesetzt, das nichts nutz ist, so
sollen sie nun billich umbs glaubens und der warheit
willen dise wort endern, da es not ist.
Vom anruefen der heiligen, das in der messe und
sonst geschicht, wie das unrecht und unchristlich
sei, ist unter dem titel vom gebet in ersten teil ge-
nugsam angezeigt.
Die andern zusetze eußerlicher, leiplicher ding
als meßgewand, altardecke, silberine und guldene
gefeß, lichter etc. sein allerding frei, geben und
nemen dem glauben und gewissen nichts, wann man
sie also für frei ding helt. Darumb, dieweil sie vorhin
vorhanden und schon gezeugt, sol man sie behalten
und brauchen, sonderlich die kleider, darumb, das
heiligen Kilian im 8. Jahrhundert (= Quellen und
Forschungen zur Geschichte des Bistums und Hoch-
stifts Würzburg 10. Würzburg 1955). - Im Embolis-
mus, dem aus einer Erweiterung der 7. Bitte des
Vaterunsers hervorgegangenem Gebet Libera des
Kanonteiles der Messe, fügte die würzburgische Diö-
zese nach den Aposteln Petrus, Paulus und Andreas
et omnibus sanctis tuis noch als Fürsprecher ein: nec
non et sanctis martiribus tuis Chiliano, Colanato,
Totnano sanctisque confessoribus tuis Martino, Ni-
colao, Burchardo, Benedicto cum istis (Speciale
missarum secundum chorum Herbispolensem Würz-
burg 1495). - Zu solchen Erweiterungen der ur-
sprünglichen Heiligenreihe: Jungmann 2, 353f. -
Im früher gesprochenen Gebet Communicantes fehlt
diese Beifügung in Würzburg (aaO.; dazu Jung-
mann 2, 218-222).

5 Sehling, Bayern III

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