Die wirtschaftliche Blüte der Stadt im Mittelalter beruhte auf dem Fernhandel. Der aber war aus
verschiedenen Gründen schon im 15. Jahrhundert stark zusammengeschrumpft. Regensburg geriet so in
beträchtliche Schwierigkeiten. Jetzt war die führende Bürgerschaft dabei, das Wirtschaftsleben der Stadt
durch Beteiligung an den oberpfälzischen Hammerwerken wieder aufzubauen4.
Das Stadtregiment hatte zunächst der Innere Rat, der aus 16 Mitgliedern bestand. Aus ihm wurden
die 4 Kammerer ( = Bürgermeister), die nacheinander je ein Vierteljahr amtierten, gewählt. Die tat-
sächliche Regierung führten aber mit dem jeweiligen Kammerer die aus dem Inneren Rat gewählten 6
Geheimen Räte. In besonderen Fällen mußte der Äußere Rat gehört werden. Ihm gehörten 32 Männer an,
darunter 12 aus dem Handwerkerstand. In wieder anderen Fällen mußte auch der Ausschuß der Ge-
meinde - wegen seiner 40 Köpfe (je 5 aus 8 Wachten, in die die Stadt eingeteilt war5) ,,die Vierziger“
genannt - befragt werden. Der Rat und seine Amtsstellen, vor allem die vier Kammerer wurden mit
einem umständlichen Wahlverfahren jährlich am Jahresende ausgewählt6.
Kirchlich unterstand die Stadt natürlich dem Bischof von Regensburg. Ihr Einfluß auf das kirch-
liche Leben war bei dem Reichtum an geistlichen Körperschaften sehr gering, auch bei den im Laufe der
Zeit neu dazugekommenen Klöstern - bei den Augustinerchorherren von St. Johann, den Chorfrauen
von St. Paul, den nach der Benediktinerregel lebenden Schottenmönchen, den Franziskanern, Domini-
kanern und Augustinereremiten, Klarissen und Dominikanerinnen. Immerhin scheint die Stadt ge-
wisse, nicht ganz klare Rechte beim Augustinerkloster7 und beim Dominikanerkloster8 gehabt zu haben.
Beide konnten daher besondere Bedeutung für das evangelische Regensburg bekommen.
Nur die von Bürgern gestifteten Altersheime - das Reiche Spital für Frauen mit der Oswaldkirche
und das Brüderhaus mit seiner Ignatiuskapelle9 - wurden von der Stadt verwaltet10.
Die Seelsorge war im östlichen (unteren) Teil der Stadt der Dompfarrei, im westlichen (oberen),
der dem Kloster St. Emmeram inkorporierten Pfarrei St. Rupert anvertraut. Daneben gab es noch eine
Reihe kleinerer Personalpfarreien. Einfluß auf die Besetzung nennenswerter geistlicher Ämter hatte die
Bürgerschaft nirgends. Es gab auch keine etwa von ihr gestiftete Predigerstelle..
Bei dem Reichtum an geistlichen Anstalten war das kirchliche Leben stets lebendig. Freilich weckten
die zahllosen Auseinandersetzungen zwischen dem Reich und dem Bischof sowie zwischen der Stadt
selbst und ihrem geistlichen Leiter wie auch die regen Kämpfe zwischen dem Herzog von Baiern und
dem Bischof, über denen die Stadt wiederholt dem Interdikt verfiel, durchaus auch eine kritische Haltung
gegenüber der so stark mit äußerer Herrschaft und Macht verbundenen Kirche. Die Waldenser und
Hussiten fanden hier Boden. Nicht selten rauchte ein Ketzerbrand.
Eine besonders lebendige Bewegung, die gleichzeitig aber auch wieder kritische Regungen aufbrechen
ließ, entstand unmittelbar vor dem dann so entscheidend werdenden Ruf Luthers - die Wallfahrt zur
Schönen Maria.
1519 wurden auf das Betreiben des Dompredigers Balthasar Hubmaier11 die Juden vertrieben.
Ihre Synagoge wurde abgebrochen. An ihrer Stelle wurde eine hölzerne Kapelle der ,,Schönen Maria“
4 Roland Schönfeld, Studien zur Wirtschaftsgeschichte der Reichsstadt Regensburg, in: HVOpf. 100 (1959) 16-21
5 Heinrich Huber, Das Bürgerrecht der Reichsstadt Regensburg, in: HVOpf 79 (1919) 103.
6 Fürnrohr 158ff. 178f.
7 von Walderdorff 277ff. - KDB Regensburg 3, 56ff.
8 KDB Regensburg 2, 59-99.
9 KDB Regensburg 3, 144.
10 von Walderdorff 442f. 447ff.
