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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (13. Band = Bayern, 3. Teil): Altbayern: Herzogtum Pfalz-Neuburg, Kurfürstentum Pfalz (Landesteil Oberpfalz), Reichsstadt Regensburg, Grafschaft Ortenburg, Herrschaft Rothenberg, Herrrschaft Wolfstein — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.30630#0114
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Herzogtum Pfalz-Neuburg

Ostertag6 ist ein gedechtnus gewest, das Gott der
Herr, da er alle erste geburt Egypten schlug, der
kinder Israel verschonet und sie dardurch durch das
Rote Meer, darinne doch der könig Pharao mit all
seinem heer ersaufen mußt, trucken füret. Also war
auch ir Pfingsten7 ein gedechtnus des tags, an dem
Moses das gesetz von Gott auf dem berg Synai emp-
fangen het. Desgleichen war das fest der Laubrüste8
im herbstmonde auch ein gedechtnus, das sie die
vierzig jar in der wüste unter solchen hütten gewont
hetten, und dise fest hette inen Gott selbs geboten.
Aber das fest Purim9, darvon im buch Esther am
neunten capitel und das fest der kirchweihe, encae-
nia genant, darvon Johannis am zehenden [22] mel-
dung beschicht, hetten sie aus freier willkur auf sich
genommen und zum gedechtnis aufgericht.
Demnach haben die alten väter im neuen testa-
ment solchem exempel auch gefolgt und aus christ-
licher freiheit etliche fest zum gedechtnus der wol-
taten unsers lieben Herrn Jesu Christi, die er an uns
sambtlich und sonderlich gewendet hat, aufgericht
und eingesetzt, damit solche herliche geschicht und
woltaten dem gemeinen volk dester stattlicher ein-
gebildet und dester weniger vergessen würden. Also
ist der Ostertag zum gedechtnus eingesetzt, das
Christus uns allen sambtlich den tod uberwunden
und zu unser rechtfertigung wider auferstanden ist,
der Auffartstag zum gedechtnus, das er sein heilig
menscheit, welche unser fleisch und bein ist, zur
gerechten Gottis Vaters gesetzt und also unser bur-
gerschaft und unsern wandel mit ihme in himmel ge-
zogen hat. Also sein S. Peters, S. Pauls, S. Stefans
und andrer heiligen aposteln und märtrer fest ein-
gesetzt zum gedechtnus, das sie Got, ein jeder in-
sonderheit, so gnediglich zum glauben berueft, ir
sünd und schwacheit verzigen, mit dem Heiligen
Geist begabt, erleucht und also gesterkt hat, das sie
sein namen frölich bekannt, seinen geboten fleißig
gefolget und umb seinen willen williglich gestorben
sein, auf das wir, durch ir exempel gesterkt und ge-
reizt, gleiche gnad und güte von im gewarten und

6 2. Mose 12, 25-28; 3. Mose 23, 5-14.
7 3. Mose 23, 15-25; 5. Mose 16, 9-12.
8 3. Mose 23, 33f.; 5. Mose 16, 13-17.
8 Esther 9, 21-28.

ihm zu ehren und zu gefallen auch alles gern tun und
leiden, was er uns befilet und aufleget.
Dieweil denn solchs, so ferne es aus christlicher
freiheit geschicht und die gewissen nicht darmit ge-
fangen werden, nutzlich und besserlich ist (wie
Christus zeuget und spricht: Der sabbat ist umb des
menschen willen gemacht und nicht der mensch umb
des sabbats willen [Mark. 2, 27]), so wöllen wir, das
dise nachfolgende fest und feirtag, wie vor alters her,
noch gehalten und gefeiret werden - doch, damit die
andern tag der gedechtnus Christi und der rechten,
waren heiligen, so in der heiligen schrift oder sonst
irs christlichen glaubens, lebens, wunderwerk, lei-
dens und seligen absterbens gewise zeugnus haben,
nicht aufgehebt noch in vergessen gestellt, sonder
ungefeiret in gedechtnus, wie vor alters her, lassen
bleiben.
Die fest, so man feiern sol.1
Der Neujarstag, Circumcisionis genannt [1. Ja-
nuar],
der Oberstag, Epiphaniae genannt [6. Januar],
Lichtmeß, Purificationis Mariae genannt [2. Fe-
bruar],
Matthie des zwölf boten [24. Februar],
Verkündung, Annunciationis Mariae genannt
[25. März],
der Palmtag,
der Ostertag mit montag und aftermontag dar-
nach,
Philippi und Jacobi der zwölf boten [1. Mai],
der Auffartstag, Ascensionis Domini genannt,
der Pfingstag mit montag und aftermontag dar-
nach,
der Heiligen Dreifeltigkeit, Trinitatis genannt,
Johannis des taufers [24. Juni],
Petri und Pauli der zwölf boten [29. Juni],
Jacobi des zwölf boten [25. Juli],
Unser Frauen schidung, Assumptionis genannt
[15. August],
1 Die Feiertagsordnung hält ungefähr die Mitte zwi-
schen 1540 (Sehling 3, 87) und 1533 (Sehling 11,
204).
2 = Dienstag (Schmeller 1, 127; 2, 1071. - Fischer
1, 112).

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