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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (13. Band = Bayern, 3. Teil): Altbayern: Herzogtum Pfalz-Neuburg, Kurfürstentum Pfalz (Landesteil Oberpfalz), Reichsstadt Regensburg, Grafschaft Ortenburg, Herrschaft Rothenberg, Herrrschaft Wolfstein — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.30630#0329
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II 7 Visitationsordnung von 1579

das protocol unterschiedlich bringen und ufschrei-
ben.
Und anfenglich sollen die amptleute, die des rats,
kirchenpröbst, auch etlich us der gemeind oder volk
von irer lehr und confession volgends gefragt wer-
den:
Zum ersten, wie lang ir pfarherr oder prediger bei
inen gewest und wie er zu ihnen gekommen sei.
Zum andern, wie oft er uf den sontag und sonst
in der wochen predige und ob er verstendlich sei,
also das ein gemein ob seiner lehr ein vergnügen
habe und dafür halten, das er ihnen Gottes wort und
die hauptstuck christlicher lehr lauter und rein
predige, besonder, ob er nit calvinischer lehr anhen-
gig-
Zum dritten, ob er inen auch die h[eiligen] sacra-
menta vermög göttlichs worts und unser usgangenen
kirchenordnung reiche, wie oft im jar er das nacht-
mal begehe und ob er die vorbereitung und privat-
absolution und anders vermög der kirchenordnung
den sambstag zuvor halte.
Zum vierten, ob er auch am sontag nachmittag
den catechismum oder die kinderlehr mit den jun-
gen kündern und der herwachsenden jugend in der
kirchen vleißig übe.
Zum fünften, ob er auch die kranken heimsuche
und sich in dem gutwillig erweise und wie ers mit
den leichpredigten und begrebnussen der jungen
und alten, auch der ungetauften kindlein halte.
Zum sechsten, wie ußerhalb der kirchen sein
haushaltung geschaffen sei, ob er auch ehelich weib
und kinder habe und mit denen fridlich, züchtig
und ehrlich lebe, wie er und die seinen gegen menig-
lich sich erzeigen, ob sie auch jemand mit etwas
uberlasten tun, beschwerlich oder ergerlich sein, ein
ungebürliches leben und wandel füren.
Zum siebenden, ob er kein drunkenbold, der tag
und nacht im wirtshaus liege, item ein haderer,
spiler und von unzüchtigen worten, geberden oder
taten seie und mit solchem leichtfertigen wandel und
unordenlichem wesen andern leuten ergernus gebe.
Letzlichen und zum achten, ob er auch mit seinem
caplan fridlich und einig sei und sie sich wol mit-
einander vergehen, auch wie sie sich ußer und in der
kirchen in irer cleidung erweisen.

Demnach von der kirchen sein sie vor das erste zu
befragen respective ob die pfarr lehen, wer ir col-
lator sei oder wer posseß und schutz gebe.
Fürs ander, ob die kirch- und pfarhäuser sampt
zugehörigen wonungen im pau sein, ob und wie,
auch durch wen sie im gebeu erhalten werden.
Fürs dritt, was si vor einkommen und jerliche ge-
fell an gelt, zinsen und anderm haben, wie und wor-
zu dieselbigen verwendt und gebraucht werden.
Fürs viert, ob etwas an zinsen, wiesen, holz oder
anderm einkommen der pfarherrn, von wem, wie
und wan, auch was davon entzogen, ob auch und
von wem uber die kirchengefell jerliche rechnung
geschehe.
Fürs fünft, was und wievil si in irer kirchen
messen und caplaneien, altarien und bruderschaften
haben, wer diser zeit derselbigen possessores seien,
so die gefäll einnemen und gebrauchen.
Fürs sechst soll auch in acht genommen werden,
ob allenthalben altaria vorhanden und ein jede
kirch iren kelch habe.
Nichts wenigers und zum siebenden sol der spital
und almosenheuser wegen gefragt werden, was sie
vor einkommen haben und ob auch derwegen ge-
bürliche rechnung geschehe.
It[em] und zum achten, wie die armen leut mit
predigen und sacramentreichung versehen, auch
wie si leiblich unterhalten werden und wie auch sie
sich in irem leben und wandel entgegen verhalten.
Letzlichen, wie pfleger und spitalmeister geschaf-
fen, ob auch dasjenig, so den armen verordnet, inen
treulich gehandreichet und usgeteilt werde.
Dergleichen, wie obstet, sollen sie auch von der
schulmeister wegen und irer lehr, lebens, vleiß, con-
dition, competentien, auch der schul und anders
halben befragen.
Der gemeind halben soll man sich gleichfalls bei
ihnen erkundigen und erlernen:
Zum ersten, ob auch die an sonn- und andern
predigtägen vleißig in die kirchen gehen, Gottes
wort zu hören, und zu irer zeit die h[eiligen] sacra-
menta empfahen.
Zum andern, ob auch die eltern und herrschaften
ire kinder und ehehalten, am sontag den catechis-
mum anzuhören und zu lernen, anhalten.

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