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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (13. Band = Bayern, 3. Teil): Altbayern: Herzogtum Pfalz-Neuburg, Kurfürstentum Pfalz (Landesteil Oberpfalz), Reichsstadt Regensburg, Grafschaft Ortenburg, Herrschaft Rothenberg, Herrrschaft Wolfstein — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.30630#0467
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III 17 Vergleichsartikel mit Nikolaus Gallus. 1560

selbig nit zu gestatten, sondern mit allem ernst zu
weren und zu strafen. Über das gleichwol auch die
kirchendienere niemand, den si wissen, in solchem
sündlichen ergerlichem leben ligen, der nit bueß
tuen noch sich bessern wil, die absolution und des
Herrn abendmal mittailen noch bei der tauf zu ge-
vattern steen lassen sollen.
So soll es auch mit der unbueßvertigen begrebnus
gehalten werden, wie hernach in sonderhait zu sehen
ist,
dardurch dann ein erbar rate nit wenig verhofft,
das durch disen weg, sonderlich noch zur zeit der
sachen zimblichermaßen soll und möge geholfen
werden.
Zum vierten: Da hinfuro weiter ein erbar rate
ainiche mängl, es were an dem herrn pfarrherr selb
oder andern kirchendienern, ires ambts halb ver-
merken wurde, die soll er jedesmals dem herrn
pfarrherr vertreulich zu erkennen geben und anzai-
gen und sich darauf christenlich mit ihme unterre-
den und vergleichen.
Hinwider auch, do der herr pfarrherr oder die
kirchendienere mangl an eines rats handlungen ver-
merkten, welche si ires ambts halb zu strafen schul-
dig weren, die sollen weder er, der herr pfarrherr,
noch auch die andern kirchendiener mit sonderbarer
benennung eines rats auf die offene canzl bringen,
allerlai unrats zu verhueten, sondern vertreulich in
schriften oder mundlich an einen rate gelangen las-
sen, doneben aber nichzit destoweniger, wie obsteet,
die gemaine lere und straf von allen embtern und

2 Sie standen damals im Alter zwischen 2 1/2 und 13
Jahren. Von diesen Kindern starb eine Tochter noch
vor Gallus, eine weitere nicht lange nach ihm. Eine
dritte — Maria, das jüngste Kind - verheiratete sich
mit dem Regensburger Prediger Samuel Gallus. Von
den drei Söhnen wurde David zuerst Lehrer in Re-
gensburg, dann Pfarrer in Painten (Pfalz-Neuburg)
(† kurz vor 1605?) (Max. Weigel, Pfälzische Pfarrer-
kartei [NLA Nachlaß Weigel 33]). Über Georg Sa-
muel ist nichts Genaues bekannt. Nikolaus studierte
Jurisprudenz, wurde Syndikus in Regensburg und
starb 1613 (Leonh. Theobald, Einiges über die
Lebensschicksale des Gallus, in: ZbKG 19 [1950]
76f.; 20 [1951] 100 - Schottenloher Karl, Zu Nik.
Gallus d.J.., in: Zentralblatt für Bibliothekswesen
38 [1921] 73-78).

auf alle personen, geistliche und weltliche ingemain,
nit underlassen.
Zum funften: Belangende ordnung und besserung
der ceremonien in der kirchen: So oft deshalb etwas
furfelt, auch bestellung der kirchenembter, das sol-
ches mit gemainem rate und zutuen eines erbarn
rats und des herrn pfarrherrs, wie sich geburt, zu-
gleich geschee.
Den letzten artikl wil ein erbar rate auch bewilli-
gen, als nemlich: So er nach schickung des Almech-
tigen darzue komen solte, das er den pfarrherr aus
erheblichen ursachen verendern wolte oder aber er,
der pfarrherr, durch verfolgung seines ambts ent-
setzt oder aber demselben mit guetem gewissen
gegen Gott nit mehr furstehen könte, das alsdann
ein rate ihme zu seinem abzug ein jarsbesoldung
raichen und geben soll und will.
Do er aber in seinem dienst nach dem willen
Gottes alhie absturbe, dieweil er noch sechs klaine,
unerzogene kinder2 hat und ihme auf dieselben, da-
mit si christlich und dem negsten zu nutz erzogen
werden möchten, vil aufgeen wirdet und alberait
gehet, das denselben seinen kindern alsdann zu zucht
und lernung, seiner dienste hierin zu genießen, die-
selbe ein jarsbesoldung geraicht werden soll. Es soll
inen auch, wie andern gehorsamen burgerskindern
schutz und gueter wille zu ehrlich[er] furderung mit-
getailt werden3, desgleichen auch seiner verlassenen
wittiben4 dasjenig wie anderen kirchendienerwitti-
ben, widerfarn und nachvolgen.
3 Die Stadt wendete den Söhnen des Gallus im gan-
zen 641 fl. zu Studienzwecken zu (aaO. 19, 77. -
Geldwert und Kaufkraft dieses Betrages erhellen
daraus, daß er ungefähr dem des dreifachen Jahres-
gehalts eines Regensburger Geistlichen im Jahre
1582 entsprach [Dollinger, Evangelium 297]).
4 Gallus hatte sich, nachdem seine erste Gattin im
Jahre 1557 unter Hinterlassung von 6 Kindern ge-
storben war, 1558 zum zweiten Male mit einer Witwe
aus Regensburg verheiratet. Sie starb bereits 1563.
Er heiratete dann ein drittes Mal - wieder eine Witwe
aus Regensburg, die ihren Mann um über 40 Jahre
überlebt zu haben scheint (Leonh. Theobald, Eini-
ges über die Lebensschicksale des Gallus, in: ZbKG
19 [1950] 72 f.).

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