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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (13. Band = Bayern, 3. Teil): Altbayern: Herzogtum Pfalz-Neuburg, Kurfürstentum Pfalz (Landesteil Oberpfalz), Reichsstadt Regensburg, Grafschaft Ortenburg, Herrschaft Rothenberg, Herrrschaft Wolfstein — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.30630#0434
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[III 7.] Eines erbarn rats der stat Regenspurg christenliche
vermonung und gebot wider etliche furneme ergerliche laster
in irer stat und oberkeit verkundigt und ausgangen. [1543]

Nachdem vil treffenlicher geschichten und exem-
pel - bede der hailigen göttlichn schrift und anderer
glaubwirdigen historien und chronikn - lauter in
sich halten und anzaigen, mit was grausamen und
erschrockenlichem zorn Gott der almechtig die ver-
achtung seiner väterlichen heimsuchung und zuvor-
ab die abgotterei und wider sein hailigs wort von
menschen erfunden und angerichten gotsdienst je
und alwegen gestraft hat, also das oftmalns große,
weite land und mächtige stette durch krieg, feur und
andere mehr derogleichen plagen zu grund ver-
heeret worden, auch ihre herschaften und inwonere
in zeitlichn und ewigen jammer und verderben kom-
men sind, und dan auch vor augen und am tag ist,
wie gnediglichen Gott, unser himlischer vater, uns
in disen letzten zeiten mit seinen göttlichem wort
und hailigen evangelion heimgesucht hat und noch
fur und fur tut also, das dasselbig wieder alle falsche
leren und irtumb so rain und lauter itzo gepredigt
wirdet, als es villeicht hivor von der apostel zeit here
je mag gescheen sein, demnach sich dan auch in der
warheit anderst nichzit mehr oder gewisser zu verse-
hen und zu besorgen ist dann, so wir solche gnedige
und väterliche heimsuchung Gottes auch verachtn
oder in wind schlahen und nit dankbarlichen anne-
men noch unser lebn darnach richten und bessern, das
uns gleich, wie andern vor uns gescheen, die straf
Gottis auch nit umbgeen, sonder etwoe plutzlich
uberfallen werde, wie man dann leider Gottis zorn
algerait gegen uns mit furtringendem sige des erb-
feinds unsers hailigen christlichen glaubens und
namens, des Turcken1, und in ander wege so augen-

Druckvorlage: Originaldruck (Papier, Einblatt-
druck, 56 Zeilen. — MHStA Reichsstadt Regensburg
418, 12). — Siehe oben S. 373!
1 Sultan Suleiman hatte, nachdem schon der Vortrab
seines Heeres das deutsche Heer zersprengt hatte,

scheinlich allenthalb verbittert und ergrimmet spu-
ret und sihet, das niemants laugnen kan, die hohe
note und letzte zeit sei vorhanden, sich zu Got und
seinem hailigen wort zu bekeren, das auch sunsten
kein ander mittl oder wege mehr gefunden werden
möge, solchen zorn Gottis zu stillen oder Gott zu
gnaden zu bewegen und dise vorsteende, erschrok-
kenliche straf abzuwenden, dieweil alle menschliche
vernunft, weisheit und macht nun ein lange zeit here
sogar nichzit dowider ausgericht hat und noch nit
tut oder tun kan.
Wiewol nun ein erbar rate diser stat Regenspurg
in betrachtung ires ampts mit göttlicher hilf und aus
schuldiger gehorsam Gottis so vil fursehung getan
hat, das sein hailiges wort mit solchem fleiß und
ernst alhie gepredigt, dazu auch die hailigen sacra-
ment so ordenlich und dermaßen nach dem befelch
und der einsatzung Christi offenlich geraicht und
geben werden, daß ein jeder die widerwertigen
falschen leren, abgötterei und eingerissene mis-
breuch leichtlich erkennen und urteiln, auch durch
genugsamen bericht der warheit sein leben bessern
und zu dem rechten einigen wege der seligkeit kom-
men mage, darumb wir dann auch Got dem Herrn
von herzen solln danken und bitten, daß er uns
gnediglichen dobei erhaltn wolle.
Dieweil aber gleichwol doneben vermerkt und be-
funden wirdet, das ungeacht des allen nichzit dester
minder etliche sein, die - bede zu irer selbst seelen
verdamnus und anderer leuten ergernus - auf irem
vorigen unbußfertigem lebn und offenlichen lastern
als furnemlich dem gotslestern, ehbruch, uneelicher,
am 2. September 1541 die Hauptkirche der Stadt
Ofen als Moschee verwendet (Egelhaaf 2, 398).
Luther schrieb damals seine Vermahnung zum Gebet
wider die Türken (WA 51, 577-625. - Dollinger,
Evangelium 157).

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