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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (13. Band = Bayern, 3. Teil): Altbayern: Herzogtum Pfalz-Neuburg, Kurfürstentum Pfalz (Landesteil Oberpfalz), Reichsstadt Regensburg, Grafschaft Ortenburg, Herrschaft Rothenberg, Herrrschaft Wolfstein — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.30630#0279
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weil er verheiratet war32. Ähnlich mußte Neunburg seinen verheirateten Kaplan Hauer entlassen und
Cham seinen Prediger Öder33.
Freilich konnte Amberg wieder evangelische Geistliche, bei denen diese Anstände nicht vorlagen,
bekommen — gleich drei. Sie begannen jetzt auch deutsch zu taufen. Darüber, und weil die Evangelischen
die größere Martinskirche begehrten, kam es zu neuen Angriffen auf die evangelische Gemeinde. Der
Rat wollte zurückweichen. Darum gab einer der evangelischen Geistlichen seine Stelle auf. Hügel, der
inzwischen Diakonus in Wittenberg geworden war, sandte eine gedruckte ,, Vermahnung an alle Gottes-
fürchtigen zu Amberg“. Der Rat unterband aber ihre Verbreitung. Als 1543 wegen des Verbotes der
deutschen Taufen noch ein Geistlicher gehen wollte, griff Luther ein. Er mahnte zu größerer Festig-
keit, riet aber auch dem Kaplan Rüdel, er möge trotz des Taufverbots aushalten, da die Predigt doch
noch wichtiger sei34.
Nabburg holte sich 1540 den einst aus Weiden vertriebenen Joh. Freysleben als evangelischen
Prediger. Als die Gemeinde aber 1542 Messe, Vespern und Zeremonien abschaffte, war sie doch weiter-
gegangen, als es die Nachgiebigkeit des Kurfürsten einstweilen zuließ. 1543 mußte alles wiederein-
geführt werden und Freysleben abziehen35. In Dietkirchen erbat sich die Gemeinde 1543 die Hilfe des
Pfalzgrafen, als der Abt von Kastl als Patron ihrem Pfarrer die evangelischen Predigten untersagen
wollte36.
In Amberg wurde doch bald wieder deutsch getauft, wenn auch nur heimlich in den Wohnungen.
Es wurde vom Statthalter verboten. Auch brachte man Kinder aus Amberg in pfalz-neuburgische Pfar-
reien, damit sie dort deutsch getauft würden. Deshalb forderte die Regierung von der Stadt einen Bericht
über das ganze evangelische Religionswesen in Amberg.
Leider ist das genaue Datum nicht feststellbar. Da aber von Friedrich als Statthalter die Rede ist,
diese Statthalterschaft aber nur bis zum Tode des Kurfürsten im März 1544 währte, muß der Bericht aus
dem Ende des Jahres 1543 oder von Anfang 1544 stammen, nicht erst, wie bisher angenommen wurde37,
aus dem Jahre 1545. Er gibt ein sehr anschauliches Bild38.
Seine Gottesdienstordnung ist wegen ihres eigenartigen Versuches, die Rüsthandlung für den Geist-
lichen zu Beginn des Gottesdienstes durch eine Rüsthandlung für die Gemeinde - und zwar in einer für
Bayern einzigartigen Gestalt - zu ersetzen, besonders beachtlich.
1544 aber zog Friedrich als Kurfürst nach Heidelberg. Statthalter in der Oberpfalz wurde sein
Bruder Wolfgang39, der getreu der Kirchenpolitik des Kurfürsten folgte. Trotzdem schritt die Bewegung
weiter. In Amberg suchten die Bürger schon im Oktober 1544 ihren Prediger Hügel wieder zu bekommen.
Es gelang zwar nicht, wohl aber kam Joh. Faber40, der schon 1539—1543 Rektor der Martinsschule ge-
wesen war. 1544 wurde in Amberg auch auf ein schon im Vorjahr gestelltes und jetzt erneuertes An-
suchen der Bürger hin ein Katechismusgottesdienst für die Jugend eingerichtet41. Im August 1545 nahm
32 Götz, Bewegung 94-100. - Weigel, Hügel; Kampf der Stadt Amberg.
33 Götz, Bewegung 76.
34 Götz, Bewegung 97-110. — Lippert, Reformation 2—39. — Weigel, Hügel 1-16. — Ramge 9-24. - WA Br. 10,
232f.
35 Götz, Bewegung 78—85.
36 HVOpf 89, 146.
37 Götz, Bewegung 106.
38 Unsere Nr. II 1.
39 Max. Weigel, Pfalzgraf Wolfgang d. Ä. (1494-1559), in: Zeitschrift für Geschichte des Oberrheins. NF 55 (1941)
358-391.
40 Siehe oben S. 26 Anm. 9.
41 Weigel, Leben 112.
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