I 15. Visitationsordnung vom 28. Juni 1560 bzw. 16. Nov. 1566.
[A.] Instruction und bevelch,
was unsere, von Gottes gnaden Wolffgangs, pfalzgravens bei Rhein, herzogs in
Bayrn und grafens zu Veldentz, verordnete rete, visitatorn und bevelhabera sambt
und sonder auf der zuekonftig visitation unsers fürstentumbs Neuburg allenthal-
ben fürnemen, beratschlagen und verrichten sollen.
[1.] Erstlich: Dieweil dis werk alle kirchen unsers
furstentumbs belangt, desgleichen auch die schuelen
und, was denselben anhangt, so sollen sie alle amb-
ter, desgleichen die stet, märkt, flecken und dorfer,
darinnen es pfarren und pfarrkirchen hat, persenlich
durchziechen und haimsuechen.
[2.] Sovil dann weiter und zum andern den gemai-
nen proceß, so in der visitation zu halten, betrifft,
da sollen sie sich unserer kirchenordnung durchaus
und insonderhait dem titel Von der visitation6 ge-
meß erzaigen.
Druckvorlage: Original (Papier in Pergamentum-
schlag, Folio, 18 Blätter [erstes und letztes leer]. -
Neuburg StA, Depot des Heimatvereins Neuburg
Akt 122). - Zum Vergleich herangezogen wurde eine
gleichzeitige Abschrift (NeuburgStA Grasseggersamm-
lung 13 529f. 1-6) und vor allem die Neuausgabe dieser
Instruktion vom Jahre 1566 (Vorlage: Original, Papier,
Folio, 20 Blätter, davon das erste [Titel] abgetrennt
und lose, das letzte fehlend [1v und 19v leer]). - Neu-
burgStA PfNA 6269. - Druck (in moderner Schrei-
bung): HVNeuburg 90 (1925) 61-71. — Siehe oben
S. 32!
a 1566 +: mit namen d[octor] Ulrich Sitzinger1,
d[octor] Melchior Heintzl2, d[octor] Tielemannus
Heshusius3, d[octor] Johannes Faberius4 und
m[agister] Johannes Knawer5.
1 Siehe oben S. 31 Anm. 5!
2 Nichts weiter bekannt.
3 Einer der schärfsten Streittheologen jener Zeit. Geb.
Niederwesel 1527. - Nach Magistertätigkeit in Wit-
tenberg 1553 Goslar Pfarrer, nach Streit wegen
kirchlicher Übergriffe des Bürgermeisters 1556
Rostock Pfarrer und Universitätsprofessor, nach
Kampf wegen seiner Kirchenzucht 1557 Heidelberg
Pfarrer, Universitätsprofessor und Generalsuper-
intendent, durch seinen scharfen Kampf gegen den
Calvinismus durch Pfalzgraf Friedrich 1559 entlas-
sen, Pfarrer in Magdeburg, 1562 nach heißen Kämp-
fen um sein Verständnis des Luthertums gewaltsam
vertrieben, dienstlos an verschiedenen Orten, 1565
Und dieweil gemelter titel etwas kurz und one
zweifel vil mer nötiger puncten bedacht werden mo-
gen, so sollen sie hiemit gewalt und bevelch haben,
selbs dasjenig zu bedenken, so weiter fürzunemen
ist, auch inen davon ein ordenliche verzeichnus zu
machen, die bei den actis bleibt und in die relation
komme.
Darzu inen dann unsers erachtens etwas fürtreg-
lich sein mag, alles dasjenig, so vom Luther seeligen7
und andern gelerten mennern8 von der visitation
geschrieben und in truck ausgangen, welche bücher
si in der visitation bei sich haben, dieselbigen besich-
Neuburg Hofprediger, 1569 Jena Universitätspro-
fessor als Mitarbeiter des Matthias Flacius, 1573
nach dessen Sturz entlassen, bald darauf Königsberg
i.Pr. Bischof von Samland, 1577 über einem Lehr-
streit entlassen, 1578 Helmstedt Universitätspro-
fessor — † 1588 (RE 8, 8-14.-RGG33, 298. - ADB
12, 314). - Schottenloher 8338-8356. - Gerh.
Frotscher, Tileman Heßhusen, Plauen 1938.
4 Siehe oben S. 26!
5 Geb. um 1528. - 1552 in Seiboldsdorf Pfarrer, 1555 in
Zell bei Neuburg a. d. D., 1561 Neuburg a.d.D. Dia-
konus, 1566 Pfarrer bei Unser Frauen und Super-
intendent, 1566 Dinkelsbühl Pfarrer — † 1577. — Er
wurde während des Reichstages von Augsburg 1566
von Pfalzgraf Wolfgang als sein Prediger nach Augs-
burg berufen (Weigel, Sup. Sulzbach 54). - Sein
Hauptverdienst wurde die Gestaltung des Dinkels-
bühler Kirchenwesens nach der dortigen Gegen-
reformation (Wolfg. Ammon, Leichpredigt über
dem Begräbnis des ... J. Knaurn 1578. - Sehling
12, 123ff.).
6 f. 67-70.
7 Vor allem Unterricht der Visitatoren an die pfarr-
herrn im kurfürstentum zu Sachsen (1528). Eine
neue Bearbeitung durch Luther 1538, die dann in
verschiedenen Auflagen, zuletzt Jena 1570, erschien
(Sehling 1, 39f. 149-174).
