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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (13. Band = Bayern, 3. Teil): Altbayern: Herzogtum Pfalz-Neuburg, Kurfürstentum Pfalz (Landesteil Oberpfalz), Reichsstadt Regensburg, Grafschaft Ortenburg, Herrschaft Rothenberg, Herrrschaft Wolfstein — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.30630#0502
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Reichsstadt Regensburg

sünde vergeben [Luk. 7, 47] in gemein und in sonder-
heit.
Auf den gemalten flügeln inwendig steen die hei-
ligen sacrament.
Als erstlich auf dem rechten flügel zu oberst stehet
das sacrament der beschneidung und nemlich der
beschneidung Christi. Darunter dann die tauf
Christi, als der damit das zeichen des alten testa-
ments in seinen eigen leib hat wöllen aufheben und
das neue stiften. Zu unterst stehet, wie wir die tauf
in der kirchen Christi itzo pflegen zu halten.
Auf dem linken flügel stehet, wie der Herr selb
noch das alt osterlemblin isset mit seinen jüngern,
darnach [wie er] des neuen osterlemblins, das ist:
seiner selbeigen leidens und sterbens, das neue ge-
dechtnis stiftet im heiligen abendmahl seines leibs
und bluts; und wie wir das abentmahl itzo auch in
unsern kirchen halten.
Zurücks auf dem altar, da die communicanten
herumbgehen, stehet die lezt herrlich zukunft
Christi am jüngsten tage, in wolken herabfarend,
wie da die gleubigen und auserwelten, beide leben-
dige und tote, sampt den heiligen, lieben engeln ihm
auch entgegenfahren in ewige freude und seligkeit;
die ungleubigen und verdampten aber dargegen
sampt den teufeln werden ausgestoßen in die pein
des ewigen, hellischen feuers, welches beides dem
verdienst Christi und dem predigtampt in dieser
welt, ob man es gleich itzo weder siehet noch glaubt,
entlich wird in jener welt gewislich volgen und ein
jeder seinen teil erfaren.
Zu unterst am hintern teil des sargs ist das exempel
des reichen mans in der helle und armen Lazari in
der schoß Abrahae [Luk. 16, 19-31] hiezu gemalet.
Uber diese tafel sind wenig andere gemelde in un-
sern kirchen, als nit mehr denn transfiguratio Do-
mini, institutio coenae, die tauf Christi und absolu-
tion der sünderin29 in der neuen pfarr. In den andern
kirchen sind ihrer fast noch weniger und alles aus
der historien Christi.

29 Lnk.7 , 36-47. - Diese hier genannten Bilder schei-
nen nicht mehr bekannt zu sein.
30 wohl der (von Justus Jonas geschaffenen) Herzog
Heinrich Agende von 1539 in der Ausgabe von 1555
( Sehling 1, 89. 266ff.).

Orgeln, figural- und lateinisch geseng wird wenig
gebraucht und doch gebraucht, obgemelter ursa-
chen wegen und von wegen der jugent, auch der an-
dern, so lateinisch verstehen. Was deudsch gesungen
wird, singen schulen und ganze gemeine stets vleißig
miteinander.

[9.] Von der tauf und jachtauf,
wie die beide in unser kirchen
mit ceremonien gehalten werden.
Die substantialia der tauf, wie auch des Herrn
abentmahls, als da sind wort und element, wie die
der Herr Christus selb hat verordnet, werden von
uns vleißig und unverendert gehalten, gleich der
lere selb von diesen heiligen sacramenten.
Mit den andern ceremonien, was Christus nit selb
geordnet und befolen hat, halten wir uns gleichför-
mig andern wolgeordneten kirchen als den sächsi-
schen30 und brauchen hierin der agende Viti Theo-
dori31, sine superstitione, da mans zu finden hat
und, do es von nöten, hie wol mag nachgeschrieben
werden.
Were dabei gleichwol in unserer pfarre noch zu
endern, wie etlich mal ist angeregt, das guter ord-
nung halben - doch außer der not, welche man an
keine zeit binden solln och kan - gewisse stunden zu
taufen möchten angestellt werden32, wie ander enden
zum mehrer teil geschicht - eine stunde vor dem
mittage, die andere darnach -, und das ein puls dar-
zu geschehen möchte und alle kindlein, soviel mög-
lich, offentlich in die kirch gebracht, das viel leut
sich darzu versamleten, die herrlichkeit dieses
sacraments verstehen lerneten und sich derselben
oft erinnerten.
Es were auch wol zu verordnen, das der kinder
eltern alzeit zuvor bei dem pfarrher umb die tauf an-
suchten und allda die gevattern anzeigten, neben

31 Sehling 11, 505-508.
32 Das geschah dann aber erst 1588 (siehe unten
S. 508!).

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