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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (13. Band = Bayern, 3. Teil): Altbayern: Herzogtum Pfalz-Neuburg, Kurfürstentum Pfalz (Landesteil Oberpfalz), Reichsstadt Regensburg, Grafschaft Ortenburg, Herrschaft Rothenberg, Herrrschaft Wolfstein — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.30630#0415
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III 3. Vermahmmgen vor der Beichte.

A. Vermahnung vor der beicht [1542].
Ir auserwelten in Gott! Welche under euch itzo
darumb verhanden sein, auf das sie von uns dienern
der kirchen anstat Christi von iren sünden absolvirt
und entbunden werden aus dem gewalt, den Chri-
stus seiner kirchen oder gemain alhie auf erden ge-
lassen und geben hat, do er spricht (Johann 20
[22 f.]): ,,Nembt hin den Heiligen Geist! Welchen ir
die sünde vergebt, denen sind sie vergeben und, wel-
chen ir sie behaltet, denen sind sie behalten“, und
(Math. 18 [18]): „Was ir auf erden lösen werdet, das
soll auch im himel los sein und, was ir auf erden wer-
det binden, das soll auch im himel gebunden sein“,
und das sie morgen (wils Gott) das hochwirdig sacra-
ment des leibs und bluets Christi zu noch merer ver-
sicherung der vergebung irer sünden und sterkung
ires glauben gedenken zu empfahen, die sollen itzo
zuvor kürzlich anhören und vernemen, wie die mus-
sen geschict sein, so do wöllen durch der diener ab-
solution oder entbindung die vergebung irer sünden
warhaftiglich und fur Gott im himel erlangen und
das herrlich nachtmal des Herrn leibs und bluets
wirdiglich zu irer seelen hail und seligkeit empfahen.
Anfenglich aber, so sollen sie wissen, das der al-
mechtig, ewig Gott ja herzlich genaigt sei, uns un-
sere sünde, damit wir ihne oft und vilfeltig erzurnet
und die ewigen verdamnus verdient haben, zu ver-
geben vilmer, dann wir selb imer begeren mugen,
und will uns auch unsere sünde umbsunst vergeben
aus lauter gnaden und barmherzigkait und uns dar-
uber noch zu seinen lieben kindern annemen und
uns erblich schenken das ewige leben - alles mitein-
ander von wegen seines geliebten sons, unsers Herrn
Jesu Christi, welcher sich umb unserer sünden willen
in den tod gegeben und sein teures bluet zur ver-
gebung unserer sünden vergossen hat.

Druckvorlage: Gleichzeitige Reinschrift (Papier,
Quart, 18 Bl. - RStadtA Eccl. I 10, ad 142f. [602 bis
619]). - Siehe oben S. 373!

Doch so zaigt uns die heilige schrift etliche stuck
an, in welche wir uns zuvor richten und schicken
mussen, so wir anders durch die absolucion zur ver-
gebung unserer sünden komen und das hochwirdig
sacrament des leibs und bluets Christi zu unserer
selen hail und seligkait entpfahen wöllen; dan, so
wir uns nit also schicken, so machen wir uns un-
wirdig und unfehig gotlicher genad und barmherzig-
kait und der vergebung unserer sünden, und, ob wir
gleich alsdann die absolution entpfahen, doch nit
dardurch von unsern sünden entbunden werden,
auch das hochwirdig sacrament des leibs und bluets
unsers lieben Herrn mer zu unserer seelen verda-
mung dan zu derselben seligkait und ewigem leben
entpfahen.
Darumb so merket mit fleis auf solche stucke!
Die stuck aber sind dise:
Erstlich so müssen die, so do wöllen durch die ab-
solucion zur vergebung irer sünden komen und das
hochwirdig sacrament wirdig und zu irer selen
seligkait gebrauchen, sich für sünder erkennen und
bekennen (wie wir dann laider alle in der war-
heit große sünder sind und nimer on sünde leben, ob
wir es wol nit alzeit versteen oder merken) und inen
dieselben ire sünde lassen herzlich laid seind, nem-
lich: alles das, damit sie wider die heiligen zehen
gebot Gottes gehandlt haben; dann, wer sich nit
fur einen sünder erkent noch reu und laid über seine
sünde hat, der kan nit zur vergebung derselben sei-
ner sünden komen noch frome oder gerecht fur Gott
werden, ob er es wol nit vermaint oder achtet (Psal.
32 [1-5]).
Zum andern, so müssen sie auch ein herzliche be-
gird, sehnung und verlangen haben nach der gnaden
Gottes und nach vergebung irer sünden; dann den
hungerigen (das ist: die ire sünd erkennen und den
erschrocklichen zorn und straf Gottes wider die

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