I 19. Visitationsordnung vom 9. April 1576.
Instruction, bevelch, und ordnung, was unser von Gottes genaden Philipps Lud-
wigen, pfalzgraven bei Rhein, herzog in Bayrn, gravens zu Veldentz und Spon-
haim, verordneter superintendens und pfarrer zu Laugingen magister Abraham
Manne1 bei den kirchen und schuelen dis unsers neuburgischen fürstentumbs in
seinem gezirk jerlichen handlen und verrichten solle.
Damit die lehre göttliches worts nach dem wahr-
haftigen verstand der heiligen prophetischen und
apostolischen schrift und augspurgischer con-
fession2, auch die ritus ecclesiae desto gleicher un-
serer publizirten kirchenordnung3 gemeß, mit fremb-
den verfurischen irtumben unverfelscht gefuert und
getriben, darzue alle diener bei der kirchen, schue-
len und politischen embtern in einem christlichen,
erbarn wesen, leben und execution irem beruf und
bevolhenen ambten nach erhalten und der unerber-
kait und lastern gewöret und gesteuert werde,
so haben wir aus sonderm christlichen, gottseligen
eifer und zu diser zeit aus darzue hochbewegenden
ursachen, ein specialvisitation der kirchen und
schuelen diz unsers furstentumbs und landen zu er-
haltung rechter lehr und christlicher zucht furzu-
nemen und zu halten, genediglich bevolhen.
Bevelhen demnach euch hiemit genediglich und
wöllen, das ir
[1.] erstlichen ein jede pfarr und schuel, in eurem
gezirk signirt, alle jar zwischen Ostern und Pfingsten
nach ausweisung der verzaichneten puncten, so
beruerter unser kirchenordnung4 und generalvisi-
tationsarticuln5 einverleubt und nachvolgends zu
sehen ist, personlich visitieret und haimbsuchet,
auch solche visitation uf Quasimodogeniti dermaßen
anfahet, also das die vor Pfingsten gewißlich ver-
richtet seie.
Druckvorlage: Original (Papier, Folio, 16 Blätter
[die letzten drei leer]. — Neuburg StA Grassegger-
sammlung 15329 f. 9—24). — Siehe oben S. 33!
1 Geb. Schnait (LKr. Schorndorf). - 23. 5.1558 Tübin-
gen immatrikuliert, 12. 2. 1561 M. — 1561 Bietigheim
Diakonus, 1562 Großsachsenheim Pfarrer, 1572 Bie-
tigheim Pfarrer, 1574 Lauingen Pfarrer und Superin-
tendent - † 1602. (Joh. Hermelink, Die Matrikel
der Universität Tübingen (Stuttgart [1906] 395.) —
Und damit solche specialvisitation und haimb-
suchung desto furderlicher und schleuniger voln-
streckt werden möcht, als lassen wir euch beneben
dise patent und instruction, under unserem zu ende
gedrucktem secrete verfertigt, zuestellen, euch der-
selben, so euch etwa mangl oder verhinderung in
der euch bevolhenen superintendenz begegnen wolt,
notturftiglich zu gebrauchen und unsere ambtleute,
landsessen und undertonen umb befurderung zu er-
suchen [zu] haben.
[2.] Zum andern: Darmit auch hierunder guete
richtigkait gehalten, sollet ir die euch bevolhene visi-
tation dem oberambtman zeitlich zuvor zu wissen
machen, damit derselbig solichs den underambt-
leuten verkünden und sich sambt den darzuegehöri-
gen personen anhaimbs halten möge.
[3.] Nachmals und zum dritten sollet ir jeden
pfarrer, kirchen- und schueldienere selbigen orts zu
euch erfordern und bei jedem, abwesend des andern,
laut bemelter unser kirchen-6 und nachvolgender
ordnung vleißig inquiriern, wie es mit der kirchen,
schuel, magistrat, auch ganzer gemaind, alten und
jungen, beschaffen sei, und ine erstlichen ansprechen,
euch vor allen dingen rechenschaft seiner lehr zu
geben,
nemblichen:
1. ob er unsers heiligen christlichen glaubens für-
nembste articl vermög prophetischer und apo-
Über sein ihm am 22. 12. 1586 verliehenes Wappen:
HVNeuburg 93 (1928) 37.
2 Bekenntnisschriften 31-137.
3 Die Kirchenordnung Wolfgangs in der Ausgabe von
1570. 4 f. 67v-70.
5 Nicht der im Druck so genannten Generalvisitations-
artikel (unsere Nr. I 20), sondern die Generalinstruk-
tion der Visitation von 1566 (unsere Nr. I 15 Appa-
rat). 6 f. 68 f.
