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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (13. Band = Bayern, 3. Teil): Altbayern: Herzogtum Pfalz-Neuburg, Kurfürstentum Pfalz (Landesteil Oberpfalz), Reichsstadt Regensburg, Grafschaft Ortenburg, Herrschaft Rothenberg, Herrrschaft Wolfstein — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.30630#0491
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III 19 Kirchenordnung (von 1567?)

aus freiem willen des Teufels und menschen durch
sie selb ist eingerissen, ist aus gerechtem gericht
göttlichs zorns drauf ervolgt die straf des tods, und
erhelt Gott noch die natur, beide der teufel und men-
schen, als seine creatur. Zu sünden aber gibt er durch
sich selb weder willen noch forderung, sondern wil
und fordert gar ernstlich, das man ihm für alle seine
geschepf, auch unser selb erhaltung und versorgung,
beide leibs und selen, dankbar, von herzen treu und
gehorsam sein, die sünde fliehen, ihn darzu noch in
allen nöten, geistlichen und leiblichen, anrufen und
alles guts sich zu ihm verstehen solle.
Secunda pars
de persona Filii et redemptione.
Aus diesem artikel lernen wir erkennen und beken-
nen die ander person des einigen göttlichen wesens,
den Son, und das ander gnadenwerk, die erlösung,
und beide also, person und ampt des herrn Christi,
das Gott von ewigkeit ihm gezeugt hab einen Son,
gleiches wesens, weisheit, gerech[tig]keit, macht und
herlichkeit, denselben auch in bestimpter zeit lassen
mensch werden, darzu empfangen vom Heiligen
Geist und von der jungfrau Maria geboren, Jhesum
Christum, unsern Herrn, nu waren Gott und men-
schen in einer person, darin er ihn unter das gesetz
getan, dasselbig zu erfüllen mit tun und mit leiden,
sterben und hellefaren, von dann er auch wider auf-
erstanden ist am dritten tage, gen himel gefaren,
sitzend alda zur rechten des Vaters, alles zu unser er-
lösung, gerechtigkeit und seligkeit, damit also wie
die schöpfung also auch die erlösung und wider-
bringung der gerechtigkeit und seligkeit von Gott
aus gnaden, on alles unser zutun und verdienst allein
durch Christum geschehen und, wie in Adam ein
frembde sünde zur verdammnis des tods ist zuge-
rechnet worden, also in Christo hinwider ein frembde
gerechtigkeit werde zugerechnet zum ewigen leben
allen, die es glauben und sich sein bessern, zum er-
löser und seligmacher ihn alhie noch annemen.
Welche ihn aber nit dafür annemen, noch ihr leben
bessern, denen wird er widerkommen am jüngsten
tage ein strenger richter zu ewigem, ihrem verder-
ben, derhalben wir Gott für solche gnad der erlösung,
gerechtigkeit und seligkeit in Christo billich danken,
uns derselben trösten durch waren glauben wider

alle anfechtung, durch ware buß und besserung des
lebens allzeit bessern söllen.
Tertia pars
de persona Spiritus S[ancti] et sanctificatione.
Aus diesem artikel lernen wir erkennen und be-
kennen die dritte person des einigen, göttlichen we-
sens, den Heiligen Geist und das dritte gnadenwerk,
die heiligung, und also beide, person und ampt des
Heiligen Geists.
Die person gehet vom Vatter und vom Son von
ewigkeit aus, gleiches wesens, weisheit, gerechtig-
keit, macht und herrlichkeit, wird gesendet in die
welt durch Christi verdienst, ihm alda unter dem
menschlichen geschlecht ein kirch zu samlen, Christi
verdienst, gerechtigkeit und seligkeit under sie aus-
zuteilen durchs wort und sacrament, welche gerech-
tigkeit und seligkeit der waren kirchen alhie noch
stehet in vergebung der sünde und gnediger an-
nemung der personen zum ewigen leben, so bald
auch hie noch mit sich bringt durch die widergeburt
ein anfang der abtötung des alten sündlichen lebens,
regung und trieb eines neuen gottseligen lebens, bis
die sünde durch den leiblichen tod entlich gar stirbt
und am jüngsten tage wider auferstehet ein ganz
neuer, volkomener mensch, der in eiteler gerechtig-
keit, herrlichkeit und freuden mit Gott ewiglich lebe,
welchs alles Gott aus gnaden durch seinen Heiligen
Geist erst selb gibt und wirket on unser zutun und
verdienst, gleichwie er hat on was die schöpfung und
erlösung gewirket, derhalben wir ihm abermals für
solche gnade ewig danken, ihn darumb bitten, der
empfangenen gaben zu warem gehorsam und seinem
preis gebrauchen söllen.
Oratio dominica.
Der drit teil des catechismi ist das gebet des vater-
unsers, dardurch wir dasjenige, was wir in artikeln
des glaubens bekennen, gemanet werden, mit rech-
tem ernst zu suchen und von Gott zu gewarten, da-
mit unser glaube nit allein wort oder kalte gedanken,
sondern ernst im herzen sei.
Und ist das vaterunser das allerbeste gebet, als
das unser lieber Herr seine apostel und alle Christen
selb gelert hat, auf das wir wissen, was und wie wir
beten sollen und der erhörung dabei gewis sein, da-

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