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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (13. Band = Bayern, 3. Teil): Altbayern: Herzogtum Pfalz-Neuburg, Kurfürstentum Pfalz (Landesteil Oberpfalz), Reichsstadt Regensburg, Grafschaft Ortenburg, Herrschaft Rothenberg, Herrrschaft Wolfstein — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.30630#0549
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IV 1. Reformationsmandat vom 25. Okt. 1563.

Wir, Joachim, grave zu Orttemburg, entbieten
allen unsern undertanen unser grafschaft Orttem-
burg, was stands und wirden die seien, unsern gne-
digen grueß und, was wir liebes und guets vermügen,
und tuen hiemit kund offenbar:
Nachdem der ewig, barmherzig Gott, Vater unsers
Herrn Jhesu Christi, aus sonderlicher gnad und
väterlicher barmherzigkait zu disen lesten zeiten
sein heilig, göttlich wort an vilen orten hell und clar
an tag gebracht und jederman offenlich predigen,
fürtragen und verkünden lassen und auns auch
insonderhait, die wir weiland unwissend in finster-
nus gesteckt und gelebt, nun durch seinen Heiligen
Geist zu recht warem erkantnüs seines allainselig-
machenden worts gnediglich komen lassen, darfür
wir, ime dann ewig zu danken und nach seinem willen
gehorsamblich zu leben, uns schuldig und pflichtig
erkennen,
so haben wir aus ernstlichem, unvermeidenlichen
bevelch der hohen göttlichen majestät, sein ewige we-
sen und willen gegen dem ganzen menschlichen ge-
schlecht allain aus seinem geoffenbarten wort zu er-
kennen, ursachen, unser selbst conscientie und von
Gott aufgelegten tragenden ambts halben, dessen
wir am jüngsten tag vor dem gestrengen richter-
stuel des königs aller könig in beisein der englischen
und menschlichen kirchen müssen für uns selbst und
alle unsere von Gott gegebene undertanen ernstliche
rechenschaft geben und verjechen1, aus cristlicher
lieb, treu und zunaigung gegen euch, unsere liebe
undertanen, nicht lenger umbgehen können, uns
baider - unserer aignen und unserer undertanen -
seligkait und, was uns darzue zu wissen, auch ambts
halber darzu inen von nöten, mit ernst und crist-

Druckvorlage: Gleichzeitige Abschrift (Papier,
Folio, 6 Seiten. - MHStA Abt. I. Grafschaft Orten-
burg Lit. 25 Tom. VI f. 282-284). - Siehe oben S. 524f.!
a In der Vorlage steht hier offenbar als Schreibfehler
noch: was.
b Sollte hier nicht ein Lesefehler für „lerer“ vorliegen?
Dann wäre dabei vor allem an Nikolaus Gallus in
Regensburg gedacht (siehe oben S. 378!).

lichem eifer anzunemen und auch dahin zu geden-
ken, damit wir dem Herrn der eern Jhesu Christo,
unserm ainigen Heiland und seligmachenden mitt-
ler, auch seiner gespons2, der lieben kirchen, aus
schuldiger dankparkeit unsern vleiß und dienst in
unserm bevolhnen ambt beweisen und demselben,
in unser armen, geringen und des heiligen reichs erb-
freien grafschaft auch mit seinem evangelio einzuzie-
hen, gern und willig ain türlein eröffnen und, bei uns
mit seinem Heiligen Geist zu lernen3, hausen und
herbergen, ain örtlein einräumen und vergönnen mö-
gen.
Demnach sind wir genzlich entschlossen, forthin,
wie wir dann alberait angefangen, vermittelst gött-
licher hilf mit guetem zeitigem rat, auch gründlicher
wissenhait cristlicher lerb im namen und zu lob dem
ewigen Son Gottes und unser, auch eur selbst seligen
wolfart das cristliche liecht des allainseligmachen-
den und zu disen unsern zeiten widerumben gnedige-
lichen von Gott erleuchten, göttlichen worts euch,
unsern getreuen, lieben undertanen in so großer
finsternüs der warheit und lebendigmachenden
trosts lassen fürhalten durch taugentliche, unsträf-
liche personen und die notwendigen ministeria der
heiligen, hochwirdigen sacramenten und ander baide
- der kirchen und schuelen - sambt den christlichen,
eerlichen, nützlichen und erpaulichen ceremonien
anrichten und bevolhen nach der ainigen und in alle
ewigkait unwandlborn regel und richtschnur der
heiligen, göttlichen prophetischen und apostolischen
lehr und derselben gemeßen und durchaus uberein-
stimmenden augspurgischen confession.4
Sonderlich aber widersprechen wir auch allen rot-
ten und secten, so Gottes wort, der augspurgischen
1 = verjehen = aussagen (Schmeller 1, 1205. —
Grimm 12 I 607).
2 =sponsa = Braut (2. Kor. 11,2. - Eph. 5,32).
3 = lehren (Schmeller 1, 1502).
4 Bekenntnisschriften 44-137.
5 Bekenntnisschriften 139-404.

34 Sehling, Bayern III

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