163
11*
Instruction, bevelch, und ordnung, was unser von Gottes genaden Philipps Lud-
wigen, pfalzgraven bei Rhein, herzog in Bayrn, gravens zu Veldentz und Spon-
haim, verordneter superintendens und pfarrer zu Laugingen magister Abraham
Manne1 bei den kirchen und schuelen dis unsers neuburgischen fürstentumbs in
seinem gezirk jerlichen handlen und verrichten solle.
Damit die lehre göttliches worts nach dem wahr-
haftigen verstand der heiligen prophetischen und
apostolischen schrift und augspurgischer con-
fession2, auch die ritus ecclesiae desto gleicher un-
serer publizirten kirchenordnung3 gemeß, mit fremb-
den verfurischen irtumben unverfelscht gefuert und
getriben, darzue alle diener bei der kirchen, schue-
len und politischen embtern in einem christlichen,
erbarn wesen, leben und execution irem beruf und
bevolhenen ambten nach erhalten und der unerber-
kait und lastern gewöret und gesteuert werde,
so haben wir aus sonderm christlichen, gottseligen
eifer und zu diser zeit aus darzue hochbewegenden
ursachen, ein specialvisitation der kirchen und
schuelen diz unsers furstentumbs und landen zu er-
haltung rechter lehr und christlicher zucht furzu-
nemen und zu halten, genediglich bevolhen.
Bevelhen demnach euch hiemit genediglich und
wöllen, das ir
[1.] erstlichen ein jede pfarr und schuel, in eurem
gezirk signirt, alle jar zwischen Ostern und Pfingsten
nach ausweisung der verzaichneten puncten, so
beruerter unser kirchenordnung4 und generalvisi-
tationsarticuln5 einverleubt und nachvolgends zu
sehen ist, personlich visitieret und haimbsuchet,
auch solche visitation uf Quasimodogeniti dermaßen
anfahet, also das die vor Pfingsten gewißlich ver-
richtet seie.
Druckvorlage: Original (Papier, Folio, 16 Blätter
[die letzten drei leer]. — Neuburg StA Grassegger-
sammlung 15329 f. 9—24). — Siehe oben S. 33!
1 Geb. Schnait (LKr. Schorndorf). - 23. 5.1558 Tübin-
gen immatrikuliert, 12. 2. 1561 M. — 1561 Bietigheim
Diakonus, 1562 Großsachsenheim Pfarrer, 1572 Bie-
tigheim Pfarrer, 1574 Lauingen Pfarrer und Superin-
tendent - † 1602. (Joh. Hermelink, Die Matrikel
der Universität Tübingen (Stuttgart [1906] 395.) —
Und damit solche specialvisitation und haimb-
suchung desto furderlicher und schleuniger voln-
streckt werden möcht, als lassen wir euch beneben
dise patent und instruction, under unserem zu ende
gedrucktem secrete verfertigt, zuestellen, euch der-
selben, so euch etwa mangl oder verhinderung in
der euch bevolhenen superintendenz begegnen wolt,
notturftiglich zu gebrauchen und unsere ambtleute,
landsessen und undertonen umb befurderung zu er-
suchen [zu] haben.
[2.] Zum andern: Darmit auch hierunder guete
richtigkait gehalten, sollet ir die euch bevolhene visi-
tation dem oberambtman zeitlich zuvor zu wissen
machen, damit derselbig solichs den underambt-
leuten verkünden und sich sambt den darzuegehöri-
gen personen anhaimbs halten möge.
[3.] Nachmals und zum dritten sollet ir jeden
pfarrer, kirchen- und schueldienere selbigen orts zu
euch erfordern und bei jedem, abwesend des andern,
laut bemelter unser kirchen-6 und nachvolgender
ordnung vleißig inquiriern, wie es mit der kirchen,
schuel, magistrat, auch ganzer gemaind, alten und
jungen, beschaffen sei, und ine erstlichen ansprechen,
euch vor allen dingen rechenschaft seiner lehr zu
geben,
nemblichen:
1. ob er unsers heiligen christlichen glaubens für-
nembste articl vermög prophetischer und apo-
Über sein ihm am 22. 12. 1586 verliehenes Wappen:
HVNeuburg 93 (1928) 37.
2 Bekenntnisschriften 31-137.
3 Die Kirchenordnung Wolfgangs in der Ausgabe von
1570. 4 f. 67v-70.
5 Nicht der im Druck so genannten Generalvisitations-
artikel (unsere Nr. I 20), sondern die Generalinstruk-
tion der Visitation von 1566 (unsere Nr. I 15 Appa-
rat). 6 f. 68 f.
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