8 Es mag etwa gedacht sein an Generalarticul..., wie
es in den kirchen ... auf herzogen Augusten, churfür-
sten zu Sachsen, im 1556. Jahr verordnete visitation
gehalten werden soll, (Richter 2, 178—194) oder an
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[A.] Instruction und bevelch,
was unsere, von Gottes gnaden Wolffgangs, pfalzgravens bei Rhein, herzogs in
Bayrn und grafens zu Veldentz, verordnete rete, visitatorn und bevelhabera sambt
und sonder auf der zuekonftig visitation unsers fürstentumbs Neuburg allenthal-
ben fürnemen, beratschlagen und verrichten sollen.
[1.] Erstlich: Dieweil dis werk alle kirchen unsers
furstentumbs belangt, desgleichen auch die schuelen
und, was denselben anhangt, so sollen sie alle amb-
ter, desgleichen die stet, märkt, flecken und dorfer,
darinnen es pfarren und pfarrkirchen hat, persenlich
durchziechen und haimsuechen.
[2.] Sovil dann weiter und zum andern den gemai-
nen proceß, so in der visitation zu halten, betrifft,
da sollen sie sich unserer kirchenordnung durchaus
und insonderhait dem titel Von der visitation6 ge-
meß erzaigen.
Druckvorlage: Original (Papier in Pergamentum-
schlag, Folio, 18 Blätter [erstes und letztes leer]. -
Neuburg StA, Depot des Heimatvereins Neuburg
Akt 122). - Zum Vergleich herangezogen wurde eine
gleichzeitige Abschrift (NeuburgStA Grasseggersamm-
lung 13 529f. 1-6) und vor allem die Neuausgabe dieser
Instruktion vom Jahre 1566 (Vorlage: Original, Papier,
Folio, 20 Blätter, davon das erste [Titel] abgetrennt
und lose, das letzte fehlend [1v und 19v leer]). - Neu-
burgStA PfNA 6269. - Druck (in moderner Schrei-
bung): HVNeuburg 90 (1925) 61-71. — Siehe oben
S. 32!
a 1566 +: mit namen d[octor] Ulrich Sitzinger1,
d[octor] Melchior Heintzl2, d[octor] Tielemannus
Heshusius3, d[octor] Johannes Faberius4 und
m[agister] Johannes Knawer5.
1 Siehe oben S. 31 Anm. 5!
2 Nichts weiter bekannt.
3 Einer der schärfsten Streittheologen jener Zeit. Geb.
Niederwesel 1527. - Nach Magistertätigkeit in Wit-
tenberg 1553 Goslar Pfarrer, nach Streit wegen
kirchlicher Übergriffe des Bürgermeisters 1556
Rostock Pfarrer und Universitätsprofessor, nach
Kampf wegen seiner Kirchenzucht 1557 Heidelberg
Pfarrer, Universitätsprofessor und Generalsuper-
intendent, durch seinen scharfen Kampf gegen den
Calvinismus durch Pfalzgraf Friedrich 1559 entlas-
sen, Pfarrer in Magdeburg, 1562 nach heißen Kämp-
fen um sein Verständnis des Luthertums gewaltsam
vertrieben, dienstlos an verschiedenen Orten, 1565
Und dieweil gemelter titel etwas kurz und one
zweifel vil mer nötiger puncten bedacht werden mo-
gen, so sollen sie hiemit gewalt und bevelch haben,
selbs dasjenig zu bedenken, so weiter fürzunemen
ist, auch inen davon ein ordenliche verzeichnus zu
machen, die bei den actis bleibt und in die relation
komme.
Darzu inen dann unsers erachtens etwas fürtreg-
lich sein mag, alles dasjenig, so vom Luther seeligen7
und andern gelerten mennern8 von der visitation
geschrieben und in truck ausgangen, welche bücher
si in der visitation bei sich haben, dieselbigen besich-
Neuburg Hofprediger, 1569 Jena Universitätspro-
fessor als Mitarbeiter des Matthias Flacius, 1573
nach dessen Sturz entlassen, bald darauf Königsberg
i.Pr. Bischof von Samland, 1577 über einem Lehr-
streit entlassen, 1578 Helmstedt Universitätspro-
fessor — † 1588 (RE 8, 8-14.-RGG33, 298. - ADB
12, 314). - Schottenloher 8338-8356. - Gerh.
Frotscher, Tileman Heßhusen, Plauen 1938.
4 Siehe oben S. 26!
5 Geb. um 1528. - 1552 in Seiboldsdorf Pfarrer, 1555 in
Zell bei Neuburg a. d. D., 1561 Neuburg a.d.D. Dia-
konus, 1566 Pfarrer bei Unser Frauen und Super-
intendent, 1566 Dinkelsbühl Pfarrer — † 1577. — Er
wurde während des Reichstages von Augsburg 1566
von Pfalzgraf Wolfgang als sein Prediger nach Augs-
burg berufen (Weigel, Sup. Sulzbach 54). - Sein
Hauptverdienst wurde die Gestaltung des Dinkels-
bühler Kirchenwesens nach der dortigen Gegen-
reformation (Wolfg. Ammon, Leichpredigt über
dem Begräbnis des ... J. Knaurn 1578. - Sehling
12, 123ff.).
6 f. 67-70.
7 Vor allem Unterricht der Visitatoren an die pfarr-
herrn im kurfürstentum zu Sachsen (1528). Eine
neue Bearbeitung durch Luther 1538, die dann in
verschiedenen Auflagen, zuletzt Jena 1570, erschien
(Sehling 1, 39f. 149-174).
8 Es mag etwa gedacht sein an Generalarticul..., wie
es in den kirchen ... auf herzogen Augusten, churfür-
sten zu Sachsen, im 1556. Jahr verordnete visitation
gehalten werden soll, (Richter 2, 178—194) oder an
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