11* Friedberg bei Augsburg um 1480. - 1503 Freiburg i. Br. Student (Schüler und Freund Joh. Ecks), 1511 Ingol-
stadt Professor der Theologie und Frauenmünster Pfarrer, 1516 Regensburg Domprediger, 1521 Waldshut Pf., 1522
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verschiedenen Gründen schon im 15. Jahrhundert stark zusammengeschrumpft. Regensburg geriet so in
beträchtliche Schwierigkeiten. Jetzt war die führende Bürgerschaft dabei, das Wirtschaftsleben der Stadt
durch Beteiligung an den oberpfälzischen Hammerwerken wieder aufzubauen4.
Das Stadtregiment hatte zunächst der Innere Rat, der aus 16 Mitgliedern bestand. Aus ihm wurden
die 4 Kammerer ( = Bürgermeister), die nacheinander je ein Vierteljahr amtierten, gewählt. Die tat-
sächliche Regierung führten aber mit dem jeweiligen Kammerer die aus dem Inneren Rat gewählten 6
Geheimen Räte. In besonderen Fällen mußte der Äußere Rat gehört werden. Ihm gehörten 32 Männer an,
darunter 12 aus dem Handwerkerstand. In wieder anderen Fällen mußte auch der Ausschuß der Ge-
meinde - wegen seiner 40 Köpfe (je 5 aus 8 Wachten, in die die Stadt eingeteilt war5) ,,die Vierziger“
genannt - befragt werden. Der Rat und seine Amtsstellen, vor allem die vier Kammerer wurden mit
einem umständlichen Wahlverfahren jährlich am Jahresende ausgewählt6.
Kirchlich unterstand die Stadt natürlich dem Bischof von Regensburg. Ihr Einfluß auf das kirch-
liche Leben war bei dem Reichtum an geistlichen Körperschaften sehr gering, auch bei den im Laufe der
Zeit neu dazugekommenen Klöstern - bei den Augustinerchorherren von St. Johann, den Chorfrauen
von St. Paul, den nach der Benediktinerregel lebenden Schottenmönchen, den Franziskanern, Domini-
kanern und Augustinereremiten, Klarissen und Dominikanerinnen. Immerhin scheint die Stadt ge-
wisse, nicht ganz klare Rechte beim Augustinerkloster7 und beim Dominikanerkloster8 gehabt zu haben.
Beide konnten daher besondere Bedeutung für das evangelische Regensburg bekommen.
Nur die von Bürgern gestifteten Altersheime - das Reiche Spital für Frauen mit der Oswaldkirche
und das Brüderhaus mit seiner Ignatiuskapelle9 - wurden von der Stadt verwaltet10.
Die Seelsorge war im östlichen (unteren) Teil der Stadt der Dompfarrei, im westlichen (oberen),
der dem Kloster St. Emmeram inkorporierten Pfarrei St. Rupert anvertraut. Daneben gab es noch eine
Reihe kleinerer Personalpfarreien. Einfluß auf die Besetzung nennenswerter geistlicher Ämter hatte die
Bürgerschaft nirgends. Es gab auch keine etwa von ihr gestiftete Predigerstelle..
Bei dem Reichtum an geistlichen Anstalten war das kirchliche Leben stets lebendig. Freilich weckten
die zahllosen Auseinandersetzungen zwischen dem Reich und dem Bischof sowie zwischen der Stadt
selbst und ihrem geistlichen Leiter wie auch die regen Kämpfe zwischen dem Herzog von Baiern und
dem Bischof, über denen die Stadt wiederholt dem Interdikt verfiel, durchaus auch eine kritische Haltung
gegenüber der so stark mit äußerer Herrschaft und Macht verbundenen Kirche. Die Waldenser und
Hussiten fanden hier Boden. Nicht selten rauchte ein Ketzerbrand.
Eine besonders lebendige Bewegung, die gleichzeitig aber auch wieder kritische Regungen aufbrechen
ließ, entstand unmittelbar vor dem dann so entscheidend werdenden Ruf Luthers - die Wallfahrt zur
Schönen Maria.
1519 wurden auf das Betreiben des Dompredigers Balthasar Hubmaier11 die Juden vertrieben.
Ihre Synagoge wurde abgebrochen. An ihrer Stelle wurde eine hölzerne Kapelle der ,,Schönen Maria“
4 Roland Schönfeld, Studien zur Wirtschaftsgeschichte der Reichsstadt Regensburg, in: HVOpf. 100 (1959) 16-21
5 Heinrich Huber, Das Bürgerrecht der Reichsstadt Regensburg, in: HVOpf 79 (1919) 103.
6 Fürnrohr 158ff. 178f.
7 von Walderdorff 277ff. - KDB Regensburg 3, 56ff.
8 KDB Regensburg 2, 59-99.
9 KDB Regensburg 3, 144.
10 von Walderdorff 442f. 447ff.
11* Friedberg bei Augsburg um 1480. - 1503 Freiburg i. Br. Student (Schüler und Freund Joh. Ecks), 1511 Ingol-
stadt Professor der Theologie und Frauenmünster Pfarrer, 1516 Regensburg Domprediger, 1521 Waldshut Pf., 1522
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