Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (13. Band = Bayern, 3. Teil): Altbayern: Herzogtum Pfalz-Neuburg, Kurfürstentum Pfalz (Landesteil Oberpfalz), Reichsstadt Regensburg, Grafschaft Ortenburg, Herrschaft Rothenberg, Herrrschaft Wolfstein — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1966

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30630#0115
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
I 2 Kirchenordnung von 1543

Bartholomei des zwölf boten [24. August],
Matthei des zwölf boten und evangelisten [21. Sep-
tember],
Symonis und Jude der zwölf boten [28. Oktober],
Andreae des zwölf boten [30. November],
Thomae des zwölf boten [21. Dezember],
der Christag, Nativitatis Christi genannt [25.
Dezember],
Stephani des ersten martirers [26. Dezember],
Johannes des evangelisten [27. Dezember],
alle sonntag.
Von etlichen alten ceremonien,
welche gehalten und welche unterlassen werden
sollen.
Die mette1 in der christnacht sol (wie droben2 von
den horis canonicis unterricht geben ist), doch nicht
mehr zu mitternacht, sonder allerlei gefahr zu ver-
meiden, erst umb vier hor nach mitternacht gehal-
ten werden.
Desgleichen sollen die drei metten in der marter-
wochen zu ir gewonlichen zeit3 auch nach obgemel-
tem unterricht, doch on alles klopfen, rumpeln und
getümmel4 gehalten werden, allein das, wo man sie
novem lectionum helt, sollen die letsten drei oder,
wo man sie allein trium lectionum helt, sollen die-
selben drei in den pfarrkirchen und, wo das, gemein
volk darbei ist, teutsch gelesen werden, wie hernach
folget.
Am mitwoch die erst lectio, das 12. capitel des
anderen buochs Mosi von anfang bis auf dise wort:
1 Die Mette (Matutina, Matutinum) ist das nächtliche
Gebetsopfer. Sie besteht aus 3 Nokturnen mit je 3
Psalmen und — je nach dem Feierlichkeitsgrad des
Tages - 1-3 Lektionen (Braun 206).
2 Siehe oben S. 77 f.!
3 Diese Trauermetten wurden antizipiert, d.h. am
Vortage bei einbrechender Dunkelheit gehalten
(Hartmann 711ff. — Braun 354. — Götz, Festfeier
193). Die Trauermette des Gründonnerstages wurde
also bereits am Mittwoch gehalten usw.
4 In diesen Metten werden allmählich die Kerzen ge-
löscht und nach dem Schlußgebet Geräusch gemacht
(tenebrarum, Düstermette und Rumpelmette)
(Wetzer 5,1312f.-Hartmann 712f.- Götz,Fest-
feier 193f.).
5 In ähnlicher Weise also, wie es bisher üblich war.

Und Moses forderet alle eltisten [21].
Die ander lectio, das 53. capitel Esaie gar.
Die dritt lectio, der anfang des 26. capitels Mat-
thie bis auf die wort: Aber am ersten tag der süßen
brob etc. [17].
Am donnerstag und am freitag sol man einen
passion5 lesen, welchen man wil, also das, wie die
ersten drei passion Matthei, Marci und Luce, vom
abendmal anzuheben, ein jedlicher in sechs teil und
der passion Johannis, vom 18. capitel anzufangen,
in fünf teilen geteilet und mit großen zalen am rande
verzeichnet sein, also sol man die ersten drei teil für
die drei lectiones am donnerstag und die andern
drei teil fur die drei lectiones am freitag lesen. Und,
dieweil Johannes nur fünf lectiones bezeichnet hat,
sol man fur die ersten das ganz dreizehend capitel
lesen, damit er auch sechs lectiones gebe.
Es sollen auch solche erste drei lectiones sampt-
lich am donnerstag und die andern drei samptlich
am freitag fur das evangelion in der meß gelesen
werden, doch aus einem andern evangelisten dann,
den man in der metten liset.
Die ostermetten soll man auch nach vorbeschehe-
nem unterricht halten, aber doch auch erst umb vier
hor nach mitternacht, wie vorhin von der christ-
metten vorgemeldt ist worden.
An sanct Marx tag6 und die drei tag vor dem Auf-
fartag in der creuzwochen (da man zuvor mit den
creuzen von einer kirchen in die andern uber feld
gangen ist) sol ein jedes pfarrvolk zu gewonlicher
zeit in seiner pfarrkirchen zusamenkommen und,
allerlei mißbreuch und unzucht zu vermeiden, nicht
mer uber feld in andre kirchen gehn, sonder da-
6 Am 25. April, an dem dann später auch das Ge-
dächtnis des Evangelisten Markus begangen wurde,
fanden seit dem 5. Jahrhundert in unmittelbarer
Fortführung der römisch-heidnischen Flurumgänge
Feldprozessionen statt (LThK 6, 600). Bei ihnen
werden gewöhnlich auch von den inzwischen selb-
ständig gewordenen Pfarreien die ehemaligen Mut-
terkirchen besucht. An den drei Wochentagen vor
Himmelfahrt (den Bittagen) finden Flurprozessionen
unter Vorantragung eines Kreuzes statt.
7 Über solche Gebräuche z.B. E. Widmann, Chronik
der Stadt Hof, mit Quellen zur Geschichte der
Stadt Hof (herausgegeben von Chr. Meyer 1) Hof
1894.130-133. Zum Palmesel auch Joh. Bapt. Götz,
Festfeier 148.

95
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften