Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (13. Band = Bayern, 3. Teil): Altbayern: Herzogtum Pfalz-Neuburg, Kurfürstentum Pfalz (Landesteil Oberpfalz), Reichsstadt Regensburg, Grafschaft Ortenburg, Herrschaft Rothenberg, Herrrschaft Wolfstein — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1966

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30630#0090
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Herzogtum. Pfalz-Neuburg

sacrament mit rechtem glauben empfangen, dann
erstlich bezeuget er mit klaren worten, das sein leib
nicht allein für andre, sonder auch für uns in tod ge-
geben und sein blut auch für uns nicht vergeblich
noch unfruchtbarlich, sonder zur vergebung un-
serer sünden vergossen sei und also sein leiden und
sterben uns geschenkt und ganz zu eigen gegeben
sei. Ferner zeiget er mit der tat, das sein leib und
blut mit allem, das er darmit geton und darin ge-
litten hat, ja, auch mit allem, das darvon gepredigt
wirt, sollen unser speiß und trank zum ewigen leben
sein und das er in uns und wir in im und seine glider
sein sollen.
Welche nun ire sünd in irem gewissen drucken
und sie reu und leid darüber haben, die sollen dises
heilig sacrament gebrauchen und obgemelten trost
darin suchen, nachvolgends von ganzem herzen Got
und unserm Herrn Jesu Christo für solche hohe und
unaussprechliche woltat dank, lob, ehr und preiß
sagen und im zu gefallen ir leben bessern und wie
inen von Christo geschehen, also auch dem nechsten
mit allerlei guten werken dienen.
Dargegen aber sol auch fleißig gemeldet werden,
das diejenigen, so Gottis gebot verachten, ir leben
nicht bessern und also on reu und besserung das
sacrament gebrauchen, schwerlieh sündigen und das
Got solche ire sünde schwerlich strafen und mit aller-
lei plagen heimsuchen wil, wie Paulus zeuget und
spricht: Wer es unwirdig ißt und trinkt, der ißt und
trinkt im selbs das gericht [1. Kor. 11, 29].
Derhalben sol auch niemand, wie zuvor meldung
beschehen, unverhöret und unabsolvirt zum heiligen
sacrament zugelassen werden und sol denjenigen, so
in offenlichen lastern ligen (als teglicher füllerei, ehe-
bruch, hurerei, haß, ungehorsam gegen den eltern,
verachtung und verlesterung des heiligen evange-
lions und aller andrer christlicher lehr und was der
sünd mer ist, die Paulus meldet, des reichs Gottis

f-f 1543 II: Volgt ordnung der messe, so man commu-
nicanten hat [Holzschnitt (Letztes Abendmahl)
von Matth. Gerung].
42 Siehe Anm. 41!
1 Siehe oben S. 22!

unfehig) das heilig sacrament durch die pfarherrn
verboten werden, doch sofern solche laster offenbar
sein und sie sich nicht bekeren noch besserung er-
zeigen.
Es sollen auch die seelsorger und priester ein flei-
ßig aufsehen haben und darob sein, daß ein jedes
pfarkind, so zu seinen vernünftigen jaren kommen
ist, aufs wenigst einmal im jar als zu Ostern, Pfing-
sten, Weihennachten oder auf ein andern tag zu
seiner besten gelegenheit zum heiligen sacrament
gehe und, welches das nit tete, das sollen sie ernst-
lich darumb anreden und sie vermanen, das sie sich
andern christen hierin gemeß halten und niemand
ergernus geben, damit man nicht verursacht werde,
irethalben weiter rat zu suchen.42
f[Ganzseitiger Holzschnitt (Das letzte Abendmal
Jesu) von Virgil Solis 1]1
Ordnung der messe, so man communicanten hat.2
Erstlich soll der priester, so die meß halten will,
sampt seinen ministranten 3, wo und wann man die-
selben zu gebrauchen pflegt, in iren gewonlichen
kirchenornaten nach gewonheit einer jeden kirchen
zu dem altar gehn und anfenglich darvor kniend das
Confiteor oder ein feinen bußpsalm sprechen. Dar-
nach soll der introitus, das Kyrieleyson, das Gloria
in excelsis und das Et in terra gewonlicher weis durch
den chor oder, wo man kein chor hat als auf dem
land in dörfern, durch den priester selbs gesungen
oder aber mit vernemlicher stimm gelesen werden.
Kann er aber das volk ein guten teutschen geistlichen
gesang leren, den sie anstat desselben singen, das sol
er auch tun.
Und dieweil nachvolgents oft meldung von guten
teutschen geistlichen liedern und psalmen geschicht,
damit ein jeder wisse, was damit gemeint werde, so
2 Diese Form ähnlich wie Brandenburg-Nürnberg
1533 (Sehling 11, 188).
3 Wie sich aus dem weiteren Text ergibt (z.B. Epistel-
und Evangelienlesung), ist hier nicht nur an niedere
Kirchendiener gedacht, sondern auch an Leviten
(Subdiakone und Diakone), die aber für gewöhnlich
durch Priester vertreten wurden (vgl. unten S. 371
und S. 391).

70
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften